Rezension

Von der Ewigkeit überrascht

Freier Fall in den Himmel - - Mickey Robinson

Freier Fall in den Himmel -
von Mickey Robinson

Bewertet mit 5 Sternen

Elisabeth Bergner hat einmal gesagt: "Kein Mensch stirbt ohne seine Einwilligung." Dieses Buch scheint das in erstaunlicher Weise zu illustrieren.

Der begeisterte junge Fallschirmspringer Mickey Robinson ist mehr tot als lebendig, als man ihn mit schlimmsten Verbrennungen aus dem Wrack eines abgestürzten Flugzeugs birgt. Die Ärzte tun alles, um sein Leben zu retten, aber irgendwann können sie nichts mehr tun. Nach einem außergewöhnlichen Nahtoderlebnis allerdings erwacht der Patient wieder zum Leben und kommt auf wunderbare und unerklärliche Weise Stück für Stück wieder zu Kräften. Das Buch, das in Zusammenarbeit mit mehreren befreundeten Co-Autoren entstanden ist, erzählt seine Geschichte.

Nachdem zunächst die dramatischen Umstände des Flugzeugabsturzes geschildert werden, reißt der Handlungsfaden ab, und man wird in Mickeys Kindheit versetzt. In anschaulicher, flüssiger Sprache werden traumatische, aber auch glückliche Kindheitserlebnisse geschildert. Der Vater war ein hoffnungsloser Alkoholiker; die streng gläubige Mutter sorgte mit konsequenten Kirchenbesuchen dafür, dass Gott ihre Kinder zwar faszinierte, ihnen aber fern blieb, weil seine Erhabenheit so gar nichts mit der Gefühlswelt eines Kindes gemein zu haben schien. Plastisch beschreibt der Autor die religiöse Sackgasse seiner Kindheit mit den einfachen Augen eines Kindes.

Es folgt ein temporeicher Gang durch die Teenagerjahre des Autors. Ich hatte ehrlichgesagt nich erwartet, eine ganze Biographie von der Kindheit bis zum Tag X erzählt zu bekommen. Erst allmählich begreift man, warum dieser große Zusammenhang so unbedingt dazugehört. Mickey Robinson beschreibt diesen durchaus unterhaltsam, und die Berichte über die Suche eines jungen Mannes nach sich selbst mit ihren Höhenflügen und Abstürzen sind eindrücklich.

Später, bei den Beschreibungen der Behandlung des Schwerstverletzten im Krankenhaus dreht sich einem schon mal der Magen um, und man gerät in große Ehrfurcht vor dem Krankenhauspersonal, das so etwas aushält. Auf dem Krankenbett erfährt Mickey, "dass Berührungen, Mitgefühl und bestärkende Worte eine unermessliche Kraft über die Naturgesetze haben."

Und dann erfolgt das, was die Ärzte nicht verstehen. Der Patient scheint zu sterben und kehrt anschließend in seinen Körper zurück. Über sein Erlebnis schreibt er:
"Rationale Schlussfolgerungen, Logik und Verstand sowie Naturgesetze waren wie ausgelöscht durch mein neues Bewusstsein."
"Im Himmel gibt es nichts als absolute Reinheit."
"Es war, als würde mir ein neuer Pass ausgestellt, der mich nun als Bürger des Himmels ausweist."

Für manchen mögen die Nahtoderlebnisse Mickey Robinsons ein Schock sein. Für mich waren sie äußerst schön zu lesen und bestätigten mir in wunderbarer Weise das, womit ich mich seit vielen Jahren beschäftige ("LEBEN ist und war immer von der Materie unabhängig und wird es immer sein; denn LEBEN ist GOTT und der Mensch ist die Idee GOTTES, er ist nicht materiell, sondern geistig gestaltet und unterliegt nicht dem Verfall und dem Staub." - M. Baker Eddy)

"Obwohl mein Körper immer noch unverändert all die tödlichen Symptome und Komplikationen aufwies, verspürte ich einen übernatürlichen, unbegreiflichen Frieden. Die Bibel nennt das den 'Frieden Gottes, der höher ist als alle Vernunft'".

Es bleibt nicht bei diesem einen Wunder. Infektionen heilen, Gewebe erneuert sich auf unerklärliche Weise, und den Ärzten gelingt in einer Unzahl von erfolgreichen Operationen, was sie selber kaum für möglich gehalten hatten. Wenige Monate nach dem entsetzlichen Unfall absolviert Mickey wieder seinen ersten Fallschirmsprung. Kehrt zurück ins Leben, trifft sich mich Freunden, besucht Rockkonzerte... und dann muss er doch schon wieder mit psychedelischem Zeug experimentieren. Der Hype im Jahr 1969 muss absolut hypnotisch gewesen sein. Verständnislos starrt die Rezensentin das Buch an und sieht die Sterne ihrer Begeisterung schwinden. Glücklicherweise kommt der Autor nach seiner ersten Hasch-Erfahrung zur Vernunft, erkennt den Unterschied zwischen dem Rausch und dem wirklichen Himmelreich und beschließt, den Drogen den Rücken zuzukehren. "Wieder zu Hause dachte ich bei klarem Verstand darüber nach, was passiert war. Wie konnte dieser Wahnsinn dabei helfen, eine Friedensbewegung in Gang zu setzen? 'Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe Leben - und das im Überfluss.' Diese Person, diesen Retter, sollte man nicht allzu selbstverständlich nehmen." Klare Worte. Die Rezensentin atmet auf, den fünften Rezi-Stern fest mit beiden Händen umklammernd...

Es braucht noch eine ganze Weile, bis er die Drogen wirklich hinter sich lässt. Einmal hat er unter Drogen-Einfluss eine Jesus-Vision. Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Jesus wurde im Jahr 1969 übrigens auch zum Hype. Der Autor gerät an Hasch-Rauchende Jesus-Freaks, kann dem allerdings nicht viel abgewinnen. Aber irgendwann kommt er in seinem eigenen Leben an den Punkt, wo er nichts mehr anfängt, ohne Jesus zu fragen. Und auch das hat Konsequenzen. Gute Konsequenzen. Heute ist er zu der Überzeugung gekommen, dass das ewige Leben nicht mit dem Augenblick des Todes beginnt, sondern schon jetzt und hier.

Die Erzählweise ist schön, fesselnd, auf den Punkt gebracht, mit einem Blick für das Wesentliche. Letztendlich war die ausführliche Biographie notwendig, um dem Glaubwürdigkeit zu verleihen, was an ihrem Scheitelpunkt geschah.

Es ist ein heftiges Buch. Viele der Berichte gehen, glaube ich, für unvorbereitete Leser etwas weit, wobei ich den Wahrheitsgehalt nicht anzweifle. Ich weiß aus Berichten anderer Menschen mit Nahtoderfahrungen, dass sie durch das Erlebte fähig sind, Dinge anders wahrzunehmen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es klug ist, all diese übernatürlichen Erfahrungen im Buch minutiös zu beschreiben. Am Ende stellt sich der Autor diese Frage selbst: "Muss ich nicht vorsichtiger mit meinen Äußerungen sein, damit ich niemandem Angst einjage?"

Auf jeden Fall handelt es sich um ein sehr kraftvolles Glaubenszeugnis, das mir beim Lesen sehr viele wegweisende Impulse gegeben hat. Daher gebe ich guten Gewissens alle fünf Sterne.