Rezension

Von New York nach San Francisco

Supertramp - Tamina-Florentine Zuch

Supertramp
von Tamina-Florentine Zuch

Beschreibung:
Ein Solotrip voller Abenteuer auf der Suche nach der absoluten Freiheit
Sechstausend Meilen in sechs Wochen, von New York bis nach San Francisco, von der Ostküste bis zur Westküste – und das auf Güterzügen, illegal als blinder Passagier, vollkommen auf sich allein gestellt: Tamina-Florentine Zuch hat es gewagt und sich im Sommer 2017 auf die Spuren der Hobos begeben, die in den 1920er- und 1930er Jahren millionenfach mit den Zügen durch Amerika getrampt sind, um sich von einer Feldarbeit zur nächsten transportieren zu lassen. Die 27-jährige Fotografin begegnete faszinierenden Persönlichkeiten, die sich den Anforderungen einer rücksichtslosen Erfolgsgesellschaft widersetzen. Sie verbrachte Wochen unter freiem Himmel, erbettelte Geld und Essen, rauchte mit einem pensionierten Polizisten einen Joint und wurde an einem Tag beinahe von einer giftigen Schlange gebissen und von einem Redneck erschossen. Jeder Tag war ein Abenteuer und die Nächte erst recht.

Die Autorin:
Tamina-Florentine Zuch, 1990 geboren, ist Fotografin, Filmemacherin und gelegentliche Schreiberin. Ihren Abschluss in Fotojournalismus und Dokumentarfotografie machte sie 2017. Sie liebt das Reisen mit dem Zug und fühlt sich überall zu Hause. Aktuell lebt sie in Hamburg, von wo aus sie die ganze Welt bereist.

Meine Meinung:
Tamina-Florentine Zuch bedeutet Freiheit alles. Schon die ersten Sätze in ihrem in Buchform gefassten Reisebericht verraten, dass sie Konventionen stets umgeht und ihr Leben so verbringen möchte, wie sie will. Ganz ohne Verantwortung, die sie nur sich selbst gegenüber hat und zusammen mit Menschen, die abseits des alltäglichen Daseins ihren Weg suchen und vielleicht auch finden.
Sie hat sich vorgenommen, von New York nach San Fransisco zu reisen. Wie die Hobos, die amerikanische Wanderarbeiter waren und auf Güterzügen neuen Tätigkeiten nachgereist sind, ohne festen Wohnsitz, ohne eine eigentliche Heimat.
Zunächst begleitet der Leser sie tatsächlich auf dieser Art des Reisens, wenig später muss sie jedoch aus Zeitgründen und da sich die Weiterfahrt per Zug schwieriger gestaltet als die dachte, aufs Trampen und auf eine Busfahrt ausweichen.
Dabei trifft sie viele Menschen, die entweder drogensüchtig sind und ihr Leben auf den Straßen verbringen oder der Gesellschaft abgeschworen haben, und ihr eigenes Ding machen.

Es wird immer wieder deutlich, dass viele sich auch aufgegeben haben, oder die Freiheit genießen, je nachdem, welche Lebensgeschichte sie zu erzählen haben und wie sie gestrickt sind.
Sie schläft meistens draußen mit anderen, muss sich einem Annäherungsversuch einer aufdringlichen Frau in deren Haus erwehren und verbringt eiskalte Nächte in ihrem Schlafsack.

Auffallend ist, dass die Amerikaner offen sind, und Fremde ständig ansprechen, hören wollen, woher sie kommen und auch schnellen Einladungen nicht abgeneigt sind.
So knüpfte sie schnell Bekanntschaften und hörten sich die unterschiedlichsten Geschichten an.
Im letzten Drittel kam das Hobo-Feeling auf, denn dann schaffte es die Reisende zu einem Hobo-Treffen, wo sie interessante Menschen kennenlernte, aber auch von einem regelrecht ausgenommen wurde, den sie unterwegs getroffen und mitgenommen hatte. Dieser gehörte nicht einmal zu der Szene.

Mit sehr viel Abenteuerlust und Strapazen ist die Route verbunden, kein Wunder, wenn man nicht weiß, was der nächste Tag bringt und wo man übernachten kann. Aber gerade das macht der Trip aus.

Bedenklich fand ich, dass sie mit Personen nach Hause ging, die sie zwar faszinierten, ihr aber auch Angst machten. Da hätte ich mehr Skrupel.
Der Geschmack der Freiheit ist auch mir nicht fremd, trotzdem sollte man abwägen, in welche Situationen man sich bringt. Das heißt nicht, dass man nicht vieles wagen kann, aber ein wenig Vorsicht ist dennoch geboten. Rational sollte man immer bleiben.

Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen, es war flüssig geschrieben und man konnte sich alles bildlich vorstellen, als wäre man auf diesem ungewöhnlichen Trip hautnah dabei.
Sicher ist es gefahrvoll, auf Güterzügen als blinder Passagier zu reisen, aber wer das Adrenalin braucht, soll es tun.
In der Mitte kann man ein paar Gesichter zu den einzelnen Stationen finden.
Insgesamt ein spannender Trip in das Land der offenbar unbegrenzten Möglichkeiten, das einige Gefahren birgt, aber auch grenzenlose Freiheit spüren lässt.

4 Sterne.