Rezension

Vom Wolf besessen

Frostblüte - Zoë Marriott

Frostblüte
von Zoë Marriott

Bewertet mit 5 Sternen

Frost ist ganz allein in den Bergen unterwegs. Sie hat schon einen weiten Weg hinter sich, denn sie möchte die Feuergöttin zu finden. Da beobachtet sie einen Hinterhalt: Räuber wollen einen Ziegenhirten angreifen. Frost kommt ihm zu Hilfe, wird dabei aber verletzt. Was folgt, ist ihr allzu bekannt: Ein Wolfsdämon ergreift Besitz von ihr und greift jeden in ihrer Umgebung – Freund und Feind – an. Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich in der Gefangenschaft des vermeintlichen Ziegenhirten Arian und seines Hauptmanns Luca wieder. Sie gehören zur königlichen Berggarde. Frost möchte so schnell wie möglich fliehen und weiterziehen. Doch Luca macht ihr ein verlockendes Angebot…

Das Buch startet mit einem bedrückenden Prolog: Frost erzählt die Situation, in welcher der Wolfsdämon zum ersten Mal Besitz von ihr ergriff. So konnte ich als Leserin gleich ein wenig nachvollziehen, welche Schatten der Vergangenheit auf Frost lasten. Dann springt das Buch neun Jahre in die Zukunft und der Leser begegnet Frost erneut, als sie durch die Berge zieht, um die Feuergöttin zu finden. Vor allem zu Beginn des Buches kommen immer wieder weitere Rückblicke, und mit jedem verstand ich Frost und ihre Angst vor der Person, in die sie sich verwandeln kann, besser. Kann sie es mit ihrer Vergangenheit verantworten, eine Person an sich heranzulassen?

In der Gegenwart findet sich Frost in der Gefangenschaft der königlichen Berggarde wieder, nachdem der Wolf erneut von ihr Besitz ergriffen hatte. Hier lernt man zunächst Luca und Arian kennen, die neben Frost die wohl wichtigsten Charaktere des Buches sind. Obwohl die beiden gut miteinander auskommen, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Luca ist großmütig, offen und ein starker Anführer, dem in seinem Leben noch nicht allzu viel Schlimmes passiert ist. Arian hingegen ist verschlossen, skeptisch und unnahbar. Meine Sympathien waren daher schnell verteilt. Nach und nach darf Frost und mit ihr der Leser aber hinter die Fassaden der beiden blicken, was dazu führt, dass man seine Position noch einmal überdenken muss.

Über das, was nach Frosts Gefangennahme durch Luca und Arian geschieht, möchte ich nicht zu viel verraten. Der Leser darf sich aber darauf freuen, dass alle Charaktere während des Buches eine enorme Entwicklung durchlaufen, die ich authentisch fand und die mir gefallen hat. Immer wieder stehen sie vor schwerwiegenden Entscheidungen, die nicht nur ihre eigene Zukunft beeinflussen. Auch romantische Gefühle flackern allmählich auf, ohne sich zu stark in den Vordergrund zu drängen. Der Schauplatz in den Bergen ermöglicht eine gelungene Mischung aus gefühlsbetonten und kämpferischen Szenen. Allmählich kristallisiert sich ein übergeordnetes Ziel heraus, auf das die Handlung zusteuert und das dafür sorgt, dass die Spannung in diesem Buch kontinuierlich zunimmt. In diesem Zusammenhang erfährt man auch viel über die Hintergründe der Welt, in der die Handlung spielt und wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass die Charaktere sich dort befinden, wo sie sind. Mit Frost und ihrem Wolfsdämon kommen schließlich mythische Elemente wie ein dunkler Zauber in die ansonsten bodenständige Handlung.

„Frostblüte“ konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite verzaubern. Die bittersüße High Fantasy-Geschichte mit einigen mythischen Elementen zeichnet sich durch drei starke Protagonisten aus, die eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen und die man durch die Offenbarung ihrer Vergangenheit immer besser verstehen lernt. Die Handlung mischt gelungen ruhige, emotionale und temporeiche, spannungsgeladene Abschnitte. Ich bleibe wunschlos glücklich zurück und empfehle dieses Buch an jugendliche Fantasyleser absolut weiter.