Rezension

Viel Historie, flache Geschichte

Das Fundament der Ewigkeit - Ken Follett

Das Fundament der Ewigkeit
von Ken Follett

Bewertet mit 3 Sternen

Die ersten Follett-Historienschinken habe ich geliebt. Da wurde einem anhand einer fesselnden Geschichte Geschichtliches vermittelt, ganz nebenbei. Spannende Figuren erlebten Schicksalhaftes und der historische Rahmen floss ganz selbstverständlich ein.

Mir kommt es so vor, als hätte Herr Follett seinen Schwerpunkt verlagert und dabei sein Gespür für runde Geschichten und Personenzeichnung aus den Augen verloren. Er präsentiert Historie und hat dabei keine Angst vor großen Themen, wie die Jahrhunderttrilogie gezeigt hat, aber schon da konnte man meinen, seine Figuren dienen nur als Plattform für historische Vorträge. Ihre persönliche Geschichte ist weniger von Belang.

 

Hier sind wir wieder in Kingsbridge, aber gut 200 Jahre später als im Vorgängerband der Reihe. Es ist 1558, England im Glaubenskrieg. Protestanten und Katholiken kämpfen um die Vorherrschaft, was sich im Zwist um die Regierungsgewalt von Elisabeth I und Maria Stuart niederschlägt.

Das Buch behandelt ca. 40 Jahre dieser bewegten Zeit und erzählt aus Sicht von Ned Willard, einem Spion Elisabeths, von den Ereignissen.

 

Damit fängt mein Problem mit dem Buch auch schon an. Wer ist Ned Willard? Zunächst ist er jung und unglücklich verliebt, was ihm unser Mitleid einträgt, aber ist er von Adel, ein Kaufmannssohn oder gar ein Matrose auf Landgang? Das bleibt lange unklar. Davon abgesehen hat er keinerlei Eigenschaften außer protestantisch und verliebt zu sein.

Als seine Lebensplanung scheitert, weil er die Frau seiner Träume nicht bekommt, begibt er sich in Elisabeths Dienste, das ist nobel, aber ist das so einfach? Nimmt sie jeden Ned, der nichts zu tun hat, mal eben auf? Vermutlich hat er Talente, Geist, Witz, Ideen, der Leser kann an dieser Stelle nur mutmaßen. Auch seinen späteren Aufstieg zu Elisabeths Berater und Meisterspion muss man als gegeben hinnehmen. Falls da eine Entwicklung stattfand, wird sie nicht erzählt.

 

Genau wie Ned bleiben alle Figuren schemenhaft. Selbst die großen Königinnen, Maria und Elisabeth, wirken wie trotzige Primadonnen. Sie tun, was sie tun müssen, das ist historisch belegt, lebendig werden sie nicht und das hätte ich mir von diesem Buch gewünscht.

Ich fand es auch problematisch, dass fast jeder kurz und knapp mit dem Vornamen bezeichnet wird. In einer Welt, in der Rang und Titel eine große Rolle spielen, ist es ein Unterschied ob nun Margery Fitzgerald Bart Shiring heiraten muss oder ob die Tochter von Sir Reginald mit dem Viscount Shiring verkuppelt werden soll. Ganz schwierig wird es, wenn dazu noch Klerus ins Spiel kommt und Pfarrer, Adlige, Diener oder Rebellenführer alle nur Vornamen haben. Damit geht viel Atmosphäre verloren.

 

Dieses Buch erzählt wieder ein großes Kapitel Historie, geschmückt mit viel Drumherum, Kämpfen, Intrigen, Blut, Liebe, Sex and Crime, ein großes Buch ist es nicht. Mich kann ein Buch nicht fesseln, wenn die Protagonisten kein Gesicht haben. Zum Glück habe ich es als Hörbuch gehört, da bekommt man es vorgelesen und kann das ein oder andere Kampfgetümmel an sich vorbeirauschen lassen. Das Buch hätte ich ganz bestimmt beiseitegelegt.

 

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 09. November 2017 um 18:33

Vergallopiert hat er sich, der Herr. Oder er denkt von sich als großartigen Historiker.

Sursulapitschi kommentierte am 09. November 2017 um 18:46

Ich denke, er haut zu schnell die 1000+ Seiten schinken raus.