Rezension

Von der warmen Ägäis in den kalten Norden

Die Sturmschwester - Lucinda Riley

Die Sturmschwester
von Lucinda Riley

Bewertet mit 4.5 Sternen

Im zweiten Band der "Die sieben Schwestern"-Serie spielt Ally die Hauptrolle. Nachdem wir mit Maia nach Brasilien und Paris gereist sind, geht es dieses Mal nach Griechenland und London, nach Norwegen und Leipzig. 

Ally hat am Konservatorium Flöte studiert, hat aber die Musik zugunsten des Segelns an den Nagel gehängt. Als die begabte Seglerin zum ersten Mal richtig verliebt ist und einige Tage zu zweit auf See geniesst, hört sie von Pa Salts Tod. Nach einem kurzen Abstecher nach Hause steht schon die nächste Regatta in der Ägäis an. Doch das Schicksal meint es gerade nicht gut mit Ally, sie muss einen weiteren schweren Verlust hinnehmen. Als Ablenkung beginnt sie in einem norwegischen Buch zu lesen, das Pa Salt ihr empfohlen hat. Das Buch handelt von einer norwegischen Sängerin. Um noch mehr darüber zu erfahren, reist Ally nach Norwegen und bald machen Pa Salts Hinweise Sinn für sie. Und so wird ihr Leitsatz "In Momenten der Schwäche wirst du deine grösste Stärke finden" doch noch wahr. 

Wir reisen zusammen mit Ally nach Norwegen und tauchen ein in die Welt ab 1875, als Peer Gynt von Edward Grieg uraufgeführt wurde. Da die Schauspielerin nicht singen konnte, übernahm Anna Landvik den Gesangspart als versteckte Sängerin. So beginnt eine aufregende generationsübergreifende Erzählung über bekannte und weniger bekannte Musiker ab 1875. Was davon alles wahr ist und was nicht, schreibt Lucinda Riley in ihrem Nachwort. 
Der Autorin gelang mit "Die Sturmschwester" eine schlüssige und überzeugende Geschichte, in der wir das einfache Dorfmädchen Anna begleiten, die mit ihrer schönen Gesangsstimme viele Musikhäuser begeistern wird. Doch Annas Reise dahin ist steinig und bewegt. 
Dieser Teil des Buches hat mir enorm gut gefallen. Zum einen wird das Leben als Frau zur damaligen Zeit wird sehr gut beschrieben, zum anderen bekommt man einen guten Einblick in die Musikstadt Leipzig. Auch herzige Szenen fehlen nicht, zum Beispiel der kleine Junge Rude, der im Theater von Christiana Botschaften und Informationen überbrachte. 
Obwohl im Buch ein Stammbaum der Familie Halvorsen vorhanden ist, habe ich mir den selbst zusammengebastelt um ihn mir vor Augen zu halten, denn die ganze Geschichte ist sehr komplex. Spannend und informativ fand ich dann auch die Schilderungen über Karine und Pip.

Allys Geschichte hingegen war schwerer zu verdauen, besonders am Anfang finden sich einige sehr emotionale Szenen. Ally hat so viele liebe Leute rings um sich, die sie auffangen und doch kam sie mir gefühlsmässig manchmal verschlossen vor und gegen Schluss etwas träge in ihren Gedanken. 
Gefallen hat mir, dass in Allys Geschichte erneut einige bisher unbekannte Details zu den anderen Schwestern erwähnt werden, so dass wieder ein paar Puzzleteile mehr dazu gekommen sind. 

Man kann sich diesen Roman sicher auch ohne den ersten Teil zu kennen zu Gemüte führen, doch es lohnt sich die Bücher in der vorhergesehenen Reihenfolge zu lesen, weil man sonst gerade in der Gegenwartsgeschichte vieles nicht wirklich begreifen wird. 

Besorgt euch vor dem Lesen die Musik von Peer Gynt, damit ihr euch optimal in das Buch hinein versetzen könnt. 

Fazit: Emotional und mitreissend geschriebener Roman, der uns von der Ägäis über London und Leipzig nach Norwegen führt. Klare Leseempfehlung!
4.5 Punkte.