Rezension

Vierter Band um den Träumer, Trinker und Totengräber Max Broll

Interview mit einem Mörder - Bernhard Aichner

Interview mit einem Mörder
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 4 Sternen

Ein ungewöhnlicher Kriminalroman, der um ausgetretene Pfade einen Riesenbogen macht.

Ausgerechnet bei der Eröffnungsfeier seines neuen Würstchenstandes wird Baroni, der beste Freund Brolls, niedergeschossen. Während er um sein Leben ringt, nimmt Broll die Verfolgung auf, denn er hat als Einziger den Täter gesehen, einen völlig harmlos erscheinenden deutschen Touristen. 

 

Bernhard Aichner legt hier den vierten Band der Krimireihe um den Totengräber Max Broll vor. 

Dieser herrlich unorthodoxe Protagonist, der Träumer und Trinker, der sich für dieses Leben als Totengräber entschieden hat, ist nicht alleine. Der afrikanische, katholische Pfarrer Akofa, der dem ein oder anderen Genuss auch dann nicht abgeneigt ist, wenn es sich um etwas Illegales handelt, der Freund Baroni, der als Fußballstar schon bessere Zeiten gesehen hat, auch der tatverdächtige Konrad Maria Fink bis hin zu Randfiguren wie Molly und Mandy, ehemaligen Prostituierten, alle sind sie skurril bis aberwitzig und als Mit- oder Gegenspieler eines Max Brolls würdig. Das Aufeinandertreffen solch außergewöhnlicher Charaktere ist an sich schon ein Schauspiel, das man nicht verpassen sollte.

Den eigentlichen Genuss aber bringt Aichners Sprache. Mit sehr wenig kommt er aus. Sparsam setzt er die Sätze. So sparsam, dass sie immer kurz, häufig unvollständig bleiben. Mit diesem Stilmittel schafft er eine unmittelbare Eindringlichkeit. Erzählt - nein, erlebt - wird im Präsens. Dadurch verstärkt sich diese Wirkung noch, suggeriert, hier und jetzt geschähe alles und das Ende sei noch offen.

Die Handlung ist ungewöhnlich. Es kommen Zweifel an der Glaubwürdigkeit auf. Während die ausgefallenen Charaktere für beste Unterhaltung sorgen, entsteht beim Blick auf die Konstruktion der Geschichte leichte Sehnsucht nach Erklärung, nach Logik. Doch vielleicht macht das den Roman auch wieder stimmig: dass extreme Menschen extremen Bedingungen begegnen. 

Leser, die auch in einem Kriminalroman ein Stück Literatur zu schätzen wissen, für die es auch einmal anders als das Übliche sein darf, die sollten sich das Buch nicht entgehen lassen.