Rezension

Viel Luft nach oben

Wer die Lilie träumt - Maggie Stiefvater

Wer die Lilie träumt
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 3 Sternen

Blue ist immer noch mit den Raven Boys unterwegs, um das Geheimnis der Ley-Linie weiter zu ergründen. Seitdem Adam diesen Magiestrom durch ein Opfer geweckt hat, ist er anders. Er verschließt sich noch mehr vor den anderen als ohnehin schon. Blue stellt damit fest, dass Adam nicht ihre wahre Liebe ist und dies auch nie sein wird. Stattdessen fühlt sie sich immer mehr zu Gansey hingezogen, was gar keine gute Idee ist, weil ihre Schicksale eng miteinander verwoben sind. Währenddessen wird Ronan von seiner Vergangenheit eingeholt. Er entwickelt seine Kräfte, Gegenstände aus seinen Träumen mitzunehmen, weiter, jedoch ist dies eine Fähigkeit, nach der einige mächtige Männer gieren.

Wer die Lilie träumt knüpft nahltos an seinen Vorgänger Wen der Rabe ruft an. Schnell musste ich feststellen, dass die Probleme, die ich mit dem ersten Band hatte, hier auch vorzufinden bzw. noch "schlimmer" sind.

Auch hier fand ich, dass es viel zu langsam voranging. Die meiste Zeit wusste man nicht, wohin der Roman hinführen soll, ein roter Faden hat mir gefehlt. Ich hatte das Gefühl, als würde hier und da etwas erzählt werden. Diese einzelnen Segmente sind zwar alle für sich wichtig und haben für den weiteren Verlauf einen Sinn, trotzdem habe ich mich immer etwas verloren gefühlt.
Andererseits war aber auch handlungstechnisch viel zu viel los. Wie passt das zusammen?
Erzählt wird wieder aus der Sicht mehrerer Personen. Auffällig ist dabei, dass der Figur Ronans viel mehr Platz eingeräumt wird. Das ist teilweise so viel Raum, dass Blue nur noch zur Nebenfigur wird. Wenn dann wieder aus ihrer Sicht erzählt wird, habe ich das Gefühl, ich würde einen völlig anderen Roman lesen, weil die Geschichten der beiden soweit auseinander gehen. Für mich ist die Handlung in diesem Sinne zu viel, zu vielschichtig und nicht linear genug. Es kommt mir alles etwas zerstückelt vor; auch der graue Mann passt da nicht so ganz hinein. Zwar fügen sich die Handlungsstränge am Ende schön zusammen, trotzdem hatte ich als Leser das Gefühl, immer außen vor gelassen zu werden. Ich konnte mich nie richtig in die Handlung hineinfinden, weil die einzelnen Erzählungen zu weit auseinander lagen.

Positiv war natürlich mal wieder die Sprache. Stiefvater spielt eine Menge damit herum und schafft so ganz tolle Sachen.

"Wenn man nie die Sterne gesehen hatte, waren einem Kerzen genug." (S. 79).

Auch wenn ich mit der Handlung immer noch nicht so ganz klar komme, möchte ich trotzdem wissen, wie es weitergeht. Ich würde mir für die Folgebände wünschen, dass ein roter Faden besser erkennbar wäre und man sich auf eine Haupthandlung fokussieren würde. Mehrere Handlungsstränge sind ja eigentlich kein Problem, aber hier stört es mich echt extrem. Ich hatte nie das geliebte Gefühl, weiterlesen zu müssen. Gegenüber der Geschichte hatte ich ein mildes Interesse, aber ich bin zu keiner Zeit vor Spannung gestorben, dass das Lesen zu einer Sucht geworden wäre. Dabei finde ich, dass die Reihe eigentlich Potential dazu hätte!
Deswegen hoffe ich auf eine Besserung in den Folgebänden.