Rezension

Von der Protagonistin abgesehen ein gutes Buch

Mein Herz ist eine Insel - Anne Sanders

Mein Herz ist eine Insel
von Anne Sanders

Bewertet mit 3.5 Sternen

In "Mein Herz ist eine Insel" sieht Isla Grant nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund und dem Verlust ihres Berufes und ihrer Wohnung keine andere Möglichkeit, als auf die Insel Bailevar zurückzukehren - den Ort, an dem sie aufgewachsen ist und den sie hasst. Die Insel ist ihr zu klein und beengt, jeder kennt jeden, nichts bleibt lange geheim; all das ist nichts für die Protagonistin, die das Leben in der großen Stadt bevorzugt hat. Eigentlich plant sie auch nun nur einen kurzen Aufenthalt in Bailevar, doch ihre Freundin Shona hat ganz andere Vorstellungen. Zum Beispiel, dass Isla und ihre Jugendliebe Finn nach wie vor ein schönes Paar wären...

Ich muss gleich sagen, dass mein größtes - und eigentlich einziges - Problem mit dem Buch die Hauptperson selbst war. Isla ist eine selbstbewusste Frau, die sagt, was sie denkt und die auf jeden Fall ein großes Herz hat, auch wenn sie sich das vielleicht nicht immer eingestehen möchte. Die meiste Zeit über war sie mir sympathisch, doch ihre Haltung der Insel gegenüber war mir zu extrem. Es ist nachvollziehbar, dass sie sich eingeengt fühlte und dass das Leben in einer kleinen Gemeinschaft nicht für jeden etwas ist, aber sie kann kein einziges gutes Wort über ihre frühere Heimat äußern, ist launisch und schlägt mit Worten, die ihre Familie und Bekannten verletzen, fast schon um sich. Mir kam es so vor, als würde sie krampfhaft an ihrer Abneigung festhalten und sei vorurteilsbelastet, sodass ich es gut fand, wenn andere Charaktere ihre Launen nicht immer einfach ertragen, sondern sie damit konfrontiert haben. Ich hatte damit gerechnet, dass sie sich auf der Insel nicht wohl fühlen würde, aber ich hatte auch erwartet, dass ihre Haltung sich langsam ändern würde und in dieser Hinsicht wurde ich ein wenig enttäuscht.

Die anderen Charaktere waren mir dafür umso sympathischer. Gerade Finn ist toll; er ist seiner Familie und der Insel gegenüber loyal, er versucht zu helfen, wo er kann und kümmert sich liebevoll um seine Großtante Shona. Diese ist selbst eine sehr lebendige, lebenslustige Figur, die kein Blatt vor den Mund nimmt und die man ins Herz schließen muss, und mir hat gefallen, wie wichtig ihre Rolle letztlich war.

Die Handlung selbst hat mir gut gefallen. Viel war zwar vorhersehbar, das hat mich allerdings nicht gestört. Ich mochte, wie die verschworene Gemeinschaft dargestellt war, dass die Familienprobleme aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wurden und dass Isla sich Gedanken darüber machen musste, was sie eigentlich will. Ihre Interaktionen mit den verschiedenen Figuren waren interessant und sehr vielschichtig; die Romanze fand ich ebenfalls schön dargestellt; ich fand es unnötig, eine weitere Person zu involvieren, doch die Liebesgeschichte an sich war glaubwürdig und wirkte echt. Es gibt ein paar süße Momente und gerade die Entwicklung der Charaktere bis zum Ende fand ich sehr gut. Das Highlight des Buches ist aber ganz klar das Setting, die schottische Insel. Die Autorin hat die Landschaft wunderschön beschrieben und ich hatte richtig Lust, selbst über die Insel zu spazieren und mehr über die geheimnisvolle Geschichte zu erfahren, die man über sie erzählt.

"Mein Herz ist eine Insel" bekommt von mir 3,5/5 Sternen. Von meinen kleinen Problemen mit Islas Haltung abgesehen ist das eine schöne, leichte Lektüre, die entspannte Lesestunden bereitet, und es war schön zu lesen, wie die Protagonistin sich mit ihrer Unterkunft arrangiert hat. Die Landschaft wurde wunderbar beschrieben und selbst die Nebenfiguren waren interessant, vor allem, was die Dynamik unter ihnen betraf. Die kleine Gemeinschaft wurde gut dargestellt und ich mochte, wie die Autorin ihre Handlung darum aufgebaut hat.