Rezension

Viel kann auch zu viel sein.

Die Eishexe
von Camilla Läckberg

Bewertet mit 3 Sternen

Drei zeitliche Ebenen ziehen sich durch das Buch. Das Heute, wo ein vierjähriges Mädchen umgebracht wird. Die Zeit vor dreißig Jahren, als schon mal ein vierjähriges Mädchen umgebracht wurde. Dazu lebten beide Opfer auf dem selben Bauernhof. Damals hatten sich zunächst zwei 13 Jahre alte Mädchen zur Tat bekannt, ihr Geständnis später aber widerrufen. Die dritte Zeitebene spielt vor dreihundert Jahren. Dabei geht es um Hexenverfolgung. Daher dann auch der Titel des Buches.

Diese dritte Ebene hätte ganz weggelassen werden können. Sie steht mit dem anderen Inhalt des Buches überhaupt nicht in Verbindung. Erst im Epilog wird krampfhaft versucht eine Verbindung zu konstruieren. Ich habe nach einiger Zeit, als ich merkte, dass es sich um eine quasi eigenständige Geschichte handelt, diese Teile nacheinander bis ans Ende des Buches gelesen. Ich habe den Eindruck Camilla Läckberg hat diese Geschichte, die sie vielleicht irgendwie herumliegen hatte, auf diese Weise verwertet.

Es ist nicht nur diese alte Zeitebene, die meiner Ansicht nach zu viel ist. Gleich auf den ersten Seiten wird man von einer Vielzahl von handelnden Personen gleichsam erschlagen. Ich musste mehrfach zurückblättern, um zu schauen, wer ist das denn eigentlich. Erst so etwa ab der Hälfte des Buches gewann ich dann langsam einen Überblick. Es wäre besser gewesen, wenn die Personen behutsamer eingeführt würden. Auch wäre vielleicht so was wie eine Namensübersicht im Anhang ganz nützlich.

Zu viel ist meiner Ansicht nach in das Buch auch bei der Handlung, die im Heute spielt, hineingepackt worden. Da sind die Flüchtlinge, der aufkommende Rechtsradikalismus, da ist der Segelkurs, eine Hochzeit mit Überraschung, die alternde Schauspielerin, ein homosexuelles Paar und ein lesbisches Paar, der dominante Vater, die duckmäuserische  Mutter, Mobbing durch Schülerinnen und Schüler,... Muss denn alles hineingepackt werden? Etwas Verschlankung hätte dem Buch gut getan.

Camilla Läckberg kann schreiben. Wenn man die Durststrecke am Anfang überwunden hat, liest sich das Buch ganz angenehm. Ich empfehle, die Abschnitte, die mit "Bohuslän xxxx" überschrieben sind, einfach auszulassen. Sie verwirren nur und haben mit dem Kriminalfall bzw. den Kriminalfällen nichts zu tun.