Rezension

Viele Pflanzen, wenig Herzblut

Die Poison Diaries - 'Liebe ist unheilbar' - Maryrose Wood

Die Poison Diaries - 'Liebe ist unheilbar'
von Maryrose Wood

Liest sich wie eine Auftragsarbeit: Anfangs sehr ambitioniert, dann immer unentschlossener, blass und "verfahren" - schade.

Um 1800: Jessamine lebt mit ihrem Vater in einer verlassenen Kapelle im Norden Englands. Sie führen ein stilles, von Jahreszeiten geprägtes Leben. Jessamines Vater ist Botaniker, seine Leidenschaft sind Heil- und Giftpflanzen. In einem verborgenen Giftgarten züchtet er mächtige tödliche Gewächse, sorgsam darauf bedacht, seine Tochter von der Gefahr fernzuhalten. Als eines Tages Weed auftaucht, ein rätselhafter Fremder mit absinthgrünen Augen, verfällt Jessmine ihm sofort. Doch kaum haben die beiden zueinander gefunden, wird das Mädchen sterbenskrank. Was ist Weeds dunkles Geheimnis? Ist er ihre Rettung oder bringt er den Tod? Eine Geschichte, so geheimnisvoll wie die unergründliche Welt der Pflanzen. Denn ob Belladonna heilt oder tötet, darüber entscheidet am Ende die Liebe …

Der kurze Klappentext des Romans (nicht identisch mit der einleitenden Beschreibung hier) hat mich sogleich in den Bann geschlagen. Ich fand die Idee ziemlich innovativ: Ein Roman um 1800, in dem Pflanzen im Mittelpunkt stehen – toll!

Das Buch wird zu etwa drei Vierteln in erster Linie aus der Sicht der sechzehnjährigen Jassemine erzählt, die mit ihrem Vater in einer abgeschiedenen alten Kapelle lebt. Ihr Vater ist Botaniker, der Mittelpunkt im Leben beider Personen sind Pflanzen. Nutzpflanzen, gängige Heilkräuter, es gibt einen Färbergarten, und es gibt auch einen „verbotenen Garten“, nämlich den ummauerten und mit einem Schloss versehenen Apothekergarten des Vaters, in dem sich Giftpflanzen aus aller Welt tummeln.

Das Buch glänzt anfangs durch gute Lesbarkeit dank kurzer Sätze, zugleich jedoch durch sehr poetische Formulierungen und viele Vergleiche, die sich auf das Pflanzenreich beziehen (einfaches Beispiel: „stark wie eine Wurzel“). Rasch fallen hier und da einige Ungereimtheiten auf, und so wirklich sympathisch wird keiner der Charaktere so wirklich, dafür sind sie zu überzeichnet und das Buch ist vom Umfang her für eine gelungenere Charakterisierung zu kurz. Der Vater ist sehr autoritär, Jessamine äußerst naiv, Weed ziemlich weltfremd und geradezu unnatürlich. All das verzeiht man aber gern auf Grund der liebevollen Formulierungen, die durchaus eine gewisse Sogwirkung haben.

Das letzte Viertel überrascht dann auf vielerlei Weise: Die ansprechende Schreibe verliert sich, ebenso wirkt die Handlung noch konstruierter. Philosophische Fragen werden in den Raum gestellt und nicht ansatzweise befriedigend behandelt, es tauchen ziemlich brutale Szenen auf, die die Frage nach der Zielgruppe des Buches aufwerfen, und schließlich endet das Ganze mit einem Cliffhanger.

Und auch der Cliffhanger hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Zwar ist der zweite Teil der geplanten Trilogie erschienen, jedoch nie der dritte. Angeblich soll es Anfang 2013 einen Autorenwechsel gegeben haben, doch auch davon ist mittlerweile nichts mehr zu lesen.

Mehr Details zum Buch findet ihr in meinem Buchgeplauder-Video bei Youtube: