Rezension

Vier Generationen Leid

Schnee im April - Aly Cha

Schnee im April
von Aly Cha

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch macht es einem nicht einfach. Intensiv, einfühlsam und in sehr schöner Sprache zeichnet es eine tieftraurige Familiengeschichte über mehrere Generationen. Man braucht ein bisschen Zeit, bis man das verstanden hat.
Zunächst geht es um die kleine Yuki, die von ihrer Mutter bei Nacht und Nebel in Osaka im Haus von Asako, ihrer Großmutter, abgegeben wird. Es ist 1969, Asako lebt alleine und verkauft ihr selbstgemachtes Tofu. Das Verhältnis von Asako und ihrer Tochter scheint angespannt zu sein. Was ist passiert? 
An dieser Stelle springt das Geschehen knapp 100 Jahre zurück. Eine Fischersfrau ist verzweifelt, weil ihr Mann ihre Tochter mehr liebt als sie…

Es geht um Yukis Ur-Urgroßmutter, deren tragische Geschichte erzählt wird und die zunächst nichts mit Yuki und Asako zu tun zu haben scheint. Fast meint man, eine alte Legende erzählt zu bekommen, wenn ein Wahrsager behauptet, Vater und Tochter wären in einem früheren Leben Liebende gewesen und müssten ihr Karma erfüllen. 

Damit beginnt eine leidvolle Familiengeschichte. Auch in den folgenden Generationen haben die Frauen der Familie viel zu ertragen. 
Jede dieser Frauen wird ausführlich vorgestellt. Man taucht ein in ihr Leben und verfolgt gespannt ihr Schicksal. Und ganz nebenbei  erfährt man viel über das Leben in Japan im Wandel der Zeit. Hoch interessant. Nur irgendwann ist es dann doch zu viel, zu viel Dramatik, Pech, unglückliche Zufälle, man ist das Leid leid. 
In diesem Buch stecken viele Geschichten und viele kluge Gedanken. Idee und Erzählweise sind großartig, nur zwischenducrh wird der Bogen etwas überspannt.
Trotzdem ist es ein sehr lesenswertes Buch, beeindruckend und nachhaltig.

Die Sprecherin der Hörbuchs ist ein Glücksgriff. Sie trifft genau den richtigen Ton, liest diese tragische Geschichte sehr gefühlvoll, ohne wehleidig zu klingen. Chapeau. Das ist nicht leicht.