Rezension

Vom Krimi zum Familiendrama

Der Tag, an dem wir dich vergaßen - Diane Chamberlain

Der Tag, an dem wir dich vergaßen
von Diane Chamberlain

Bewertet mit 3 Sternen

Nein, gefesselt hat mich „Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ nicht. Der Roman von Diane Chamberlain beginnt zwar äußerst spannend, doch geht dem Buch nach der Hälfte ein wenig die Puste aus.

Das ist auch der Autorin aufgefallen, denn während das Buch zunächst aus der Sicht Rileys erzählt wird, die nach längerer Zeit wieder nach Hause zurückkehrt, um nach dem Tod ihres Vaters das elterliche Haus zu verkaufen, wechselt das Buch nach 150 Seiten zwischendurch immer wieder die Perspektive und man landet in der Zeit, in der die Geheimnisse, die Riley aufdeckt, zu Geheimnissen wurden. An manchen Stellen weiß der Leser so auch mehr als Riley, was ganz geschickt gemacht ist, da man als Leser die Fehler, die sie macht, durchschaut.

Allerdings ist Riley keine Person, mit der man mitleidet. Sie ist eher ein Durchschnittstyp, ohne Macken und Kanten. Selten wird über sie erzählt, hauptsächlich lernt man sie durch die Dialoge mit anderen kennen. So wirkt Riley kontur- und farblos. Manche Nebenfigur des Romans wirkt überzeugender.

Ganz anders dagegen ihre über 20 Jahre ältere Schwester Lisa, die verschwunden ist, als Riley gerade einmal zwei Jahre alt war. Was über sie erzählt wird wirkt lebendig, an ihr kann man sich reiben, da sie Ecken und Kanten hat. Während Riley sich mit Lisas Verschwinden und einem gut gehüteten Familiengeheimnis auseinandersetzt und letztlich kein Privatleben hat, wird Lisa immer mehr zur Hauptperson des Buches. Von ihren inneren Kämpfen erfährt man, von Riley wird nur gesagt, dass sie sich getrennt hat. Wieso, weshalb? Fehlanzeige. Selbst von Rileys Bruder Danny erfährt man mehr aus seiner Vergangenheit.

Diane Chamberlain kann spannende Handlungen konstruieren, ohne Frage. Eine große Erzählerin ist sie nicht.