Rezension

Voller Emotionen

Irgendwo im Glück - Anna McPartlin

Irgendwo im Glück
von Anna McPartlin

Bewertet mit 5 Sternen

Wir haben das Jahr 1995, Maisie Bean lebt mit ihrer Familie, bestehend aus ihren Kindern Jeremy und Valerie und ihrer an Demenz erkrankten Mutter in Dublin. Sie hatte es bisher nicht leicht, ihr Ehemann war gewalttätig und es hat Jahre gedauert, bis sie die Kraft hatte, sich von ihm zu trennen. Heute ist sie eine starke Frau, die sich für ihre Familie einsetzt, aber nicht allzu oft an sich denkt, da ihr meist für sich selber die Zeit fehlt. Als plötzlich Fred Brennan bei einem Einkauf vor ihr steht, der Polizist, der sie damals aus dem Haus ihres Exmannes befreit hat, als dieser sie lebensgefährlich verletzte, und sie um ein Date bittet, ist sie zunächst so überrumpelt, dass sie ja sagt. Endlich scheint sich alles in ihrem Leben wirklich zum Positiven zu wenden, denn das Date war traumhaft. Doch Jeremy ist verschwunden, der sonst so zuverlässige Sechzehnjährige, taucht nicht zu Hause auf und auch sein bester Freund Rave scheint wie vom Erdboden verschluckt.
Meine Meinung:
Puh, was für ein wahnsinnig tolles Buch, ich habe gestern nach dem Beenden des Buches noch eine Stunde lang im Bett gelegen und über die Geschichte nachgedacht. Dieses Buch hat mich zutiefst bewegt und ist mit soviel Emotionen gespickt, dass ich permanent mit den Charakteren im Buch mitgefühlt habe. Da ich bereits vorher Bücher der Autorin kannte, wusste ich schon, dass sie mit sehr viel Gefühl schreibt, aber hier hat sie für mich noch einmal eine Schippe drauf gelegt. Der Schreibstil ist einfach wundervoll, er zog mich gleich von Beginn an in die Geschichte und ich hatte das Gefühl, nicht nur Maisie Bean, sondern auch alle anderen Charaktere kennenzulernen. Da die Autorin hier mit einem autarken Erzähler arbeitete, bekam ich nicht nur einen Draufblick auf das Geschehen, sondern auch einen tiefen Einblick in die handelnden Personen. Dabei wechselt sie geschickt die Perspektive und ich durfte nicht nur die Protagonistin Maisie kennen und verstehen lernen. Das gab mir auch immer wieder die Gelegenheit, auch noch einmal über das gerade gelesene nachzudenken, da ein anderer Charakter mir auch immer wieder eine neue Ansicht eröffnete.

Die Geschichte beginnt schon im Prolog sehr spannend, da die Autorin hier einen kurzen Einblick aus der Gegenwart in die Vergangenheit vorweg nimmt. Das ganze kommt wie ein Paukenschlag und ich war sofort mitten im Geschehen.

Dann bekam ich die Gelegenheit mir einen guten Eindruck von Maisie und ihrer Familie zu machen, da hier so nach und nach aus jeder Sicht etwas erzählt wurde. Maisie ist eine sehr starke Frau, die ich durchweg bewunderte, denn sie gibt nicht auf und kämpft, dabei ist sie warmherzig und liebevoll. Auch Jeremy war mir vom allerersten Moment an sympathisch, ein sehr einfühlsamer, sensibler Junge, der Geheimnisse hat und das nicht nur vor seiner Mom. Er ist gerade dabei sich selbst zu finden und ist innerlich völlig aufgewühlt. Ich hatte zwar so meine Ideen, in welche Richtung das Ganze gehen wird, trotzdem war mir das niemals langweilig. Ganz im Gegenteil, denn gerade Jeremys Ängste und Verwirrungen spiegeln sehr gut die gesellschaftlichen Vorurteile wieder, vor denen der Junge eine riesengroße Panik hat.

Aber nicht nur Maisie und Jeremy kommen zu Wort, wir erleben Valerie, die sich riesige Vorwürfe macht, weil sie dachte, ihren Bruder beim Blau machen zu decken. Auch sonst ist das Mädchen innerlich hin- und hergerissen, damals als ihre Mutter unter ihrem Vater litt, war sie zu klein, um zu verstehen, was da vor sich ging. Heute weiß sie sich selbst nicht einzuordnen.

Dann ist da der Polizist Fred, der Maisie sehr viel bedeutet, der aber auch ein Geheimnis mit sich herumschleppt und somit auch sein eigenes Päckchen zu tragen hat.

Auch Maisies Mutter Bridie lernen wir kennen und mit ihr auch einen kleinen Einblick in ihre verworrene Gedankenwelt, die absolut glaubhaft dargestellt wurde.

Jeder einzelne Charakter hat viel Tiefgang, selbst die Nebencharaktere, von denen auch der ein oder andere einmal seine Sicht schildert, wirken glaubhaft und authentisch. Ich hatte permanent das Gefühl, das genau diese Geschichte 1995 so in Dublin stattgefunden hat.

Mein Fazit:
Dieses Buch ist definitiv eines meiner Jahreshighlights, denn es hat mich durch und durch überzeugt. Die Charaktere, die authentisch wirkten und denen man ihr Verhalten durchweg glauben konnte, der Plot, der einen förmlich durch die Seiten trieb, weil mein einfach wissen musste, was denn nun mit Jeremy passiert ist. Ein Buch, dass dem Leser schonmal gerne einen Spiegel vorhält, denn es zeigt auch einmal mehr deutlich, wie oft Menschen mit Vorurteilen und den daraus entstehenden Ängsten zu kämpfen haben. Dieses Buch ist gespickt mit Emotionen jeder Art und ich empfehle es sehr sehr gerne weiter. Unbedingt lesen!