Rezension

Viele Köche und kein heißer Brei...

Zu viele Köche - Rex Stout

Zu viele Köche
von Rex Stout

Bewertet mit 4 Sternen

Seit einiger Zeit scheint sich der Verlag Klett-Cotta alter und teilweise vergessener Krimischätze anzunehmen - und das auf sehr liebevolle Art. So sind in den letzten Jahren zwei Weihnachtskrimis erschienen und die ersten Bände einer Reihe um den Privatermittler Nero Wolfe. Alle Bücher sind in Leinen gebunden und mit einer gut ausgewählten Buchdeckelgestaltung versehen. Außerdem hat man sich um eine angemessene Neuübersetzung gekümmert. Für Freunde des klassischen Kriminalromans eine echte Freude!

Bei "Zu viele Köche" nun handelt es sich um den zweiten Band der Nero Wolfe-Reihe von Rex Stout. Zwischen 1933 und 1975 verfasste der Autor über 30 Romane mit dem gewichtigen Ermittler im Mittelpunkt. Stout, der politisch sehr aktiv war, nutzte die Wolfe-Fälle gern, um auf weltpolitische Ungereimtheiten und inneramerikanische Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Sollte man sich für den zeitgeschichtlichen Kern dieses Bandes interessieren, empfiehlt es sich, das Nachwort zuerst zu lesen, in dem Tobias Gohlis die politischen Intentionen Stouts sehr schön erläutert.

Nero Wolfe, den älteren Semestern eventuell noch durch die Fernsehserie mit William Conrad aus den Achtzigern des letzten Jahrhunderts bekannt, reist mit seinem Begleiter Archie Goodwin, der gleichzeitig auch der Erzähler der Geschichte ist, zu einer Tagung der fünfzehn berühmtesten Köche der Welt. Dort kommt es, wie sollte es auch anders sein, zu einem Mord. Nero Wolfe sieht sich gezwungen zu ermitteln...

Und wer nun glaubt, jetzt flögen die Fetzen bzw die Tranchiermesser, sieht sich getäuscht. Der durch sein Gewicht nahezu bewegungsunfähige Wolfe erledigt seine Fälle ausschließlich im Kopf und mit Hilfe Archie Goodwins, der gegebenenfalls Beine und Augen ersetzt. Eine sehr gemächliche, aber präzise Art des Ermittelns. Wer allerdings Krimis mit viel Blut und Action bevorzugt, wird hier schier verzweifeln. In weiten Teilen des Buches wird nachgedacht, beobachtet und der Leser hat Zeit, eigene Schlüsse zu ziehen. Das ist aber dank des nie um einen Spruch verlegenen Goodwins und diverser anderer eigentümlicher Persönlichkeiten mitnichten trocken oder gar langweilig. Wer, wie ich, klassische Whodunnits wirklich gerne liest, wird erkennen, wie meisterhaft dieser Fall aufgebaut ist und seine Freude daran haben.

Die Fälle Wolfes sind alle wunderbar einzeln lesbar und bauen nur begrenzt aufeinander auf. Man kann sie also kunterbunt durcheinander lesen ohne den Faden zu verlieren. Dank einiger wiederkehrender Personen, wie Goodwin oder auch Wolfes Koch Fritz Brenner, kennt man sich aber schnell im Wolfe'schen Kosmos aus und fühlt sich zuhause. Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Bände der Reihe, die Ende April 2018 mit "Der rote Stier" fortgeführt wird. Auch dort geht es wieder um Mord und gutes Essen.

 

Ich danke dem Klett-Cotta Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.