Rezension

Vorherbestimmung vs. selbstbestimmtes Schicksal

Infernale - Sophie Jordan

Infernale
von Sophie Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext

„Als Davy in einem DNA-Test positiv auf das Mördergen Homicidal Tendency Syndrome (HTS) getestet wird, bricht ihre heile Welt zusammen. Sie muss die Schule wechseln, ihre Beziehung scheitert, ihre Freunde fürchten sich vor ihr und ihre Eltern meiden sie. Aber sie kann nicht glauben, dass sie imstande sein soll, einen Menschen zu töten. Doch Verrat und Verstoß zwingen Davy zum Äußersten. Wird sie das werden, für das alle Welt sie hält und vor dem sie sich am meisten fürchtet – eine Mörderin?“

 

Gestaltung

Im Zentrum steht ein Mädchenkopf, mit einem Tattoo am Hals. Umgeben ist ihr Gesicht von blaulilafarbenen Rauchwölkchen oder einer Art Nebel. Ich finde, das hüllt das Cover in etwas geheimnisvolles, wobei es dennoch sehr schlicht gehalten ist. Auch die Schriftart des Titels ist sehr gradlinig und schlicht, weswegen das Motiv nicht zu überladen wirkt und etwas Ruhiges an sich hat. Ich finde, das Cover insgesamt sehr hübsch, aber vom Hocker hauen kann es mich nicht ganz.

 

Meine Meinung

Der Name der Autorin von „Infernale“ ist vielen bereits durch ihre „Firelight“-Trilogie bekannt: Sophie Jordan. Auch im englischen Raum ist „Infernale“ (bzw. „Uninvited“ wie es im Original heißt) recht bekannt. „Infernale“ ist mein erstes Buch dieser Autorin und ich muss sagen, dass ich ganz angetan bin von ihrem Schreibstil. Ich konnte mich gut in die Geschichte einfinden und bin schnell von einem angenehmen, zügigen Lesefluss eingenommen worden, der mich die Geschichte hat erleben lassen, als würde ich sie direkt auf einer Leinwand vor mir sehen.

 

Protagonistin Davy wird positiv auf das Gen HTS getestet, ein Gen, das ihr das Dasein als Mörderin vorherbestimmt. Doch kann dies wirklich sein? Bestimmen und beeinflussen unsere Gene uns wirklich so sehr? Davy ist verunsichert und auch ich als Leserin war die ganze Zeit über so neugierig und gespannt darauf, wie sich ihre Geschichte entwickeln würde und ob sie wirklich zu einer Mörderin werden würde, nur weil es in ihrer DNA verwurzelt sein soll. Dieser Grundkonflikt der Vorherbestimmung und des selbstbestimmten Schicksals hat mir wirklich sehr gut gefallen, da es mich sehr zum Nachdenken angeregt und mich beschäftigt hat.

 

Davy erschien mir nie als Mörderin, vielmehr mochte ich sie eigentlich recht gerne. Sie wirkte auf mich einerseits etwas schüchtern, war andererseits aber auch eine kleine Kämpferin. Aber dennoch gab es auch Szenen, in denen ich den Eindruck hatte, dass es ihr zu leicht gemacht wurde. Die Dialoge hätten für mich etwas komplexer sein können, da sich Davy so aus dem Ärger, in dem sie steckte, einfach nur herausgeredet hat. Auch hatte ich den Eindruck, dass der Klimax, der Höhepunkt der Handlung, gen Ende des Romans viel zu schnell vorbei war. Ich hatte kaum realisiert, was geschah und dass sich alles gesteigert hatte, da war es auch schon wieder vorbei.

 

Das war aber auch schon das einzig Kritische, das ich anzumerken habe, denn die Handlung an sich war sehr spannend und es gab auch in diesem dystopischen Jugendbuch-Zweiteiler wieder sehr rasante Szenen und Spannungswechsel, die mir die Geschichte sehr versüßt haben. Neben Davy mochte ich auch Sean sehr, sehr gerne. Er hatte es von Kindesbeinen an nicht leicht, wusste schon früh, dass er das Mörder-Gen trägt und wuchs bei Pflegefamilien auf. Ich habe eine Schwäche für Charaktere mit tragischen Schicksalen und Davy und Sean gehören definitiv zu solchen Figuren. Ihre zarten Gefühle füreinander, aber auch ihre Verunsicherung waren, obwohl es nur seicht in die Geschichte eingestreut worden ist, so intensiv und immens, dass ich manchmal richtige Gänsehaut auf den Armen hatte.

 

Fazit

Eine dramatische, dystopische Geschichte über Vorherbestimmung versus Selbstbestimmung und die Frage danach, ob man automatisch so wird, wie es einem die eigenen Gene vorschreiben. „Infernale“ hat mich Gänsehautmomente erleben lassen und mir Figuren präsentiert, die ich sehr gerne mochte. Die Handlung war rasant und spannend, auch wenn der Klimax für mich leider viel zu schnell vorbei war, sodass ich ihn kaum bemerkt hatte.

4 von 5 Sternen!

 

Reihen-Infos

1. Infernale

2. Unlashed (auf engl. bereits erschienen, erscheint im Sommer ebenfalls bei Loewe auf Deutsch!)