Rezension

Wann und womit fing es an?

Der Kreidemann
von C. J. Tudor

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

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1986: Ed Adams, genannt Eddie Munster, ist 12 Jahre, als auf dem Jahrmarkt dem Kreidemann das erste Mal begegnet. Die Umstände sind äußerst schrecklich. Vom Kreidemann stammt auch die Idee der Kreidezeichnungen, mit denen er seinen Freunden geheime Nachrichten hinterlassen kann. Doch dann finden sie im Wald bei den Kreidezeichen eine Leiche … 2016: Ed ist inzwischen selbst Lehrer und lebt noch immer in seinem alten Elternhaus. Dann bekommt er einen Brief – mit einem Stück Kreide und einer Zeichnung eines Strichmännchens …

 

»Wenn Sie meine Bücher mögen, werden Sie auch dieses verschlingen.« Stephen King

Oh ja! Das kann man so sagen! So schnell hatte ich schon lange kein Buch mehr nahezu inhaliert! Und noch dazu – C.J. Tudor bekommt das Ende besser hin, als der Meister des Horrors. Unfassbar! Aber der Reihe nach!

 

Sehr schnell ist mir aufgefallen, dass C.J. Tudor einen genialen Humor hat und eindeutig ein Fan von Stephen King ist. So viele Anspielungen – angefangen beim Namen des Lehrers über die Art, manche Ereignisse quasi schon im ersten Satz eines Absatzes oder Kapitels zu „verraten“, also vorwegzunehmen und dem Leser geradezu ins Gesicht zu schleudern, ohne an Spannung einzubüßen, bis zur kleinen Gruppe von Außenseitern.

 

Ihr Stil ähnelt dem von King enorm, dennoch liest man hier keine King-Kopie. Tudor kommt – sieht man von den inneren Dämonen ab, die man so mit sich herumschleppt – ganz ohne Kings „Zusätze“ aus. Ihr Thrill entstammt allein den Ereignissen. Und das so gekonnt, dass man kaum aufhören kann, zu lesen. Ich hoffe sehr, sie bleibt von jeder Art von Schreibblockade verschont und verfällt in einen regelrechten Schreibrausch, denn davon will ich dringend mehr!

 

Da ich in den 1980ern selbst Teenager war, liebe ich Bücher, die in der Zeit spielen. Der Wechsel zwischen damals und heute ist der Autorin sehr gut gelungen. Die Figuren sind authentisch und ihre Entwicklung von Kindern zu Erwachsenen ist passend. Alle fünf Kids sind als Erwachsene genauso, wie man das erahnen konnte. Keiner hat sich völlig überraschend entwickelt. Welche Auswirkungen die Vergangenheit auf Gegenwart und Zukunft haben muss, ist perfekt inszeniert. Alle haben Stärken und Schwächen – die so austariert sind, dass man meinen könnte, hier handelt es sich um eine wahre Geschichte, keine Fiktion.

 

Der Spannungsbogen ist durchgehend vorhanden. Wie bei King hat man ständig dieses Kribbeln unter der Haut. An jeder Ecke, hinter jeder Biegung erwarte man das Schlimmste überhaupt, bis es dann tatsächlich zuschlägt. Dabei zaubert C.J. Tudor keine abwegigen Erklärungen aus dem Ärmel, sondern hält dem Leser vor die Nase, dass alles von Anfang an da war. Ein Trick, wie bei „The sixth Sense“ – genial und umwerfend und unfassbar gemein.

 

Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Oft bissig, teils schwarz, aber nie zu heftig. Man vergisst sehr leicht, dass die Autorin aus Nottingham stammt und auch noch dort lebt. Ich empfinde den Stil nicht wirklich als britisch, für mich ist er eher amerikanisch. Das soll keine Wertung sein, nur eine Feststellung.

 

C.J. Tudor sollte sich jeder Thriller-Fan gut merken! „Der Kreidemann“ ist nicht einfach nur ein gelungenes Debüt, sondern ein wahres Meisterwerk! Immer wieder habe ich mich gefragt, ob das ganz sicher kein Stephen-King-Buch ist. Fünf Sterne, ganz ohne Frage!

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