Rezension

vielschichtiges Hörvergnügen

Wir können alles sein, Baby - Julia Engelmann

Wir können alles sein, Baby
von Julia Engelmann

Bewertet mit 4 Sternen

Julia Engelmann erzählt in ihren Poetry Slam-Texten viel aus ihrem Leben, ihren Gedanken. Davon, welche Erwartungen an sie gestellt werden, welche Träume und Pläne sie hat, aber auch, was diese Träume und Pläne ins Wanken, manchmal sogar zu Fall bringt. Dass vielleicht manchmal mehr im Kopf passiert als in der Realität. Dass es aber oft nur ein bisschen Mut braucht, um Dinge anzugehen, im Großen wie im Kleinen, dass dieser Mut aber auch da schon nötig ist, wo man nach etlichen Jahren versuchen will, mal wieder einen Handstand zu machen.

Die Texte greifen den Titel "Wir können alles sein, Baby" in unterschiedlicher Weise auf. Mal bestätigen sie ihn, machen einem Mut, etwas zu verändern, aber mal machen sie auch deutlich, dass es manchmal auch unmöglich ist, alles zu sein, der Alltag und das Leben es aber (gefühlt oder tatsächlich) von einem verlangt. Dass es manchmal aber auch wichtig ist, sich zurückzulehnen und zu sehen, wo man steht, wer man ist und was man will, so dass man nicht in die Gefahr kommt, sich verbiegen zu lassen. Für meinen Geschmack sind allerdings in manchen Texten ein paar Phrasen zu viel. Vielleicht ist das ein Stilmittel (dafür kenne ich mich beim Slammen zu wenig aus), vielleicht bin ich da auch bei manchen Phrasen/Sätzen ein bisschen empfindlich, aber bei manchen Texten war es mir zu viel. Dafür gibt es andere Texte, die ich so unterschreiben würde und die ich bestimmt noch oft hören werde, so dass im Endeffekt eine gute Mischung entsteht. Abgesehen davon glaube ich, dass man die Texte in unterschiedlichen Lebenssituationen sehr unterschiedlich wahrnimmt oder wo einem beim wiederholten Hören unterschiedliche Sachen auffallen.

Es sind die Texte einer jungen Frau, die sich viele Gedanken über das Leben macht und diese auch mit der Welt teilt. Dabei merkt man auch, welche Texte ihr besonders nahe gehen, wo sie sich beim Lesen reinsteigert, manchmal fast atemlos spricht, fast rappt. Da die Texte sehr persönlich sind, ist es umso schöner, dass Julia Engelmann sie selber spricht, zumal ich so auch Lust bekommen habe, sie einmal bei einem Poetry Slam zu erleben.

Fazit: Ein Hörvergnügen, das ich mir noch öfter gönnen werde, weil ich merke, dass es noch viel bereithält.