Rezension

Von verbotener Magie und einer komplexen Story

Das Erbe der Seher - James Islington

Das Erbe der Seher
von James Islington

Davian bangt um seine Prüfungen, die er als Begabter unbedingt bestehen muss. Sonst drohen ihm der Ausschluss aus der Schule und der Entzug seiner Kräfte. Doch als Davian herausfindet, dass er ein Augur ist - ein mächtiger Magier, deren Existenz mit dem Tode bestraft wird - , flieht er gemeinsam mit seinem besten Freund aus der Schule und begibt sich auf eine gefahrvolle Reise. Und von Norden her droht ein weiterer Feind, das Land zu überrennen.

 

Das Erbe der Seher ist James Islingtons Debüt und der Einstieg zur Licanius-Saga. Ich habe an ein paar Ecken und Enden gespürt, dass es sein Erstling war, und doch war es ein tolles Leseerlebnis. Das Buch erregte meine Aufmerksamkeit nämlich schon, als es nur in Englisch auf dem Markt war (Originaltitel: The Shadow of what was lost“). Dementsprechend gespannt war ich auf die Deutsche Übersetzung. Das Cover ist im Übrigen nach meinem Geschmack. Schlicht gehalten, in dunklen Farben, die die Grundstimmung des Buches wiederspiegeln.

 

Der Einstieg in das Buch gelang mir auf Anhieb. Ich mag solch ein Schulsetting, in dem der Protagonist Davian zu Anfang agiert. In seinem gewohnten (und relativ sicheren) Umfeld lernt man auch ein paar Eigenheiten des Charakters kennen, um ihm dann auf seinem weiteren Weg auch emotional folgen zu können. Davians größte Sorge ist es nämlich durch die Prüfung zu fallen, da er eine bestimmte Fähigkeit noch nicht beherrscht. Und die Prüfungen stehen in kurzer Zeit an. Gemeinsam mit Davian lernt der geneigte Leser auch die anderen Protagonisten Werr (mein persönlicher Liebling) und Asha (für mich die interessanteste Person) kennen (beides Schüler), die im weiteren Verlauf des Buches die Hauptrollen spielen werden. In diesem Fall fand ich es wichtig, auch die Intentionen, Wünsche und Träume der beiden Charakter näher kennen zu lernen, damit man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen mitfiebern kann. Den Grund erläutere ich im weiteren Verlauf der Rezension.

Islington lässt sich viel Zeit, um die Welt detailgetreu zu erklären und die Missstände darzustellen. Die unregulierte Ausübung von Magie wird nämlich mit dem Tode bestraft. Davian und seine Freunde werden nur geduldet, weil sie nützlich sind und strengen Grundsätzen unterworfen wurden, die nur schwer gebrochen werden können.

Die Charaktere zum einen und die genaue Skizze der Welt zum anderen sind vonnöten, um der Story folgen zu können. Denn je weiter ich im Buch voranschritt, desto komplexer und kleinteiliger wurde die Geschichte. Ich folgte mehreren Handlungssträngen, da die drei Protagonisten im späteren Verlauf des Buches getrennt werden und hatte vor allen Dingen in der ersten Hälfte des Buches zu kämpfen, alles zu behalten, was erklärt und neu eingeführt wurde. Zwischenzeitlich fragte ich mich nicht nur einmal, was die einzelnen Begriffe bedeuten oder wer der plötzlich wiederauftauchende Charakter, der eingangs kurz durchs Bild lief und freundlich winkte, denn nun ist.

Aber dranbleiben lohnt sich wirklich!

Islington schafft eine Welt, in die sich die Geschichte organisch einfügt. Zunächst war ich mir nicht mal sicher, wohin die Reise denn nun eigentlich gehen sollte, doch dann kristallisierte sich ein (zugegeben dünner, aber stetig wachsender) roter Faden heraus.

Die Geschichte an sich ist klug und interessant, darbt jedoch vor allen Dingen in der ersten Hälfte an der unterschwelligen, knisternden Spannung. Islington versucht diese durch überraschende Ereignisse zu kompensieren und die Spannungskurve schnellt für einige Seiten nach oben (was mich neben den Charakteren bei Laune hielt), doch richtig spannend wurde es erst zum Ende hin, als die Handlungsstränge zusammenfanden.

 

Ich glaube ein paar Kürzungen hätten der Geschichte nicht unbedingt geschadet.

 

Ich fand die Ansätze des Buches ziemlich interessant und die Welt wirklich gut und klug ausgearbeitet. Ich für meinen Teil habe gespürt, dass Islington sehr viel Herzblut in das Buch gesteckt hat. Doch fehlte es mir am magischen Funken, der mich an den Seiten kleben ließ. Aus diesem Grund vergebe ich 4 Sterne (und bin gespannt auf die Fortsetzung!).