Rezension

Vorsicht, giftig!

Die Poison Diaries - 'Liebe ist unheilbar' - Maryrose Wood

Die Poison Diaries - 'Liebe ist unheilbar'
von Maryrose Wood

Bewertet mit 3 Sternen

"Die Posion Diaries. Band 1" umfasst 266 Seiten und gliedert sich in 19 Kapitel. Diese haben mit durchschnittlich 14 Seiten eine angenehme Länge. Zusätzlich sind sie in Abschnitte unterteilt, um während des Lesens bequem Pausen einlegen zu können, ohne das jeweilige Kapitel unbedingt zu Ende lesen zu müssen. Gleichzeitig dienen die Absätze dem Spannungsaufbau.

Geschrieben ist das Buch aus Sicht der sechszehnjährigen Ich-Erzählerin Jessamine in der Gegenwartsform. Im Verlauf des Buches taucht noch ein zweiter Ich-Erzähler auf, der abwechselnd mit Jessamine zu Wort kommt.

Jedes der Kapitel wird von einem Tagebucheintrag eingeleitet, der in kursiver Schrift abgedruckt ist.

Das Buch spielt im Norden Englands und umfasst einen Handlungszeitraum von knapp vier Monaten im Jahr 1800.

Sehr auffällig ist die Gestaltung des Buches. Das Cover ist mit seinen dunklen Farbtönen und dem dazu gegensätzlichen Goldton ein echter Hingucker. Unter dem Schutzumschlag verbirgt sich ein schwarzer Einband, der ebenfalls durch den in Gold abgedruckten Buchtitel sehr intensiv wirkt. Der untere Buchschnitt ist mit Blumenranken verziert und auch im Buch selbst finden sich Ranken am Anfang jedes Kapitels und zwischen den einzelnen Kapitelabschnitten.

Das Original erschien unter dem Titel "The Poison Diaries" bei HarperCollins Children's Books. Übersetzt wurde es von Alexandra Ernst. Das Buch basiert auf einer Idee der Herzogin von Northumberland.

Meine Meinung zum Buch:
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Der Einstieg in "Die Poison Diaries. Band 1" gelingt schnell und problemlos. Der Leser lernt im ersten Kapitel die Ich-Erzählerin Jessamine kennen, die zusammen mit ihrem Vater in einer alten Kapelle im Norden Englands lebt und ihm beim Hegen und Pflegen seiner vielen Pflanzen und Kräuter hilft. Jessamines Mutter ist gestorben, als Jessamine vier Jahre alt war. Ihr Vater ist seit zwei Tagen verschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Jessamine vermutet, dass er zu einem Kranken gerufen wurde, denn ihr Vater ist Apotheker, der den Menschen mit seinen Kräutern und Pflanzen bei der Behandlung verschiedenster Leiden hilft.

Nicht um alle Pflanzen darf sich Jessamine kümmern. Ihr Vater hat neben einem Obst- und Gemüsegarten, einem Bienen- und einem Färbergarten auch einen Apothekergarten angelegt, der durch Mauern und ein mit einer Kette verschlossenes Tor vor ihrem Zutritt gesichert ist. Denn in diesem Garten wachsen gefährliche Pflanzen, deren Wirkungen tödlich sein können.
Gerade dieser Garten reizt Jessamine ungemein, denn sie fühlt sich der Aufgabe, mit gefährlichen Pflanzen umzugehen, durchaus gewachsen. Doch ihr Vater sieht das anders, sieht in ihr immer noch ein Kind.

Schließlich taucht auch Jessamines Vater wieder auf und wird dem Leser vorgestellt. Er ist ein typischer Forscher: Er schließt sich in seinem Arbeitszimmer ein, wälzt dicke Bücher, untersucht seine Pflanzen und ist immer wieder auf der Suche nach neuen Erkenntnissen. Dass ihm der Tod seiner Frau zu schaffen macht, merkt man ihm vordergründig nicht an. Aber dies wird auch nicht großartig thematisiert.

Die nächsten Seiten beschränken sich hauptsächlich darauf, Jessamines Alltag zu schildern. Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Denn Tobias Pratt, der Leiter eines Genesungsheims, taucht in der alten Kapelle auf, zusammen mit einem Bündel, das er als Monstrum bezeichnet. Dieses Bündel bzw. Monstrum entpuppt sich später als Weed, einen schätzungsweise ebenfalls sechszehnjährigen Jungen, der Tobias Pratt lästig geworden ist und der ihn nun loswerden will. Warum er dabei gerade an Jessamines Vater gedacht hat, verrate ich an dieser Stelle nicht. Lest am besten selbst!

Das Buch beschränkt sich nun völlig auf die drei Charaktere: Jessamine, ihren Vater und Weed. Weitere menschliche Figuren gibt es in dem Buch nicht. Doch dafür spielen Pflanzen eine große und interessante Rolle. Denn sie sind die eigentlichen Hauptakteure des Buches. Dies geht sogar so weit, dass sie nicht nur sehr lebendig, sondern fast menschlich erscheinen. Das Buch nimmt durch sie einen sehr düsteren und unheimlichen Verlauf an, der für Spannung sorgt.

Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich euch erzähle, dass sich zwischen Jessamine und Weed eine Liebesgeschichte entwickelt. Hierin liegt auch mein größter Kritikpunkt. Denn in dieser Beziehung passiert alles zu schnell. Kaum sieht Jessamine Weed zum ersten Mal, ist es schon um sie geschehen. Doch für den Leser wird kaum nachvollziehbar, warum Jessamine so fasziniert von Weed ist. Zwar wird sein Äußeres kurz beschrieben, doch lernt der Leser seine Persönlichkeit kaum kennen. Dies wird später zwar nachgeholt, doch die Entwicklung der Liebe wird kaum spürbar. Stattdessen ist die Beziehung sehr oberflächlich und emotionslos. Zum Ende des Buches hin wird sie zwar zunehmend intensiver, aber nachvollziehen lässt sich diese Entwicklung nur wirklich, wenn man ihr von Anfang an ausreichende Beachtung schenkt, was in diesem Buch leider nicht erfolgt.

Zum Ende des Buches hin rückt Weed sehr stark in den Vordergrund, denn Jessamine ist plötzlich an einer unbekannten Krankheit erkrankt. Weed soll sie retten und begibt sich dafür in den Apothekergarten, um aus den richtigen Pflanzen ein Gegenmittel herzustellen. Doch die Pflanzen machen es ihm nicht leicht, sondern verlangen als Bezahlung die Erfüllung von drei Aufgaben. Diese sind grausam und unangenehm und ein Grund dafür, warum ich das Buch nur Lesern ab 14 Jahren empfehlen würde. Es wird teilweise blutig, teilweise brutal. Die Autorin geht dabei zwar nicht zu sehr ins Detail, aber als Leser denkt man sich entsprechend seinen Teil.

Das Ende des Buches gleicht mit seinen vielen Ereignissen den Anfang des Buches, in dem nicht so viel passiert, mehr als aus. Aber dennoch lässt sich die Handlung insgesamt in wenigen Worten zusammen fassen. Die Handlung ist nicht sonderlich vielseitig, sondern konzentriert sich auf einen einzigen Handlungsstrang.

Jessamine ist als einziger der drei menschlichen Hauptcharaktere wirklich greifbar. Ihr Vater und Weed werden zwar auch beschrieben und ansatzweise charakterisiert, aber dies reicht nicht aus, um Gefühle für die Figur beim Leser hervorzurufen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, bleibt aber auch eher oberflächlich. Zwar gibt sie sich mit den Beschreibungen der Pflanzen sehr viel Mühe. Umso weniger Beachtung schenkt sie allerdings ihren Figuren. Die 266 Seiten, die das Buch umfasst, lassen sich schnell lesen, da die Schrift auch relativ groß ist.

Mein Fazit:
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Ein interessantes Buch über die Kraft der Pflanzen, das stellenweise sehr düster und unheimlich ist und zu grausamen Szenen neigt und dessen Liebesgeschichte leider zu kurz kommt.