Rezension

Voller Weisheit und Gefühle

Love Letters to the Dead
von Ava Dellaira

Kurzbeschreibung:“Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb. Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe. Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten Brief an May schreiben.“

„Eine Geschichte voller Liebe und Weisheit.“ Diesen Satz kann ich so unterschreiben. Denn „Love letters to the dead“ hat mich nicht nur beeindruckt, sondern auch zutiefst berührt. Das Buch steckt voller kleiner Weisheiten, die wir alle kennen, aber im Umgang mit anderen Menschen, aber auch mit uns selbst, viel zu oft vergessen. Diese Weisheiten sind in so wunderschöne Sätze gepackt, dass man sie am liebsten hunderte Male lesen möchte. Der Klappentext passt sehr gut zum Inhalt des Buches, auch wenn das Besondere zunächst verborgen bleibt. Umso überraschter ist man, wenn man beginnt zu lesen. Das Cover ist wunderschön gestaltet und passt sehr gut zur Geschichte.

Das Buch ist ausschließlich in Briefform geschrieben. Die Schreiberin: Laurel, 15 Jahre. Ein paar Monate ist es bereits her, dass Laurels Schwester May starb. Voller Trauer, Selbstvorwürfen, Wut und Unsicherheit schreibt Laurel Briefe an verschiedene verstorbene Persönlichkeiten wie beispielsweise Kurt Cobain, Amy Winehouse oder Janis Joplin. Die Briefe ähneln Tagebucheinträgen und geben somit Laurels Gefühle wider, beschreiben aber auch ihren Alltag. Einige der Personen, an welche Laurel schrieb, kannte ich nicht. Doch dies tut der Lesefreude keinen Abbruch. Durch die Briefe erfahren wir gerade so viel über den „Empfänger“, dass wir wissen, wer die Persönlichkeit war und wie sie gestorben ist. Es hat immer einen Grund, warum Laurel ausgerechnet an diese Person schreibt. Meinst ist der Brief zunächst wirklich an den „Empfänger“ und seine damalige Situation gerichtet und wird erst im Laufe der Zeilen auf Laurels Leben angepasst. Diese Übergange sind weich und stimmig.

Der wunderschöne Schreibstil führt den Leser sanft und vorsichtig in die Geschichte ein. Dies ist vermutlich auch das, was viele Rezensenten als langweilig empfanden. Das Buch beginnt sehr ruhig, allerdings empfand ich dies als sehr besonders und überhaupt nicht langweilig. Man hat Zeit Laurel kennenzulernen. Erlebt ihren Alltag, ihre Trauer, ihre Gefühle. Und man hat Zeit den außergewöhnlichen und berührenden Schreibstil auf sich wirken zu lassen. Dieser ist einfach zu lesen und dennoch so wunderschön, dass allein er das Buch zu einem absoluten „Must-Read“ macht. Eine Sache möchte ich vorweg nehmen: Wer hier eine klassische Liebesgeschichte erwartet, könnte enttäuscht werden. Denn dieses Buch ist, wie ich finde, keine Liebesgeschichte (auch wenn es natürlich auch um Laurel und Sky geht), sondern vielmehr ein Buch über Laurels Liebe zu ihrer Schwester May und wie sie nach deren Tod versucht, ins Leben zurück zu finden.

Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Laurel wird dem Leser schnell sympathisch und man versucht sich in ihre Situation hinein zu versetzen. Man fühlt mit ihr, spürt den Schmerz den sie empfindet, und würde ihr am liebsten zur Seite stehen und helfen. Auch die anderen Charaktere sind authentisch, auch wenn sie durch die Tagebuchform teilweise etwas blass bleiben. Mich hat das in diesem Fall noch nicht einmal gestört. Was mich beim Lesen sehr beeindruckt hat, war die Entwicklung der Charaktere. Denn alle machen während des Buches aufgrund ihrer Erfahrungen und Erlebnisse eine authentische Entwicklung durch. Man ist dabei wie sie langsam erwachsen werden, Dinge verarbeiten, sich Gedanken über ihre Zukunft machen.

Die Geschichte um Laurel, ihre Familie und ihre Freunde hatte einen unglaublichen Sog auf mich. Ich musste mich wirklich zwingen, das Buch auch mal zur Seite zu legen. Jede Seite, empfand ich als wahren Lesegenuss. Das Buch ist zwar nicht im klassischen Sinne spannend, aber doch so packend, dass es selbst Tage nach der Beendung des Buches noch auf einen wirkt. „Love letters to the dead“ ist kein Buch, das man mal eben schnell liest. Es regt zum Denken an, berührt den Leser und ruft Gefühle hervor, die ich
beim Lesen zu selten empfinde. Leider hat mir das Ende, dass viele Rezensenten als „spannend“ beschreiben, nicht zugesagt. Für mich war es einfach zu viel des Guten. So verlor das Buch zum Ende ein wenig seiner Authentizität die ich beim Lesen so sehr bewunderte. Dennoch gibt es von mir dafür nur 0,5 Sterne Abzug, da das restliche Buch, wie schon mehrfach gesagt, mich absolut begeistern konnte.

Fazit: Ein Buch, das meine Erwartungen voll und ganz übertraf. Ich kann das Buch vor allem Jugendlichen ab 15 Jahren, aber auch Erwachsenen empfehlen. Wie oben bereits erwähnt, darf man jedoch keine klassische 0815-Liebesgeschichte erwarten, denn so eine gibt es hier nicht. Die Liebesgeschichte ist besonders und eher zweit- oder sogar drittrangig. Wer spannungsgeladene Bücher voller Action und Wendungen bevorzugt, wird bei diesem eher ruhigen und nachdenklichen Buch, nicht auf seine Kosten kommen. Es sei denn, ihr lasst euch voll und ganz darauf ein.