Rezension

Völlig anders als das erste Buch, Scout ist erwachsen geworden. Regt zum Nachdenken an.

Gehe hin, stelle einen Wächter - Harper Lee

Gehe hin, stelle einen Wächter
von Harper Lee

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe vor einiger Zeit Harper Lees Roman „Wer die Nachtigall stört“ gelesen. Da dieses Buch mich sehr beeindruckt hat, wollte ich gern auch den „2. Teil“ lesen.
Eigentlich handelt es sich hierbei um einen Text, den die Autorin zeitlich vor dem „1. Teil“ verfasst hat.
Wir treffen in diesem Buch wieder auf Scout. Sie ist nun 26 Jahre alt, wohnt in New York und wird im Buch nunmehr mit ihrem richtigen Namen Jean-Louise gerufen. Sie kehrt zum alljährlichen Urlaub in Ihre Heimatstadt Maycomb in die Südstaaten der USA zurück.
Ihre Hoffnung, alles so vorzufinden, wie immer, wird schon bald nach Ihrer Ankunft bitter enttäuscht. Sie kommt dahinter, dass ihr Vater Atticus und ihr Freund Hank sich in der Diskussion um die Rassentrennung auf eine Seite schlagen, die ihrer Natur völlig zuwider ist. Infolgedessen muss sie sich mit dem Bild, das sie von ihrem Vater hat, auseinandersetzen.
Der Roman ist in einer relativ nüchternen Sprache verfasst. Es dauert am Anfang einige Zeit, bis man sich eingelesen hat. Aber es soll hier ja auch nicht von einer idyllischen Südstaatenkindheit erzählt werden. Vielmehr geht es um die Abnabelung der erwachsenen Jean-Louise von ihrem vermeintlichen Übervater Atticus. Sie erkennt schlussendlich, dass auch er nur ein Mensch ist, der sehr wohl auch seine Fehler hat.
Mir hat das Buch sehr gefallen, weil es mich zum Nachdenken angeregt hat. Es ist keineswegs ein Roman, den man einfach mal so wegliest. Das Thema hat mich hinterher schon noch eine Weile beschäftigt, weil es die damaligen Konflikte in den Südstaaten realitätsnah abbildet und halt nicht diesen „am Ende wird alles gut“- Anspruch hat.