Viel Lärm um nichts
Bewertet mit 2 Sternen
Wie man unschwer an meiner Überschrift erkennen kann, hat mich dieser Band nicht sonderlich begeistert. Im Gegensatz zu den ersten beiden Büchern fand ich dieses hier ziemlich plotlos, langatmig, wie eine Aneinanderreihung verschiedener Szenen, die irgendwie lieblos miteinander verbunden wurden und ganz, ganz schlimm: ohne Logik.
Worum es geht, ist schnell erzählt: Allie leidet nach den traumatischen Ereignissen der letzten Zeit nicht nur unter dem Tod ihrer Freundin, sondern auch an den Verletzungen, die sie sich beim Kampf gegen Gabe und Nathaniel zugezogen hat. Sie hat das Gefühl, dass kein Mensch versteht, was sie durchmacht, schlimmer noch, dass keiner etwas tut, um Nathaniel zu stoppen und die Toten zu rächen. Deshalb beschließt sie, Cimmeria zu verlassen und flieht. Natürlich kommt sie nicht weit. Weil sie mit ihrem alten Kumpel Marc in eine Kirche einbricht, um aus der Kälte zu kommen, schnappt sie die Polizei und bringt sie wieder zurück. In der Schule trifft sie auf ihre Großmutter, die ihr ein wenig den Kopf wäscht und dazu bringt, alles, was sie eben noch gedacht hat zu revidieren und wieder voll mitzumachen.
Von ihrer Großmutter erfährt sie, dass Nathaniel mittlerweile nahe dran steht, ihr die Macht zu entreißen, seine Verbündeten werden immer stärker, und auch Cimmeria ist nicht mehr sicher. Es gibt einen Spion unter ihnen und Misstrauen und Argwohn entsteht. Als die ersten Schüler von Anhängern Nathaniels mit Gewalt von der Schule geholt werden, spitzt sich die Lage zu - und dann wird auch noch Rachel entführt ...
Klingt alles ein bisschen dünn, hm? Ist es leider auch. Allie rennt weg, kommt zurück, benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen, entschuldigt sich dafür, macht im nächsten Moment dasselbe, kann sich wieder mal nicht zwischen zwei Jungs entscheiden, entscheidet sich doch, dann wieder nicht, rennt ständig dahin, wo sie garantiert in Gefahr gerät und reißt ihre Freunde da mit rein, ist trotzdem bei denen, auf die es ankommt, beliebt und lernt über das ganz Buch nichts hinzu. Das ist auf Dauer ermüdend, zumal ihre extremen Zickereien eigentlich nicht zu dem taffen Mädchen passen, das sie in den ersten zwei Bänden war. Das könnte man ja noch mit posttraumatischem Stresssyndrom entschuldigen, wenn ... ja, wenn nicht alle in dieser Schule total unlogisch handeln würden.
Achtung, möglicherweise Spoiler:
Da wissen die also, dass Nathaniel die Schüler von der Schule reißen will. Bereiten sie sich drauf vor? Nö, die lehnen sich zurück und was? Essen die Popcorn, oder was?
Ich meine, die Schule ist nur durch eine Straße zu erreichen, die mit einem Zaun und mächtigen Tor abgeriegelt ist, richtig? Wie können dann plötzlich 90 (!!!) Riesenautos im Sekundenbruchteil vor der Schule parken, dort die Superleibwächter aussteigen und die Kids rauszerren? Ich hätte gar nicht erst das Tor geöffnet bzw. so lange dafür gebraucht, dass alle, die nicht weg wollten, locker-lässig zu einem sicheren Versteck hätten fliehen können. (Und nebenbei Blümchen pflücken und Popcorn essen.)
Oder was für eine sinnlose Aktion war das zum Schluss? Da hatten sie einen Plan bzw. das Wissen, dass sich Nathaniel irgendwo aufhält, und anstatt dass Raj einen Sniper anheuert und dem sagt: Hey, Bursche, du legst dich einfach mal da hin und wartest, bis der Spinner auftaucht, dann bläst du ihm die Rübe weg, macht er was? Er versorgt Allie mit einem Headset, das jeder Hergelaufene knacken kann?
Selbst das wäre noch zu entschuldigen, mei, hat er halt auf die Schnelle keinen Sniper aufgetrieben. Aber wo waren er und seine Leute, als Allie und ihre Freunde schon gerauft haben? Die wussten doch, was passiert, die waren in der Nähe - zumindest war's so abgemacht. Aber nein, die haben wahrscheinlich noch gemütlich im Wald gehockt, die Supersecurities, Würstchen gegrillt und sich über das letzte Fußballspiel unterhalten, anders ist es nicht zu erklären, warum sie erst auftauchten, als alles vorbei war. War ja ein ganz ein toller Plan, bin total beeindruckt. ^^
Fazit: Bitte, bitte, lass den nächsten Band wieder spannender und logischer werden. Sonst endet diese Reihe in derselben Katastrophe wie Shadow Falls Camp.