Rezension

Vorherrschend Düsternis und Besessenheit

Die Insel der Witwen - Dagmar Fohl

Die Insel der Witwen
von Dagmar Fohl

Bewertet mit 2.5 Sternen

Taldsum, eine Insel im friesischen Wattenmerr, Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Leben der Bewohner ist geprägt von der Seefahrt, dem Tod und bitterer Armut. Als ein Leuchtturm auf dem Eiland errichtet werden soll, schlagen die Wogen der Empörung hoch. Auch die junge Seemannswitwe Keike Tedsen, die wie viele Frauen von der Strandräuberei lebt, fürchtet um ihr karges Auskommen. Dann aber verliebt sie sich in den Hamburger Ingenieur Andreas Hartmann, der mit dem Leuchtturmbau beauftragt ist. Es ist eine schicksalhafte Liebe, die das Leben der beiden für immer verändern soll...

Die Geschichte spielt zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Handlungsorte sind einmal die Insel Taldsum im friesischen Wattenmeer und das damalige Hamburg. Dabei wird letzteres noch einmal aufgeteilt. Zum einen der Wohnort der ersten Hauptperson Andreas Hartmann, dann ein Gerichtssaal, sowie eine Irrenanstalt in Hamburg sind immer wiederkehrende Spielorte.

Andreas Hartmann ist vom Beruf Leuchtturmingenieur. Er hat eine Frau und zwei Kinder. Also eigentlich ein gutes Leben. Doch irgendwas ist passiert, sodass er vor Gericht steht. Die zweite Hauptperson ist die Inselwitwe Keike. Sie bringt sich und ihre zwei Töchter durch das Sammeln von Strandgut durch, was bei Strandungen von Schiffen angespült wird. So, wie die meisten Inselbewohner. Jedoch wirkt sie etwas mysteriös, dadurch, dass sie immer wieder irgendwelche Visionen hat. Meist sind diese düster und brutal.
Nun darf Andreas einen Leuchtturm auf der Insel bauen. Nur wenige der Bewohner sind dem freundlich gesinnt. Mal gehen die Arbeiten ohne Probleme von der Hand, dann gibt es wieder Dinge, die den Bau zum Stillstand bringen. Als Andreas auf Keike stößt wendet sich seine Besessenheit für den Bau ihr zu. Das kann an sich schon kein gutes Ende nehmen.

Trotz des etwas eigenartigen Schreibstils (viele kurze abgehakte Sätze) kann ich behaupten, dass eine gewisse Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Denn tatsächlich wird jene „schreckliche Tat“, von der jeder spricht, erst zum Ende aufgelöst und vorher gut verschleiert. Die Gespräche sind meistens ohne jede Tiefe, die Visionen von Keike leicht verstörend und viele Personen einfach schwammig dargestellt. Das einzige, was meiner Meinung nach gut ankommt ist die Besessenheit des Andreas Hartmann von seinen Leuchttürmen.

Im Großen und Ganzen ist es ein Roman für zwischendurch. Er ist schnell durchgelesen und hinterlässt keine großartigen Gefühle. Wer jetzt historisch etwas erwartet, der wird auch enttäuscht, aber dafür kommen immerhin die Krimileser auf ihre Kosten. Viele Leichen und Schilderungen von Unfällen auf See. Wenn ich so recht darüber nachdenke, dann dürfte die Insel in kürzester Zeit keine Bewohner haben, denn es sterben auch viele Inselbewohner in dem Jahr. (Fand ich etwas unrealistisch) Was ich dennoch gut fand, waren die Worterklärungen am Ende des Buches. Denn so manchen Begriff aus der Schiffsfahrt und dem damaligen Inselleben kannte ich nicht.