Rezension

Vom Leben der Anderen.

Aufstieg und Fall großer Mächte - Tom Rachman

Aufstieg und Fall großer Mächte
von Tom Rachman

Bewertet mit 3 Sternen

Tooly Zylberberg hütet in ihrem Buchlanden in Wales nicht nur tausende Bücher, sondern auch eine Fülle von Geheimnissen, ihre eigene Vergangenheit betreffend, die sie selbst nicht alle kennt.

Sich in dieses Buch einzufinden wird einigen Lesern nicht ganz leicht fallen. Zwar verfolgt es Toolys Leben aber es folgt ihm nicht der Reihe nach, sondern springt von Kapitel zu Kapitel zwischen den Zeiten. Man bekommt immer wieder Ausschnitte aus ihrer Kindheit mit ihnem Vater, der Jugend in New York und ihrem Leben als junge Frau in Wales und auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Dabei beginnt sich Toolys Leben vor ihr selbst dem Leser zu entwirren.

Sprachlich ist an diesem Werk nichts auszustetzen. Man kann den einzelnen Kapiteln flüssig folgen. Da sie sehr belesen ist, bedient Tooly sich teilweise einer etwas veralteten Ausdrucksweise. Das wirkt bei ihr aber niemals deplaziert.

Neben Toolys Leben bekommt der Leser auch einen Eindruck vom Wandel unserer Gesellschaft und unserer Welt im Laufe ihres Lebens. Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg verbinden sich mit 9/11 und der heutigen Technisierung. Gleichgültigkeit und Passimismus treffen aufeinander und schaffen so ein spannendes Konfliktfeld.

Nach dem Klappentext hatte ich eher etwas anderes erwartet, etwas in der Art eines Thrillers. Aber es handelt sich eher um ein Drama, mit Teilen einer Gesellschaftskritik. Es lässt mich mit einem mulmigen, irgendwie traurigen Gefühl zurück. Tooly ist mir sympatisch, sie hat ihr chaotisches Leben recht gut gemeistert. Aber sie tut mir auch etwas leid, denn sie erfährt die Wahrheit über sich und ihre vermeindlichen Freunde erst, als es für einige Dinge schon zu spät ist. Man wünscht ihr am Ende, dass sie soch noch ihr Glück und den richtigen Weg findet.