Rezension

Von "Bookends" zu Happy Ends

Der kleine Laden der einsamen Herzen - Annie Darling

Der kleine Laden der einsamen Herzen
von Annie Darling

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich mag Bücher, deren Schauplatz Buchhandlungen sind. Nicht erst seit Katarina Bivalds "Ein Buchladen zum Verlieben". Seither erhoffe ich mir bei jedem neuen Buchladen-Roman ein ähnlich tolles Leseerlebnis. 

Begonnen hat "Der kleine Laden der einsamen Herzen" schon mal gut. Trotz dem Einstieg mitten in der Trauerfeier der Buchladenbesitzerin Lavinia. Als Leser wünscht man sich Lavinia kennen zu lernen - es muss eine tolle Frau gewesen sein! Obwohl Posy nicht verwandt ist mit ihr, erbt sie den Buchladen Bookends. Sebastian, Lavinias Enkel, erbt das Grundstück; und sollte der Buchladen in den nächsten zwei Jahren kein Gewinn abwerfen, geht er ebenso an ihn. Jetzt liegt es an Posy, den Buchladen auf Vordermann zu bringen. Ihre Idee, daraus einen auf Liebesromane spezialisierte Buchhandlung zu machen, stösst besonders bei Sebastian auf taube Ohren. Er hätte lieber eine Krimibuchhandlung und mischt sich fortan kräftig ein.

Sebastian ist ein schwieriger Charakter. Er ist verwöhnt, egoistisch und dennoch merkt man, dass dies alles nur Schutzschilde sind und ihm viel an Posy liegt. 
Posy hingegen ist eher scheu. Es heisst, sie war mal anders, doch dann starben ihre Eltern und sie wurde zur Ersatzmutter für ihren kleineren Bruder Sam. Posy war und ist dankbar für alles was Lavinia für sie getan hat und wohl deshalb gibt sie bei Sebastian klein bei. Sie lässt sich alles gefallen, getraut sich nicht zu wehren oder mal auf den Tisch zu klopfen; ausserdem verteidigt und entschuldigt sie sich immer und überall. Ihr Verteidigungsmechanismus greift auch bei den Angestellten. Posys Charakter nervte mich zusehends. Sie wirkte extrem naiv und passiv. Posy mag Sebastian mehr, als dass ihr anfänglich bewusst ist. Erst nachdem sie selbst beginnt eine Regency-Liebesschnulze zu schreiben, entdeckt sie ihre Gefühle für Sebastian. 

Die Zusammensetzung der Angestellten des Buchladens ist gut gelungen. Alle sind irgendwie anders, doch Lavinia gab ihnen eine Chance. Nina mit den blauen Haaren und dem Bronté-Zitat-Tattoo; die introvertierte Verity, die kein Gefühl für Farben zu haben scheint und der wortkarge Literaturstudent Tom, der Montags der Kuchen wegen bei Bookends arbeitet. 

Die Autorin schildert den Alltag in einer Buchhandlung, die ihre besten Tage gesehen hat und an einer Neuausrichtung arbeitet. Bis auf einige gewollt eingefügte Turbulenzen ist ihr das auch sehr realitätsnah gelungen. Es passt auch sonst alles zum Thema Lovestory - vom Namen der Autorin (wohl ein Pseudonym) über Posys Begeisterung für die Regencyzeit und die auf Liebesromane spezialisierte Buchhandlung bis zu deren neuen Namen und weiteren Kleinigkeiten. Diesbezüglich war die Grundidee unverkennbar und ist der Autorin total gelungen. 

So gut der rote Faden sich durch den Roman zog, so sehr mangelte es mir an der Umsetzung der Protagonistin Posy, die zu oft klein beigab und der Figur von Sebastian, der zu häufig bewusst den Widerling spielte und sich überall einmischte. 

Als Special zählt am Ende des Buches die Autorin je 5 ihre Lieblings-Liebesgeschichten und Lieblings-Buchhandlungen auf. 

Fazit: Ein leichter Unterhaltungsroman rund ums Thema Liebesgeschichten - leider mit einigen Schwächen seitens der Charaktere.
3.5 Punkte.