Rezension

Voller kleiner herzzerreißender Momente

Die Widerspenstigkeit des Glücks
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

 

Ihre erste Begegnung verläuft alles andere als positiv, denn er kann einfach nicht über seinen Schatten springen.
Das lernt er erst mit Hilfe eines Kindes.
 

A. J. Fikry führt seine eigene Buchhandlung allein und nach seinen Vorstellungen, seit seine geliebte Frau gestorben ist. Damit muss auch die Verlagsvertreterin Amelia zurechtkommen, als sie ihn zum ersten Mal in seinem Geschäft aufsucht. Schnell hat er sie wieder vergrault.
Doch mit dem kleinen Mädchen Maya, das eine Fremde in seinem Laden aussetzt, ändert sich mit einem Mal alles. Ohne dass er es will, schleicht sie sich in sein Herz und verändert damit nicht nur sein Leben von Grund auf, sondern auch das vieler Bewohner von Alice Island.
Und natürlich auch das von Amelia, die A. J. nicht so leicht vergessen kann.

 

 

Ich habe ja ein besonderes Faible für Bücher, die in und um Buchhandlungen spielen. Daher wollte ich auch dieses hier unbedingt lesen. Und obwohl es ganz anders war, als ich erwartet hatte, hat es mir wirklich gut gefallen.
Hauptsächlich die Figuren konnten mich für sich gewinnen. Da haben wir A. J. Fikry, einen nicht unbedingt einfachen Menschen, der genau zu wissen glaubt, was er will, braucht und mag. Und darin lässt er sich auch ungern belehren. Nach außen hin kann er ein richtiges Ekelpaket sein, doch eigentlich ist er herzensgut, wenn er andere nah genug an sich heranlässt. Dank Maya lernt man ganz neue Seiten an ihm kennen, ohne dass seine Einstellung dabei unglaubwürdig verbogen wird. Vielmehr entwickelt er sich weiter und lebt nach dem Tod seiner Frau endlich wieder auf.
Und natürlich begegnen einem noch weitere, wunderbar skurrile und liebenswerte Protagonisten wie die toughe Amelia, der krimibegeisterte Polizist oder A. J. s resolute Schwägerin, die alle ihr Glück rund um die kleine Buchhandlung suchen.

 

 Der Schreibstil ist im Vergleich zur Anya Balachine Trilogie recht einfach gehalten und daher schön flüssig zu lesen. So wird eine lockerleichte Atmosphäre aufgebaut, die manchmal in einen krassen Gegensatz zu den dramatischen Szenen steht. Ich persönlich fand das nicht schlimm, es hat der Geschichte etwas Tragikomisches verliehen, das ich sehr mochte und das meiner Meinung nach gut zu den Charakteren passt. Auf diese Weise wird die Handlung in verschiedenen Abschnitten erzählt, wobei die Autorin gerade die Szenen herausgesucht hat, die einen immer wieder mitreißen können. Mit einem unterschwelligen, leisen Humor kann Gabrielle Zevin ebenso begeistern wie mit klugen und doch teilweise kuriosen Situationen.
Leider sind mir manche Zeitsprünge zwischen den einzelnen Ereignissen viel zu groß, denn oft werden ganze Jahre ausgelassen, besonders zum Ende hin. Da macht die Story einen gehetzten Eindruck, als hätte man möglichst schnell die letzten Kapitel schreiben müssen, und das obwohl mir ansonsten diese Episodenhaftigkeit sehr gut gefällt. Ein wenig verdirbt das den wirklich gelungenen unkitschigen Schluss, mit dem ich so in der Weise nie gerechnet hätte.

 

Fazit

 

Die Widerspenstigkeit des Glücks von Gabrielle Zevin ist ein angenehm zu lesender Erwachsenenroman für Zwischendurch. Mit Wohlfühlcharakteren, die dennoch keinem Stereotyp oder Klischee entsprechen, tragikomischen Szenen voller Wärme und Sensibilität und einem unerwarteten Ende konnte mich die Geschichte von sich überzeugen.
Nur die meiner Meinung nach manchmal viel zu großen Zeitsprünge zum Schluss hin erwecken den Eindruck, als hätte die Autorin zu sehr unter Zeitdruck gestanden.
Wer gerne mal etwas liest, das nicht unbedingt den extrem hohen Ansprüchen eines A. J. Fikry genügen muss, liebenswerte Figuren zu schätzen weiß und nicht auf einem für das Genre typischen letzten Kapitel besteht, für den ist dieses Buch eine tolle Abwechslung.