Rezension

Vier Frauen und ihre Geschichte

Die Frauen der Rosenvilla - Teresa Simon

Die Frauen der Rosenvilla
von Teresa Simon

Bewertet mit 5 Sternen

Anna Kepler hat es geschafft. Die Schokoladenliebhaberin und -kennerin hat ihren 2. Laden "Schokolust" in Dresden eröffnet.
Parallel dazu hat sie das Haus, das sie von ihrem Großvater geerbt hatte, wieder bewohnbar gemacht und ist dort eingezogen. Um den früheren Namen "Rosenvilla" wieder aktuell zu halten, will sie auch den Rosengarten wieder neu bearbeiten. Hilfe dafür holte sie sich von Jan, einem Landschaftsgärtner, der gern mehr für Anna wäre. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, alte Rosensorten dort anzupflanzen.
Beim Anlegen der Beete stoßen sie auf eine Metallkiste in der Erde, die dort vergraben lag. In dieser findet Anna Dinge aus vergangener Zeit und Teile von drei verschiedenen Tagebüchern, die offensichtlich von drei Frauen geschrieben wurden.
Mit Hilfe ihrer Freundin  Hanka werden die Seiten den einzelnen Frauen zugeordnet und in die zeitliche Reihenfolge gebracht.
Was sie jedoch dann zu lesen bekommt, birgt nicht nur ein lange gehütetes Geheimnis, sondern bringt auch Veränderungen in ihr Leben ...

Ich liebe Romane, die in verschiedenen Zeitebenen spielen und in denen es um Familiengeheimnisse geht. Genau solch einen Roman hat man hier in der Hand.
Vergangenes wird durch wiedergefundene Tagebücher von drei Frauen in die Gegenwart gebracht und ein Geheimnis wird gelüftet, von dem niemand wusste, dass es dieses gibt.

Anna ist eine wahre Schokoholic. Die liebt den Duft von Schokolade und kreiert für ihre Läden gern neue Leckereien. Kein Wunder, wurde ihr doch die gute Nase von ihrem Großvater Kurt vererbt.

Neben ihren beiden Läden versinkt Anna in die Geschehnisse der Vergangenheit, indem sie die Teile der vorhandenen Tagebücher liest.
Sie erfährt Ereignisse und Gedanken der Frauen Helene, Emma und Charlotte und kommt so einem Geheimnis auf die Spur, das bis in die Gegenwart reicht. Alle diese Frauen waren, wie Anna heute, Bewohnerinnen der Rosenvilla, haben dort gelebt, geliebt und gelitten.
Aber auch über ihren geliebten Opa Kurt erfährt Anna Dinge, die sie nicht wusste und die ihr seitens ihrer Eltern auch vorenthalten wurden.

Neben den persönlichen Schicksalen der Frauen erfährt der Leser auch ein wenig über die Zeiten, in denen die jeweiligen Frauen lebten.
Alle Schicksale sind auch mit der Schokoladenfabrik eng verbunden, die einst im Familienbesitz war. Um diese zu erhalten, wurden schon mal die Töchter gewinnbringend an den Mann gebracht.

Der Roman spielt in einem Zeitrahmen von 100 Jahren mit den unterschiedlichsten Frauen. Alle von ihnen wollten die Freiheit, aber nicht jeder war diese vergönnt. Eine Tatsache, die man heute schwer nachvollziehen kann.

Verbunden hat die Autorin den Roman auch ein klein wenig mit der Geschichte der DDR. Die Besitzer der Rosenvilla wurden in den Nachkriegsjahren enteignet und erst nach der Wende gab es eine Rückübertragung.
Als Anna die Rosenvilla übernahm war diese in keinem bewohnbaren Zustand. Aber sie hat es geschafft, aus dieser wieder ein Schmuckstück zu machen.

Ein wundervoller Roman, der Vergangenes in den unterschiedlichsten Zeitsträngen mit der Gegenwart verbindet. 
Anna, die Protagonistin der Gegenwart ist eine taffe junge Frau, die das Schicksal der Frauen nicht ruhen lässt. Sie ist das Bindeglied der Frauen, denn durch sie erfährt der Leser aus der Vergangenheit. Sie ist wissbegierig und neugierig und lässt nicht locker. Eine ausgesprochen sympathische Protagonistin, die man gern als Freundin hätte.

Ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.