Rezension

Vielschichtig, komplex und kontrovers

Here I Am - Jonathan Safran Foer

Here I Am
von Jonathan Safran Foer

Das Ehepaar rund um Jakob und Julia stellt den Mittelpunkt einer aufgeweckten, jüdisch-amerikanischen Familie dar. Ihre Ehe selbst ist eingefahren und die beiden versuchen sich und ihre Rolle im Leben in Mitten ihrer jüdisch-amerikanischen Identität und ihres Familienlebens wieder zu finden. Ihre drei heranwachsenden Kinder Sam, Max und Benjy sind gerade dabei sich selbst und ihre Einstellung zum Leben zu finden. Der Leser verfolgt auf rund 600 Seiten das Familienleben sowie die Gedankengänge der einzelnen Charaktere.

Ich muss gestehen, dass das Buch in mir zwiespältige Gefühle hervorruft. Einerseits fand ich das Buch stilistisch sehr clever, der Autor hat einen interessanten Schreibstil, der definitiv zum Nachdenken anregt. Dabei spricht er viele verschiedene Themen wie Familie, Ehe, jüdisch/amerikanische Identität, Kindererziehung, Krieg, Politik und vieles mehr an und setzt sich mit diesen Aspekten schon fast philosophisch auseinander. Andererseits dreht sich die Geschichte jedoch auch viel im Kreis und folgt keinem klaren roten Faden. Dem Leser präsentiert sich hier ein Sammelsurium aus Ereignissen, Dialogen und inneren Monologen, die wild zusammengewürfelt sind. An sich gelingt das dem Autor ganz gut, manche Themen werden dabei jedoch leider überanalysiert und zu Tode geredet. Ich persönlich bin vielmehr ein Fan von klaren Worten und einer einfachen Ausdrucksweise, die gezielte Komplexität des Buches konnte mich deshalb nicht wirklich ansprechen. Im Gesamtpacket wirkt die Geschichte auf mich schon fast etwas zu abgehoben und gewollt, was sich auch auf die Charaktere übertragen lässt. Julia und Jakob sind sehr Ich-Bezogen und mit ihrer Intellektualität beschäftigt. Letzten Endes werden sie von ihrer "midlife crisis" und ihrem Wunsch nach Selbstdarstellung beherrscht und waren für mich zwei anstrengende Hauptprotagonisten. Aufgrund seiner Komplexität fordert das Buch eine erhöhte Lesezeit und konnte mich an manchen Stellen leider einfach nicht fesseln.