Rezension

Warm-up, dann Butter bei die Fische

Giftzwerg - Bernd Mannhardt

Giftzwerg
von Bernd Mannhardt

Bewertet mit 5 Sternen

Schauplatz Berlin, Moabit: In einer Kleingartenanlage wird die Leiche eines Mannes in seiner Laube gefunden, wenige Meter weiter wird noch das jährliche Kleingartenfest gefeiert. Hajo Freisal und seine Kollegin Yasmine Gutzeit müssen Freisals Sportschuhkauf unterbrechen und eilen zum Tatort. Denn schnell steht fest, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist, am Hals finden sich Würgemale. Bei der Befragung der Kleingärtner wird klar, dass der Mann, der von allen nur "Giftzwerg" genannt wurde, bei allen gleichermaßen unbeliebt war. Ein Nörgler, ein Grantler der seine Nachbarn beobachtet hat, um zu sehen, ob sie sich auch an alle Regeln halten. Jeder Verstoß wurde akribisch festgehalten, er war penetrant, aufdringlich, einfach lästig. Da jeder mit ihm auf die ein oder andere Weise aneckte,  kommt auch jeder als potentieller Mörder infrage....

"Giftzwerg" ist schon der dritte Fall für den Berliner Ermittler mit Herz und Schnauze, Hajo Freisal, und seine attraktive Kollegin Yasmine Gutzeit, mit der sich Hajo regelmäßig Wortgefechte liefert. Die beiden sind ein tolles Team, ergänzen sich wunderbar und spielen sich bei den Befragungen der Zeugen gegenseitig die Bälle zu. Zuerst kommt das Warm-up, um eine lockere Atmosphäre zu schaffen, bevor es "Butter bei die Fische" gibt.

Da die Krimis in sich abgeschlossen sind können sie eigenständig gelesen werden, viel mehr Spaß macht es aber, wenn man die Protagonisten von Anfang an kennenlernt. Hajo ist in diesem Teil ziemlich angefressen, gute Laune ist Seltenheit, was auch seine Kollegen zu spüren bekommen. Ist aber auch klar, denn privat könnte es momentan nicht schlechter laufen. Seine Frau Inge, die sich von ihm getrennt hat, hat einen Neuen! Dabei hatte Hajo so gehofft, dass sie wieder zu ihm zurück kommt. Immerhin hat er seine Alkoholsucht überwunden und auch schon sein Gewicht reduziert. Aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.

Der Fall scheint auf den ersten Blick klar  zu sein, doch dann kommt ein Geheimnis ans Licht, das den Toten in einem ganz anderen Licht zeigt. Wessen Motiv ist stark genug für einen Mord? Das gilt es herauszufinden und dabei laufen Freisal und Yasmine zu Höchstform auf. Sie liefern sich spritzige und witzige Dialoge dass es kracht. Ein Fall, bei dem man als Leser wunderbar mit rätseln kann wer wohl als Mörder infrage kommt. Tja, da lag ich diesmal gründlich daneben.

Wie schon bei den letzten Fällen bietet auch dieser Freisal-Krimi jede Menge Lokalkolorit und Atmosphäre. Da ich die Schauplätze teilweise kenne, hatte ich Kopfkino.

Der Autor zeichnet seine Figuren mit spitzer Feder, Hajo  und Yasmine sind zwei sehr sympathische Figuren, sie wirken authentisch und menschlich. Hajos Sprüche sind Kult, allerdings steht ihm Yasmine in nichts nach, auch sie haut einige klasse Sprüche raus. Und noch immer ist das Geheimnis um Yasmines Gspusi bei der Spusi nicht gelöst, aber ich habe einen Verdacht ;-)

Genauso wie das Stammpersonal sind auch die Nebenfiguren klasse beschrieben, vor allem die Kleingärtner. Skurrile Typen, die ich bildlich vor mit hatte. Deswegen waren auch die Zeugenbefragungen mit viel Berliner Schnauze mein absolutes Highlight. Interessant war aber auch, Freisal mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen, im Umgang mit seiner dementen Nachbarin Frau Sorge.

Fazit: Berlin-Krimi mit jeder Menge Lokalkolorit, Witz und Charme. Einem interessanten Fall und dem Ermittlerdreamteam Hajo und Yasmine. Ich hoffe auf viele weitere Fälle!