Rezension

Viele unerwartete Wendungen

Geständnisse - Kanae Minato

Geständnisse
von Kanae Minato

Bewertet mit 4 Sternen

Die Lehrerin Moriguchi bringt manchmal nachmittags ihre 4jährige Tochter mit in der Schule, wenn sie keine Betreuungsmöglichkeit für sie hat. Die Tochter wird eines Tages tot im Schulschwimmbad gefunden. Ein tragischer Unfall? Oder sind Moriguchis Schüler in den Tod der Kleinen verwickelt? Kann ein 13jähriger ein Mörder sein?

Das Buch beginnt damit, dass die Lehrerin vor ihren Schülern einen langen Monolog hält. Sie glaubt zu wissen, was an diesem Tag passiert ist und erklärt es in aller Ausführlichkeit. Zu diesem Zeitpunkt kam mir das Buch etwas konstruiert und gestellt vor. Doch dann wechselt die Perspektive und eine andere Person erzählt die Geschichte weiter. Der Erzähler wechselt noch mehrmals und immer ist die Berichterstattung subjektiv und von der Persönlichkeit des Erzählers gefärbt. Der Leser muss sich selbst ein Urteil bilden und wird immer wieder auf falsche Fährten geführt, weil auch die Erzähler nicht alles wissen. Details, die mir unklar oder unplausibel erschienen, wurden im Laufe der Handlung nach und nach aufgeklärt. Es gibt viele überraschende Wendungen, die man nicht erwartet hat, das mochte ich sehr.

Der Leser erhält auch einen Einblick in den Alltag japanischer Schüler. Für sie ist die Schule noch mehr ein Vollzeit-Job als bei uns und der Klassenlehrer scheint in ihrem Leben eine große Rolle zu spielen und auch Verantwortung für die Schüler außerhalb des Klassenzimmers zu tragen. Die japanischen Moralvorstellungen beeinflussen die Handlung stark. Wer sich für Japan interessiert wird hier seine Freude haben.

Eine sehr interessante Lektüre über enttäuschte Erwartungen, Rache und auch über Liebe, vor allem über die Liebe zwischen Eltern und Kindern, auch über missverstandene Liebe. Leseempfehlung, vor allem für Japan-Fans!