Rezension

Vom Humor mitgerissen

Margos Spuren
von John Green

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Margos Spuren" handelt von Quentin, der schon ewig in seine gleichaltrige Nachbarin Margo Roth Spielman verliebt ist. Für ihn ist sie das perfekte Mädchen: wunderschön, klug, selbstbewusst und leider unerreichbar. Q zählt zu den Außenseitern der Schule und so bewundert er sie nur aus der Ferne, bis sie auf einmal vor seinem Fenster steht und ihn zu einem nächtlichen Ausflug überredet. Bei diesem Ausflug verlässt er seine Wohlfühlumgebung und taucht in die mysteriöse Welt von Margo ein. Als sie am nächsten Tag verschwunden ist, ist Quentin bereits so sehr von ihr und allem was sie umgibt fasziniert, dass er jeder Spur nachgeht und sich mehr und mehr von dem Menschen erfährt, der er vor dem nächtlichen Ausflug mit Margo war...

Bereits in "Eine wie Alaska" war ich der weiblichen Protagonistin, um die sich der gesamte Figurenkosmos drehte, sehr skeptisch gegenüber. Natürlich muss ich nicht das liebe, perfekte Mädchen haben und dennoch kann einem nicht entgehen, dass Alaska und Margo sich sehr ähneln und da mir Alaska mit ihrer gesamten Persönlichkeitsstruktur bereits zu viel war, sah dies bei Margo nun nicht anders aus. Quentin als männlicher Protagonist fand ich dagegen wieder gelungen. Auch wenn ich seine Faszination für Margo nicht nachvollziehen kann, ist er sehr humorvoll, klug, hinterfragt vieles, durchschaut vieles und entwickelt sich sehr offensichtlich weiter. Es war wirklich angenehm ihn durch die Geschichte zu begleiten. Während mir Ben etwas zu überspitzt war, fand ich Radar sehr gelungen und vor allem, wenn diese drei zusammen waren, hätte ich mich manchmal echt vor Lachen biegen können. Dieses Dreiergespann war wirklich das Highlight an "Margos Spuren".

Die eigentliche Geschichte mit der Suche nach Margo konnte bei mir nur bedingt überzeugen. Dadurch haben sich die Dynamiken unter den Charakteren verändert und man hat auch Margo näher kennen gelernt, aber eigentlich nur unwesentlich. Auch nach Beendigung dieses Jugendromans bin ich ihr, ihren Ängsten und Träumen nicht wirklich näher gekommen. Während Alaska mit dem Tod ihrer Mutter noch die entscheidende Hintergrundgeschichte hatte, um sie im Nachhinein nachvollziehen zu können, ist mir Margos oberflächliche Vernachlässigung durch die Eltern zu blass. So bleibt bei mir eher im Hinterkopf, dass sie aufmerksamsbedürftig und egoistisch ohne Rücksicht auf Verluste handelt. Auch dieses großes Thema, wie die Menschen zueinander stehen und wie man hinter ihre Fassaden blicken kann und man doch nie wie einander werden kann, angestoßen durch Walt Whitman, fand ich eher schwach. Natürlich habe ich auch die Botschaft verstanden, aber ich emfpand sie einfach nicht ganz mitreißend und aufwühlend wie in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" oder "Eine wie Alaska".

"Margos Spuren" lebt für mich vor allem durch Quentin und Radar und ihr Zusammenspiel mit Ben, das wirklich durchweg unterhalten kann. Der abschließende Roadtrip nach Angloe war wirklich DAS Highlight und ihre ganze Dynamik, auch nachher mit der doch nicht so oberflächlichen Lacey hat für mich die Geschichte getragen. Margo, die ja sogar im Titel erwähnt wird, bleibt für mich blass und der unnachvollziehbare Grund, warum diese Geschichte überhaupt einen Sinn hat. Dennoch ist "Margos Spuren" ein Jugendroman, der sich deutlich von vielen anderen seines Genres absetzt. Alles ist durchdacht und manchmal sogar gleich doppelt, man muss aufmerksam lesen und Leser, die die Bewunderung für Margo teilen, werden vielleicht ein perfektes Lesevergnügen haben, für mich reicht es zu 3 1/2 Sternen.