Rezension

Viel verschenktes Potenzial

Teardrop - Lauren Kate

Teardrop
von Lauren Kate

*Worum geht's?*
Schon als kleines Mädchen musste Eureka ihrer Mutter versprechen, niemals mehr zu weinen. Selbst nach dem schrecklichen Unfall, bei dem ihre Mutter ums Leben kam und den sie selbst nur schwer verletzt überlebte, hat Eureka keine einzige Träne vergossen: Nicht im Krankenhaus. Nicht auf der Beerdigung. Nicht einmal während des Versuchs, ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Eureka ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, auch wenn sie einen gewissen Teil von sich niemals verloren hat. Doch dann trifft Eureka auf Ander und das Schicksal scheint die beiden immer wieder zueinander zu treiben. Während Eureka ihm langsam zu vertrauen beginnt, ist ihr bester Freund Brooks mehr als skeptisch. Wer ist dieser Ander? Warum weiß er Dinge über Eurekas Leben, von denen er gar nichts wissen kann? Als Brooks sich plötzlich selbst seltsam verhält, wird Eureka klar, dass sie endlich herausfinden muss, was es mit dem Versprechen auf sich hat, das sie ihrer Mutter gegeben hat. Was steckt wirklich hinter ihrem Erbe? Ein Kampf gegen eine geheimnisvolle Macht beginnt – eine Macht aus einer längst vergessenen Welt…

*Meine Meinung:*
„Teardrop“ ist nach der mehr als erfolgreichen Engelssaga, die nun sogar auf die Kinoleinwand kommen soll, der Auftakt einer völlig neuen Fantasy-Reihe aus der Feder von Lauren Kate. Sie erzählt die Geschichte der 17-jährigen Eureka, die nach dem Tod ihrer Mutter ihren eigenen Lebenswillen verloren hat. Eureka saß im gleichen Auto wie sie, direkt neben ihr, als plötzlich eine riesige Welle aus dem Meer über sie hineinbrach und sie verschlang. Eureka hat es irgendwie wieder an Land geschafft – schwer verletzt, traumatisiert und mit dem verzweifelten Wunsch, alles hinter sich lassen zu können. Aber lebendig. Und auf einmal ist alles anders in Eurekas Leben: Ihre Mutter hinterlässt ihr mysteriöse Gegenstände, ihr bester Freund verhält sich seltsam und etwas – oder jemand? – scheint hinter Eureka her zu sein.

Bevor man Eureka „persönlich“ kennenlernt, begegnet man zunächst einem anderen interessanten Charakter, der in „Teardrop“ eine entscheidende Rolle einnehmen wird. Denn der Roman beginnt mit einem Prolog, der sich voll und ganz auf ihn und seine Bedeutung in der Geschichte konzentriert: Ander. Ander ist ein junger Mann mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die einem schnell klarmachen, dass er nicht zur Sorte „durch und durch menschlicher junger Kerl“ gehört. Viel erfährt man über den faszinierenden Mann nicht, doch die winzigen Informationshappen sind spannend genug, um den Prolog zu einem fesselnden Auftakt der „Teardrop“-Saga zu machen. Ander und seine Kräfte sind mächtig – und er hat etwas mit dem vermeintlichen Unfall zu tun, in den Eureka und ihre Mutter geraten sind…

Eureka ist eine Protagonistin, die es ihren Lesern zunächst nicht leicht macht. Sie hat in der letzten Zeit viel ertragen müssen: die erneute Heirat ihres Vaters mit Rhoda, mit der sie sich überhaupt nicht versteht, den Unfall, bei dem ihre Mutter ums Leben gekommen ist und sie selbst schwer verletzt wurde, und schlussendlich ihren eigenen Selbstmordversuch. Es ist kein Wunder, dass Eureka eine sehr distanzierte und verschlossene Figur ist, zu der man nicht auf Anhieb einen Zugang findet. Doch auch im weiteren Verlauf der Geschichte konnte mich Eureka – trotz des Mitleids, das ich für sie empfand! – mit ihrer stoischen Art und ihren nicht nachvollziehbaren Entscheidungen nicht von sich überzeugen. Erst als sie im letzten Drittel beginnt, sich für die Personen, die ihr nahe stehen, zu öffnen, zeigt Eureka eine Seite von sich, die sie als Protagonistin sympathisch macht, die einen dazu bringt, mit ihr mitzufiebern.

Die Charaktere haben mich sehr zwiegespalten zurückgelassen. Eureka hat ihre Hochs und Tiefs und auch die anderen Figuren sind teils interessant und fasziniert, teils sehr stereotyp und oberflächlich. Ähnlich verhält es sich auch mit der Handlung. „Teardrop“ beginnt sehr stark mit jeder Menge Fragen, die beantwortet werden wollen, und aufregenden Ereignissen, die neue Wendungen in die Geschichte bringen. Lauren Kate bringt mit dem Auftakt ihrer neuen Serie eine innovative Idee in das Jugendbuch-Genre, der man so sicherlich noch nicht begegnet ist: Sie versetzt die Legende des versunkenen Atlantis in die moderne Zeit und kombiniert sie mit verfeindeten magischen Geschöpfen, einem schicksalhaften Erbe und einer großen Liebe, die nicht sein darf. Eigentlich eine perfekte Mischung für stimmungsvolle Jugendfantasy voller Romantik, die mit Spannung und Herzschmerz punktet. Aber eben nur eigentlich.

Leider hat mich Lauren Kates Umsetzung ihrer Idee nur mäßig unterhalten. Nach dem tollen Auftakt wurde die Geschichte sehr schnell zäh und kam nur langsam voran. Nicht selten erweckte ein Kapitel in mir den Eindruck, dass Lauren Kate es nur mit in den Roman geschrieben hat, um ihre Geschichte etwas mehr auszuschmücken. Durch die langatmigen Momente musste ich mich immer wieder etwas durchbeißen, wurde dafür aber auch stets mit mitreißenden Kapiteln belohnt, die mich wieder voll in den Bann von „Teardrop“ ziehen konnten. Von der ersten bis zur letzten Seite war es ein ewiges Hin und Her aus fesselnden Szenen und viel zu ruhigen Passagen, in denen die Handlung beinahe still zu stehen schien. Auch mit den Antworten auf die Fragen, die schon auf den ersten Seiten aufgekommen sind, hat die Autorin für meinen Geschmack häufig viel zu lang gewartet. Mit etwas mehr Tempo und einem strikteren roten Faden hätte aus „Teardrop“ durchaus mehr als nette Lektüre werden können.

*Fazit:*
Nach der erfolgreichen Engelssaga legt Lauren Kate mit „Teardrop“ den Auftakt einer neuen romantischen Fantasy-Reihe für Jugendliche nach, die sich mit einer modernen Version der Legende von Atlantis beschäftigt. Für mich war dieser Roman eine absolute Achterbahnfahrt, allerdings nicht nur im positiven Sinne. Sowohl die Charaktere als auch die Handlung haben es mir nicht leicht gemacht. Während die Protagonistin Eureka lange Zeit viel zu distanziert blieb, boten die übrigen Figuren eine bunte Mischung aus faszinierenden, interessanten und oberflächlichen Persönlichkeiten. Die Handlung hat dank Kates Idee durchaus Potenzial, allerdings schwächelt die Umsetzung durch viel zu viele langatmige Szenen. Für mich ist „Teardrop“ daher leider nur ein netter Auftakt, aus dem die Autorin noch viel mehr hätte herausholen können. Für „Teardrop“ vergebe ich 3 Lurche.