Rezension

Viel Luft nach oben

Die fünfte Welle - Rick Yancey

Die fünfte Welle
von Rick Yancey

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Satz
Es wird kein Erwachen geben.
 
Meine Meinung
Inhalt
Am Anfang ging die Menschheit noch davon aus, dass die Außerirdischen, die sich zeigten wohlgesonnen sind, doch sie wurden schnell eines Besseren belehrt, als diese die erste Welle auf sie nieder ließen. Es gab fortan keinen Strom mehr. Viele gingen davon aus, dass die zweite Welle an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten sei, bis "Die Anderen" eine Seuche auf die Erde schickte, die noch mehr Tote forderte, als alle anderen Wellen zuvor. Auch Cassie verliert jemanden an die Seuche, doch nicht nur einen geliebten Menschen muss sie los lassen, es werden noch welche folgen. Sie selbst ist auch sehr bald schon dem Tod näher, als sie sein wollte, bis Evan sie rettet. Die Beiden machen sich auf den Weg Cassies Bruder Sam zu finden und auf ihrem Weg erfahren sie einiges, womit sie niemals gerechnet hätten...

Seit Beginn der vierten Welle kann man sich nicht mhr darauf verlassen, dass Menschen noch immer Menschen sind. Aber man kann sich darauf verlassen, dass ein Gewehr immer noch ein Gewehr ist.
Seite 20

Charaktere
Cassie ist eigentlich die Hauptperson in dieser Geschichte. Sie lebte vor der "Alien-Invasion" mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder zusammen und führte ein normales Leben. Cassies Gedanken konnte ich manchmal nicht ganz folgen, weil sie so sprunghaft waren. So sprunghaft wie ihre Gedanken, waren ebenso ihre Handlungen. Im ersten Moment macht sie etwas, um es im nächsten wieder zu relativieren.
Sam, der kleine Bruder von Cassie ist ein Winzling zum lieb haben. Ich habe ihm seine Gefühle, auch wenn man diese nicht oft zu spüren bekam, absolut abgekauft. Seine Ängste haben mich dazu veranlasst ihn total gerne in Arm nehmen zu wollen. Doch scheint dieser kleine Kerl auch so zerbrechlich zu sein, ist er im inneren ein sehr starker und tapferer junger Mann.
Evan rettet Cassie vor ihrem sicheren Tod. Ich bin leider die ganze Geschichte nicht richtig mit ihm warm geworden, weil er so undurchschaubar war und ich nie wusste, woran ich bei ihm bin. Als sich schließlich herausstellte, dass ich mit meiner Vermutung was ihn betrifft richtig lag, war ich ein bisschen enttäuscht.

"Bevor ich dich gefunden habe, dachte ich, man könnte nur dann durchhalten, wenn man etwas findet, wofür man leben kann. Das stimmt nicht. Um durchzuhalten, muss man etwas finden, wofür man bereit ist zu sterben."
Seite 302  

Gesamt
"Die 5. Welle" fängt wirklich sehr, sehr langsam an. Das Buch wollte nicht so richtig an Fahrt aufnehmen und hat mich mit seinen Wechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit sehr verwirrt und meinen Lesefluss stark beeinträchtigt. Mir kamen die Sprünge in die Vergangenheit viel zu plötzlich und diese Ausflüge empfand ich auch als viel zu lang. Lieber hätte ich mehr darüber erfahren, was gerade passiert, als mir zig Seiten über das Gewesene zur Gemüte zu führen. Dadurch, dass am Anfang mehr über die Vergangenheit von Cassie erzählt wurde, wurde mir schnell langweilig und es wollte keine Spannung aufkommen. Es hat mich irgendwann schlicht nicht mehr interessiert, wie es damals gewesen ist. Kleinere Ausflüge ins mal da gewesene hätten mir persönlich völlig gereicht und auch der Entwicklung der Geschichte in keinster Weise geschadet.
Nach dem zähen Beginn hatte ich mich endlich eingelesen und war schon bald erstaunt, fasziniert, aber auch ziemlich erschreckt, weil es bis auf ein paar Einschränkungen, schon so passieren könnte, wie Rick Yancey die Geschichte "Der Anderen" nieder geschrieben hat. Der Gedanke hinter diesem Buch hat mich zutiefst interessiert, schließlich glaube ich selbst daran, dass wir garantiert nicht die einzigen Lebewesen sein können. Dass "Die Anderen" keineswegs in Frieden auf die Erde aufschlagen wollen bringt meiner Meinung nach ebenfalls ziemlich guten Stoff für einen Roman und lässt auf sehr hohes Potenzial hoffen.
Bedauernswerter Weise wurde dieses Potenzial aber nicht so genutzt, wie ich es mir gewünscht habe. Der Schreibstil war mir ein bisschen zu wirr. Es wird gesprungen, was das Zeug hält. Das Tempo, was die Sprünge hat, hätte ich mir in der Geschichte allgemein als Spannung erhofft, denn dann hätte ich auf jeden Fall noch mehr Spaß an diesem Roman gehabt. Ich habe mich sehr gefreut, als nicht mehr so viel über die Vergangenheit berichtet wurde und war richtig drin in der Geschichte, bis ich an einem Kapitel angelangt bin, wo ich plötzlich überhaupt keine Ahnung hatte, wer da gerade erzählt. Ohne Hinweise werden ab dem zweiten Abschnitt die Erzähler gewechselt. Mal berichtet Cassie (wie man es gewohnt war), mal geht es um Sam und dann haben wir auch noch Zombie der uns seine Geschichte erzählt. Ich empfand es leider häufig als sehr schwierig so noch der Geschichte folgen zu können. Durch diese Sprünge der Erzähler kam mir die Erzählweise des Romans sehr abgehackt vor. Cassie erzählt - Es wird gerad spannend ZACK Sam erzählt - Man hat sich eingelesen ZACK Cassie ist wieder dran - Ach, da war sie gerade.
Dieses Hin und Her hat mich irgendwann sehr genervt und auch die aufkeimende Spannung für mich erneut im Keim erstickt.
Erst zum Ende hin, als sich endlich alles auflöst, nämlich wo "Die Anderen" herkommen und wer sie sind, hat mich dazu gebracht die Seiten zu inhalieren. Die Puzzleteile, die durch die verschiedenen Erzählperspektiven auf dem Tisch lagen, haben endlich ein Ganzes Bild ergeben. In dieser Situation fiel es mir schwer das Buch noch mal aus der Hand zu legen. Das Ende fand ich gelungen, es macht auf jeden Fall neugierig auf den zweiten Teil, wobei ich mir selbst noch nicht genau sicher bin, ob ich diesen überhaupt lesen möchte.  

Fazit
Der Grundgedanke einen Roman über "Aliens" zu schreiben hat mir sehr gefallen. Leider bin ich jedoch nicht mit der Umsetzung klar gekommen. Die Sprünge in die Vergangenheit und zu den verschiedenen Charakteren haben mir die Spannung und auch fast den Lesespaß genommen. Cassie Handlungen konnte ich manchmal absolut nicht verstehen und auch mit Evan bin ich das ganze Buch über nicht warm geworden. Die Erklärung, warum er Cassie gerettet hat, war mir absolut nicht schlüssig.
Die vielen für mich unvorhersehbaren Wendungen zum Ende hin konnten meine Bewertung noch in die Höhe treiben. Ohne diese Punkte und die endlich aufkommende Spannung fast am Schluss des Buches, wären es nur zwei Blümchen geworden, so bekommt "Die 5. Welle" von mir drei.
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