Rezension

Vier Schicksale öffnen Fenster in eine schwierige Zeit

Der Sturz des Doppeladlers - Birgit Mosser

Der Sturz des Doppeladlers
von Birgit Mosser

Bewertet mit 4 Sternen

Der Sturz des Doppeladlers ist ein gelungener Roman über die Jahre 1916 bis 1921. In diese Zeit fällt neben den Wirren des ersten Weltkrieges auch der Untergang der österreich­ungarischen Monarchie und die Bildung der Republik Österreich. Der Roman verbindet das Schicksal und die Geschichte von vier Familien zu einem Ganzen und beleuchtet diese Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven.

Zum Inhalt:

Vier Familien erleben die Jahre 1916 bis 1921. Beginnend mit dem Tod von Kaiser Franz Joseph I. erstreckt sich der Roman über den ersten Weltkrieg bis hin zu der aufstrebenden Republik Österreich.
Erzählt werden die Geschichten aus vier verschiedenen Perspektiven. Das bei einer Gräfin angestellte Kindermädchen Berta erwartet ein Kind von ihrem Verlobten, der im ersten Weltkrieg fällt. Damit verliert sie ihre Anstellung und muss fortan für sich und ihren Sohn kämpfen.
Der Soldat Julias Holzer ist im Krieg an der Dolomitenfront eingesetzt und überlebt die Sprengung des Col di Lana, auch Blutberg genannt. Der für die Monarchie fiebernde Architekt und Rittmeister August Belohlavek gerät in russische Kriegsgefangenschaft und kehrt nach dem Krieg zu seiner Familie zurück. Und der Sektionschef im Ministerium für Äußeres Ferdinand von Webern erlebt die zähen Verhandlungen zwischen den verschiedenen Ländern hautnah mit, wo alle Länder ihre eigenen Interessen verfolgen und letztlich Österreich­Ungarn an der Wand steht und in der vorherigen Form auflösen wird.

Mein Eindruck:

Birgit Mosser widmet sich in diesem Roman einer Zeit, in der die Monarchie Österreich-Ungarn zusammenbricht und die Bevölkerung unter den Kriegsfolgen deutlich zu leiden hat. Auch die kriegerischen Auseinandersetzungen werden erschreckend begreifbar von ihr beschrieben.
Sie berichtet aus vollkommen unterschiedlichen Perspektiven. Das Kindermädchen Berta ist sehr sympathisch und liebevoll beschrieben. Der Beamte Ferdinand von Werbern liefert die notwendigen historischen Fakten und Hintergründe. Die Erlebnisse des Juristen Julias Holzer, der als Kaiserjäger an der Dolomitenfront lässt den Leser den fürchterlichen Kriegswahnsinn hautnah miterleben. Und dann ist da noch der Architekt August Belohlavek, der so verbissen und unbelehrbar an die Monarchie glaubt. Alle Charaktere bzw. die dazugehörigen Familien haben für sich etwas Außergewöhnliches. Sie alle leiden in ihrer Zeit und bleiben doch meist guter Hoffnung. Manche verzweifeln, manche lieben, andere trauern, manche kommen ihrem Schicksal einfach nicht hinterher.
Birgit Mosser ist hier ein Werk gelungen, dass reale Geschichte und erdachte Schicksale miteinander grandios verbindet. Die geschichtlichen Hintergründe sind mitunter nicht immer leicht nachzuvollziehen, was ich an dieser Stelle meiner mangelnden Allgemeinbildung zuschreibe. Insgesamt aber bildet sie ein sehr umfangreiches Bild darüber ab. Viele der genannten Daten und Ereignisse sind problemlos z.B. auf Wikipedia wiederzufinden.

Der Schreibstil ist angenehm. Es werden oft und gern Dialekte verwendet, woran man sich erst einmal etwas gewöhnen muss. Dennoch ist das Buch insgesamt leicht zu lesen.

Fazit:

Der Sturz des Doppeladlers entführt in eine schwierige Zeit und lässt diese bildhaft aus verschiedenen Blickwinkeln miterleben. Insgesamt ein wahrhaft lesenswerter Roman mit der guten Chance seine Geschichtskenntnisse aufzufrischen. Mitunter fehlte mir aber ein paar Spannungselemente, trotzdem möchte ich für alle am Thema Interessierten eine klare Leseempfehlung aussprechen.