Rezension

Voller Emotionen

Mein bester letzter Sommer
von Anne Freytag

Bewertet mit 5 Sternen

Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich Mein bester letzter Sommer rezensieren soll. Wie trifft man die richtigen Worte bei einer Geschichte, die einen so sehr zum Weinen gebracht hat, wie  es zuletzt bei Die letzten Tage von Rabbit Hayes der Fall gewesen ist? Ich habe diesen Text schon zig Mal geschrieben, geändert, gelöscht und mir die Haare dabei gerauft. Es hat ewig gedauert, bis ich überhaupt ansatzweise zufrieden mit meinen Worten gewesen bin und das, obwohl diese wahrlich niemals ausdrücken können, was ich beim Lesen dieses Schmuckstücks empfunden habe...
Ein großer Pluspunkt ist für mich, dass sich Anne Freytag absolut nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält, sondern schnell zum Punkt kommt. So wird nicht ewig die Umgebung beschrieben und die Geschichte zu sehr in die Länge gezogen, sondern alles Wichtige erzählt und alles Unwichtige ausgeklammert. Durch diesen Schreibstil hat Mein bester letzter Sommer ein sehr hohes Tempo und lässt sich somit auch sehr gut und schnell lesen.
Die beiden Protagonisten Tessa und Oskar erzählen abwechselnd ihre Sicht der Dinge in der Ich-Form, wobei Tessa hier einen größeren Teil einnimmt, als ihr Freund. Gerade mit Tessa hat ich am Anfang so meine Schwierigkeiten. Sie ist krank und wird bald sterben. Diese Tatsache hat sie, zurecht, wütend gemacht. Doch sie richtet ihre Wut meiner Meinung nach, an die falschen Personen. Ich befand mich bei ihr in einer gewissen Zwickmühle: Auf der einen Seite konnte ich ihre Wut und ihre Hilflosigkeit absolut verstehen, aber auf der anderen Seite denke ich, dass sie trotzdem nicht das Recht hat, so gemein und verletzend mit ihren Mitmenschen umzugehen. Nichtsdestotrotz hat sie mir Leid getan.

»Ein Teil in mir schämt sich. Und ja, ich fühle mich ertappt, aber ich liebe es, seine Krabbe zu sein. Vielleicht ist das nicht der Kosename, den ich mir ausgesucht hätte, aber er gehört mir.«
Zitat aus: "Mein bester letzter Sommer"

Die Liebesgeschichte, die die Zwei an den Tag legen, gleicht einer ICE-Fahrt: Sie geht sehr schnell voran. Ich muss sagen, dass es schon ein bisschen zu rasant für meinen Geschmack war, letztendlich hat es aber dennoch zu der Geschichte gepasst.
Diese, eher wenigen Punkte, die mir nicht ganz so gut gefallen haben werden allerdings total in den Schatten gerückt durch die Tatsache, dass mich schon lange kein Buch mehr so zum Weinen gebracht hat, wie dieses. Egal um welche Person es sich handelte: Man bekommt als Leser jedes einzelne Gefühl dieser zu spüren. Sei es der Schmerz, den die Mutter von Tessa in sich trägt, weil sie bald ihre Tochter verlieren wird. Die Hilflosigkeit des Vaters, weil er seiner Tochter nicht helfen kann. Die verborgenen Emotionen Tessas Schwester, oder die Wut der Protagonistin. Diese und noch viel mehr Gefühle werden allesamt auf den Leser übertragen und treffen einen, wie ein stramm aufgeblasener Ball beim Völkerball, mitten in den Bauch und arbeiten sich bis zum Herzen vor. Dachte ich, ich habe mich endlich beruhigt, erfolgte schon die nächste Welle und ich versank erneut im Tal der Tränen, welches sich zum Ende hin in einen tiefen Ozean entwickeln sollte.
Ich weiß nicht, wie Anne Freytag es geschafft hat, so viel Gefühl in diese Geschichte einfließen zu lassen, aber ich bewundere sie echt dafür und ziehe meinen Hut.
Zwar spürt man während des Lesens stets das drohende Unheil über einem schweben, wie ein Damoklesschwert, doch trotz der drohenden Katastrophe wird dem Leser auch immer mal wieder das Licht präsentiert: Den Roadtrip, auf den die Verliebten sich begeben, das Abenteuer, welches sie zusammen erleben und noch viele andere Momente lachen einen trotz verweinten Augen lächeln. Es hat mich zutiefst berührt, getroffen und emotional absolut fertig gemacht dieses Buch zu lesen, und trotzdem liebe ich dieses Buch.

Fazit:
Ich habe lange überlegt, wie ich Mein bester letzter Sommer bewerten soll, denn ich hatte ja nun auch ein paar Dinge, die ich nicht so toll fand. Da diese aber absolut in den Schatten gestellt werden durch die Flut an Emotionen, die man als Leser übermittelt bekommt, kann und werde ich darüber hinwegsehen. Für mich hat das neue Werk von Anne Freytag auf jeden Fall große Chancen schon jetzt zu meinem Jahreshighlight zu werden! Must read!
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