Rezension

Von Träumen und Hoffnungen

Ein Schreibtisch voller Träume
von Rachel Hauck

Bewertet mit 4 Sternen

19 Jh. Die junge Birdie wünscht sich nichts mehr, als eine berühmte Schriftstellerin zu werden. Leider ist dies ein ziemlich unpassender Beruf für eine Frau zur damaligen Zeit. Ihre reichen Eltern wünschen sich vielmehr, dass sie eine gute Partie macht und einen wohlhabenden Mann heiratet. Der von ihnen ausgewählte Mann entspricht allerdings zum einen gar nicht Birdies Vorstellungen, denn sie liebt ihn nicht, sondern hat ihr Herz insgeheim an einen anderen verschenkt. Zum anderen denkt sie gar nicht daran, ihren eigenen Traum aufzugeben. Wird sie sich durchsetzen können?

21 Jh. Tenleys Vorfahren waren schon bekannte Schriftsteller und auch sie selbst hat mit ihrem Debütroman einen Erfolg gelandet. Nun erwartet man von ihr natürlich baldmöglichst einen weiteren Bestseller. Doch dieser Druck löst in Tenley eine Schreibblockade aus. Ihr Kopf ist leer und es fehlen die zündenden Ideen. Gerade in dieser Phase kommt ein Anruf von ihrer Mutter Blanche, die schwer an Krebs erkrankt ist und sich wünscht, dass Tenley zu ihr kommt. Das Verhältnis der beiden Frauen ist seit vielen Jahren schwierig und der Kontakt eher eingeschränkt. Tenley entscheidet sich gegen eine gemeinsame Reise mit ihrem Verlobten Holt nach Paris und macht sich auf den Weg zu ihrer Mutter nach Florida. Gelingt es den beiden Frauen, sich wieder näher zu kommen? Und findet Tenley endlich eine Idee für ihr neues Buch?

Rachel Hauck hat mit ihrem Buch „Ein Schreibtisch voller Träume“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der sich über zwei verschiedene Zeitebenen erstreckt. Der Schreibstil ist flüssig und einnehmend, schnell findet sich der Leser in der Geschichte wieder, wo er in abwechselnden Jahrhunderten den beiden Hauptprotagonistinnen unsichtbar zur Seite steht und ihnen bei ihrem täglichen Leben und ihren Gedankengängen folgen darf. Im historischen Teil zeigt die Autorin die damaligen gesellschaftlichen Strukturen auf und macht deutlich, wie sehr Frauen damals in ihrem Wirkungskreis eingeschränkt waren und was man von ihnen erwartete. An eigene Wünsche und Karrieren war nicht zu denken. Die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen bildet ein alter Schreibtisch, der für beide Frauen eine große Rolle spielt. Die Informationen über die Schriftstellerei hat die Autorin geschickt in ihrer Geschichte eingebaut und dem Leser so einen Einblick über die schöpferischen Tätigkeiten vermittelt.

Die Charaktere sind recht unterschiedlich und individuell angelegt und ausgearbeitet, wirken lebendig und authentisch. Birdie ist eine sehr sympathische junge Frau, die große Träume hat und der durch die Zeit, in der sie lebt, die Hände gebunden scheinen. Sie ist mutig, warmherzig und besitzt genügend Kraft, um sich gegen die Zwänge, die ihr auferlegt werden, entgegen zu stellen, denn sie legt ihr ganzes Vertrauen in Gott und dass dieser sie leiten wird. Tenley ist eine Frau, die es einem schwer macht, sie zu mögen. Sie wirkt oftmals etwas abgehoben, arrogant und gibt sich etwas geheimnisvoll, was sie leicht schrullig oder chaotisch wirken lässt. Doch sie hatte eine harte Kindheit, verließ die Mutter die Familie, als sie erst 9 Jahre alt war. Dieser Verlust hat sie bis heute geprägt und lässt Tenley zum Teil hart und unnahbar wirken. Dabei wünscht sie sich insgeheim Wärme und Nähe. Tenleys Mutter Blanche wirkt zu Beginn wie eine sehr egoistische Frau, selbstsüchtig und nicht gerade eine Person, die einem ans Herz geht. Aber während der Handlung macht sie eine Entwicklung durch, die zum einen bestimmt durch die Krankheit hervorgerufen wurde, aber zum anderen sicherlich der Grund für die Erinnerungen und ihre Fehler in der Vergangenheit sind. Auch die anderen Protagonisten bereichern mit ihrem Auftreten und ihren Handlungen die Geschichte und machen sie rund.

Der christliche Aspekt wurde von der Autorin so in die Handlung eingearbeitet, dass er sich zum einen in das Glauben und Verlassen auf Gott zeigt, zum anderen im Verzeihen und Vergeben. Schritt für Schritt lässt sie den Leser an der Glaubensentwicklung ihrer Protagonisten teilhaben.

„Ein Schreibtisch voller Träume“ ist ein unterhaltsamer teils historischer Roman über zwei grundverschiedene Frauen, die einen gemeinsamen großen Wunsch haben. Doch Wünsche und Prioritäten können sich verschieben, doch der Glaube und die Hoffnung bleiben. Nicht der beste Roman von Rachel Hauck, aber schön zu lesen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!