Rezension

Wahnsinn!

Zehn Glücksmomente - Heike Schulz

Zehn Glücksmomente
von Heike Schulz

~~Bevor ich mich mit meinem Loblied über dieses Buch beginne, noch ein paar Worte zum Cover: im ersten Moment könnte man meinen ein ziemlich langweiliges Bild von ein paar Beinen, die aus dem Fenster eines Autos gehängt werden - wieder einmal so eine 0815- Liebesgeschichte. Aber wer sich davon abhalten lässt die Inhaltsangabe zu lesen, wird erkennen, dass die in Flip Flops steckenden Füße ihre Berechtigung haben und in meinen Augen wirklich einwandfrei zu dieser Erzählung passen. Gute Wahl!

Weiter im Text, kommen wir zum Inhalt:

Ich muss leider gestehen, dass ich mich am Anfang auch ein wenig vom Titelbild habe blenden lassen. Man erwartet nicht unbedingt solchen Tobak, wenn man es sieht. Und doch behandelt die Geschichte ein wirklich ernstes Thema: Krebs und den Umgang des eigentlichen Patienten bzw. seiner Angehörigen mit diesem Thema. Nun könnten einige wiederum einwerfen: "Ha, solche Bücher gibt es doch langsam wie Sand am Meer." Ja, das mag sein, aber diese Geschichte ist in meinen Augen eine ganz besondere und das hat mehrere Gründe:

Zum einen ist die sprachliche Gestaltung wirklich grandios und das meine ich wirklich so. Normalerweise bin ich nicht der Typ, der sich Notizen zu Büchern macht, um sich an bestimmte Wortspiele zu erinnern, aber dieses Mal war es anders. Heike Schulz hat eine Begabung mit Worten umzugehen, die mich gleichzeitig zum Lachen, aber auch Weinen gebracht, weshalb mich die Geschichte auch nach kürzester Zeit packen konnte und nicht mehr losgelassen hat. Man fühlte sich sofort mit den Personen verbunden, hat einen Draht zu ihren Handlungen. Dazu beigetragen hat vor allem auch der Wechsel der Perspektiven zwischen Paula und Moritz.

Zum anderen war es für mich ein Augenschmaus als ich gelesen habe, wie mühelos die Autorin schwierige medizinische Begriffe in eine Sprache übersetzt hat, die es Lesern vom Fach, ebenso wie dem Publikum, das von Krankenhaus und Co. eher keine Ahnung hat, ein angenehmes und teilweise schon fast vergnügliches Leseerlebnis zu bescheren, auch wenn es sich eigentlich um ein ernstes Thema handelt.

Aber vor allem die handelnden Personen haben es mir wirklich angetan:

•Paula, die Kämpferin, die Lebenslustige, der Adrenalinjunkie, die aber auch Angst vor dem Unvermeidlichen hat.

•Moritz, der Lebemann, der unermüdlich Reisende, der Draufgänger, aber auch einfühlsame junge Mann.

•Mel, die Partyqueen, der Angsthase, die unverschämt Gutaussehende, die sich so aufopfernd um Paula kümmert.

Diese Drei waren so gut beschrieben, hatten solch einen Tiefgang, dass ich das Buch kaum damit angefangen, kaum noch aus der Hand legen konnte und denen ich jetzt nach 200 intensiven Seiten wirklich nachtrauere.

Vor allem vermittelt die Geschichte auch eine wichtige Botschaft, die sich sehr gut mit einem Zitat aus der Erzählung zusammenfassen lässt: "Lieber auf Mr. K verzichten als auf dich."

Fazit: Das Buch hat mich (im positiven Sinne) einfach umgehauen! Es vermittelt so viel Lebensfreude, konnte mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, hat es aber auch fertig gebracht mich zum Weinen zu bringen. Deshalb hoffe ich, ihr habt am Lesen der Geschichte so viel Freude wie ich.