Rezension

Viel ungenutztes Potential

Skylark - Der eiserne Wald - Meagan Spooner

Skylark - Der eiserne Wald
von Meagan Spooner

Hier muss ich mal zugeben, dass »Skylark« für mich eine absolute Coverentscheidung war, denn obwohl ein Mädchengesicht drauf ist – was mich sonst eigentlich stört – fühlte ich mich von dem Cover direkt angesprochen. Also scheinen da die Grafiker alles richtig gemacht zu haben. Als mich dann auch noch der Klappentext überzeugte, musste ich dieses Buch unbedingt lesen!
Lark wächst in einer Stadt auf, die abgeschottet vom Rest der Welt existiert. Draußen – außerhalb der Mauer – herrscht die Magie, die alles korrumpiert hat und die Erde zu einem gefährlichen Ort macht. Um die Magie innerhalb der Stadt zu kontrollieren, wird sie den Menschen im Kindesalter entzogen und zum Schutz vor der Außenwelt eingesetzt. Obwohl Lark schon 16 ist, wurde sie noch nicht geerntet. Als sie durch ein blödes Missgeschick ihre Magie nutzt, wird man jedoch auf sie aufmerksam und Lark begreift schnell, dass sie sich in großer Gefahr befindet. Also flieht sie in eine fremde Welt und ist von nun an auf sich alleine gestellt. Doch so alleine ist sie gar nicht. Was sind diese schrecklichen Kreaturen, die übereinander herfallen? Wer ist der Junge mit den auffallenden Augen? Und warum hilft ihr ausgerechnet ein Kobold?
»Skylark« ist wirklich ein Buch mit Höhen und Tiefen und lässt mich mit sehr durchwachsenen Gefühlen zurück. Es ist in drei Teile aufgeteilt. Grob kann man sagen, dass der erste Teil alle Erlebnisse in der Stadt beinhaltet bis zu ihrer Flucht. Der zweite Teil befasst sich damit, wie sie (planlos) durch die Gegend rennt und im dritten Teil geht es um den Eisernen Wald. Der steht nämlich nicht direkt außerhalb der Mauern der Stadt, wie man im Klappentext vielleicht denken könnte. Während ich den Anfang, also den ersten Teil, noch sehr gut und spannend fand, fiel es im zweiten Teil dann drastisch ab. Natürlich ist die Welt außerhalb der Mauern interessant und da kann man viel beschreiben und alles, aber irgendwann hat es sich einfach gezogen, da im großen und ganzen nichts dramatisches passiert. Selbst als sie sich dann Oren anschließt, nimmt es nicht wirklich Fahrt auf. Lark ist viel alleine und man hat als Leser nur ihre Gedanken und ihre Sicht. Das kann dann schon zäh und eintönig werden. Ich habe sehr auf den Kobold Nix gehofft, dass er als kleiner Running Gag funktioniert, als drollige Nebenfigur, die alles etwas auflockert, aber selbst da kam mir dann eindeutig zu wenig. Die Dialoge, die einen Roman ja auch oft erst lebendig machen, konnte man streckenweise an einer Hand abzählen. Um der Spannung willen, hätte man dort wirklich drastisch kürzen können.
In der Stadt hingegen fand ich die Beschreibungen noch gelungen und wirklich interessant. Ich will ja immer gerne wissen, wie das alles strukturiert ist und funktioniert und dgerade in Dystopien kann man sich da ja austoben. Diese Magie-Steampunk-Mischung, mit der Maschinen betrieben wurde, war wirklich eine schöne Idee.
Erst gegen Ende nimmt der Roman wieder Fahrt auf. Auch Lark hat sich verändert, ist mutiger geworden und wirkt stark. Das lässt alles sehr hoffnungsvoll ausklingen und auf eine spannende Fortsetzung hoffen. Allerdings ist es echt zwischenzeitig ein Kampf und kein überragender Auftakt in diese Reihe.
Der faszinierendste Charakter in diesem Roman ist in meinen Augen Oren. Ich fand ihn direkt sehr spannend. Er kennt nur die Welt draußen und hat viel über sich und wo er herkommt vergessen. Aber er ist gerissen und kalt genug um zu überleben. Ich wollte direkt mehr über ihn erfahren und fand ihn fast schon sympathischer als Lark. Natürlich ist Lark auch ein gut ausgearbeiteter Charakter. Sie hat Stärken, Schwächen, Selbstzweifel. Sie blickt hinter das System, versteht und flieht und dann entwickelt sie sich. Das ist nicht übertrieben dargestellt und es ist sehr realistisch, wie verloren sie eigentlich in einer fremden Welt ist. Niemandem würde das wohl leicht fallen.
Etwas genervt hat mich irgendwann dieser dämliche Papiervogel. Jetzt mal ehrlich, der war in ihrer Hosentasche und wurde nass und ähnliches. Das Ding müsste völlig hinüber sein, aber nee. Das fand ich irgendwann total unglaubwürdig. Außerdem hätte ich mir mehr gewünscht, dass Skylark sich ein wenig mehr ausprobiert in Sachen Magie. Also mich hätte das ja gereizt. Jetzt, wo ich für den Gebrauch nicht mehr bestraft werden kann. Aber das wurde wenigstens noch gut geregelt. Magie funktioniert nach einem interessanten Prinzip, denn man muss seine Kraft quasi durch Nahrung wieder auftanken. Nachdem man zu viel Magie genutzt hat, bekommt man Hunger. Und da Lark auf ihrer Reise nicht viel isst, kann sie auch leider nicht viel Magie wirken. Die Idee fand ich eigentlich ganz gut gemacht.

Am Ende weiß ich irgendwie immer noch nicht so richtig, was ich von »Skylark« halten soll. Die Idee an sich ist wirklich gut und in den nächstens Teilen kann da auch noch was kommen. Die lange Durststrecke in der Mitte ist nur wirklich eine Qual und ich kann es keinem verdenken, wenn man dann aufgibt. Aber hey, es wird besser! Ich denke hier sollte sich wirklich jeder ein eigenes Bild machen.
Meine gemischten Gefühle spiegeln sich in 3 Skulls wieder.