Rezension

Vor allem durch das gewählte Thema des Romans lesenwert!

Ratlines - Stuart Neville

Ratlines
von Stuart Neville

Bewertet mit 3.5 Sternen

nhalt: 
Irland, Ende der 50er Jahre: 
Lieutenant Albert Ryan wird vom irischen Justizminister Charles J.  Haughey die Leitung über die Ermittlungen an einem besonderen Mordfall übertragen. Mehrere höhere ehemalige SS Offiziere und andere Nationalsozialisten wurden ermordet.  Diese waren in Irland mit Billigung der Regierung unter falschem Namen untergetaucht. Ryan wird dabei selbst unter immensen Druck gestellt. Denn der Lieutenant hatte im zweiten Weltkrieg unter brittischer Flagge gegen die Nazis gekämpft und muss sich nun mit seinem Gewissen auseinandersetzen. Kann er Männer beschützen die gegen alles stehen wofür er damals gekämpft hat? Zu Mal es sich bei einem der nächsten potentiellen Opfer ausgerechnet um Colonel Otto Skorzeny handelt, einen der gefährlichsten Männer unter Hitlers Kommando und Schuldig für tausende von Toten in Europa... 

Meine Meinung: 
Ratlines von Stuart Neville ist ein spannender Krimi, in dessen Verlauf aber auch die historischen Hintergründe eine große Rolle spielen. Mir hat der Roman einen neuen Blickwinkel erschlossen, da ich über die Verknüpfungen zwischen Irland und den dort versteckten Nationalsozialisten gar nichts wusste. Was die sogenannten "Rattenlinien! angeht, habe ich das bisher nur mit Südamerika verknüpft, aber das Irland und speziell auch die IRA Verbindungen zum Nationalsozialismus hatten, war mir gänzlich neu. 
Gelungen fand ich dabei aber auch das Neville sich bemüht die verschiedenen Blickwinkel realistisch darzustellen. Einzig Leutnant Ryan ist mir dabei zu sehr die Figur des strahlenden Helden der als einziger Integer ist. Aber gut, diesen Kontrast braucht man eventuell um die Ungeheuerlichkeiten der Zusammenarbeit der verschiedenen Parteien im Roman zu unterstreichen. Allerdings hätte ich mir gewünscht das er stärker mit seinem Gewissen hardert. Ich finde dieser Punkt kommt an manchen Stellen zu kurz. Stattdessen wird eine eher unnötige Liebesgeschichte in die Handlung konstruiert. Schade das der Autor hier seine Prioritäten verschoben hat. 
Zudem kommen sonst alle nicht besonders gut weg. Weder die Nazis, deren Morde hier dargestellt werden, als auch die verschiedenen anderen politisch Beteiligten, die alle ihr eigenes Süppchen kochen. Auch der Mossad ist dabei im Spiel. Insofern ist der Autor sehr bemüht zu zeigen dass das Verhalten aller nicht in Ordnung ist und es dabei auch darum geht, was moralisches Verhalten eigentlich im allgemeinen sollte. Ryan ist dabei derjenige der dieses Verhalten repräsentiert. Gestört hat mich dabei wie gesagt, die Konstruktion eines Helden und seiner Freundin, die vor allem als Opferbereite, verletzliche Frau geschildert wird, die einen Mann braucht der sie errettet. Diese Klischees fand ich schade, da Neville sich sonst eigentlich sehr bemüht sie zu umschiffen. 

Ryan lernt nach und nach das er niemandem Trauen kann. Das ist im Endeffekt die Botschaft des Romans. Egal welche radikale Linie man verfolgt, sie endet in Schrecken und Trauer. Mich konnte "Ratlines" in der Hinsicht sehr überzeugen. Aber eher als historischer Roman denn als Thriller. Dahingehend hat er sich in mancherlei Hinsicht ständig wiederholt. Bestimmte Szenerien wiederholen sich (vor allem was Folgerung und andere Gewalt angeht) und zeigen dadurch aber auch auf das jede der Parteien ähnliche Mittel verwendet um Ziele zu erreichen. Für die Handlung bedeutete das aber auch das ich beim Lesen manchmal etwas gehemmt wurde, weil für mich durch die Wiederholungen, Längen entstanden sind. 

Insgesamt betrachtet bin ich zufrieden mit der Lektüre. Nicht zu letzt auch deshalb weil er mir ein neues Thema erschlossen hat.