Rezension

Was erwartest du von dem Titel und von deinem Leben?

Für jetzt und immer - Susanne Rößner

Für jetzt und immer
von Susanne Rößner

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt: 

Am Tegernsee kündigt sich ein traumhafter Sommer an, doch die hübsche Kindergärtnerin Lena hat nichts als Sorgen: Wegen eines Missverständnisses hat sie ihren Job verloren. Zu allem Überdruss gerät sie beim Einkaufen auch noch mit einem attraktiven, aber unausstehlichen Fremden aneinander. Kurz darauf lernt sie die neunjährige Mia kennen, die ihr schnell ans Herz wächst. Als sie das Angebot erhält, Mias Kindermädchen zu werden, nimmt sie erfreut an. Eine Entscheidung, die ihr Leben vollkommen auf den Kopf stellen wird – nicht zuletzt, weil sie dadurch dem ungehobelten Unbekannten wiederbegegnet …

 

Über die Autorin: 

Susanne Rößner lebt nach drei Jahren im Ausland (Italien und USA) heute wieder in ihrer Heimatstadt München. Als berufliches Multitalent hat sie sich unter anderem als Werbekauffrau, Assistentin eines Magiers, Geschäftsleitungsassistentin, Key Account Managerin und Tauchlehrerin engagiert.

 

Mein Fazit und meine Rezension: 

Mit Kindern arbeiten, mit ihnen spielen, basteln, malen und vielleicht sogar noch selbst ein kleines bisschen Kind sein? Das klingt nach einer fantastischen Idee: na, da wäre Kindergärtnerin doch einfach perfekt, oder? Das dachte Lena auch einst, bis sie in der Realität angekommen ist und merkt, dass die lieben Kleinen nicht alle so gesittet und wohlerzogen sind und dass die meisten Eltern von den Erzieherinnen erwarten, dass sie deren Erziehungslücken füllen oder aber die Probleme für sie ausbaden. Doch dazu ist Lena nicht da. Wie soll sie auch ein Kind von Grund auf ändern, wenn es im elterlichen Heim nicht läuft? Einem Vorfall im Kindergarten verdankt sie es, dass sie dort erst einmal unerwünscht ist und sich wieder den Fragen stellen kann, die sich ihr schon seit längerem aufdrängen: ist es wirklich DAS, was sie möchte? Erfüllung sieht anders aus und doch liebt sie ihren Beruf. Lena nimmt sich notgedrungen eine Auszeit und trifft dabei auf ein ganz besonderes (und bockiges) Exemplar von einem Kind: die kleine Mia. Lena ist von Anfang an von Mia fasziniert und merkt, dass mehr hinter dem Verhalten des Mädchens steckt, dass es hinter ihrer Fassade doch mehr gibt als ein trotziges kleines Mädchen, ein Trauma, was in ihrer Vergangenheit liegt. Ein Zufall will es, dass gerade Lena der Familie von Mia helfen soll, sie wieder ins Leben einzuführen und wieder Kind sein zu lassen. Doch ist Lena wirklich "nur" als Erzieherin für die Familie tätig? Oder ist sie doch vielleicht mehr - viel mehr, wenn man die Vergangenheit der Familie bedenkt. 

Die Erzieherin Lena habe ich direkt von Anfang an ins Herz geschlossen. Man merkt, dass sie ihren Beruf liebt und auch die Kinder, es ihr aber nicht leicht fällt, sich Tag für Tag in den Kindergarten zu begeben, um dort nach dem Rechten zu sehen. Erst recht dann nicht, wenn sie als einzige Aufsichtsperson für 25 Kinder eingesetzt wird und das einfach unmöglich ist. Klar, dass eines Tages etwas passieren muss und die Eltern schneller als ihr lieb ist, mit einem Anwalt auf der Matte stehen. Doch das ist genau der Punkt, den Lena in ihrem Leben gebraucht hat: sie hat den Anreiz gebraucht, wieder ihr Leben zu rekapitulieren und sich einfach klar darüber zu werden, was sie wirklich möchte. Lena ist wirklich ein herzensguter Mensch, der sich aber nichts gefallen lässt und ihr Herz auf der Zunge trägt. Manchmal wäre Schweigen wirklich Gold, doch Lena kann sich die Ungerechtigkeiten nicht gefallen lassen. Ja, mich hat ihr Charakter wirklich sehr fasziniert. 

Dann ist da noch die kleine Michaela - von allen Mia genannt - deren bester Freund ein alter Baum am See ist und die sich ihre eigene Welt erschafft. Eigentlich normal für ein Kind mit viel Phantasie, doch die Phantasie von Mia geht etwas weiter - so weit, dass sie keinerlei Freunde hat, von allen gemieden wird und sich selbst in die Einsamkeit treibt. Hier muss wirklich geholfen werden und dass die Familie es zwar versucht, in ihrer Hilflosigkeit allerdings überhaupt keine Ahnung hat, was sie machen muss, macht sie zwar liebenswert, doch steht man als Leser dem Ganzen doch traurig gegenüber. Zumal da immer noch dieser dunkle Punkt in ihrer allen Vergangenheit ist, den niemand anschneiden will und der gemieden wird. Ist das die richtige Haltung? Für mich war es kein Wunder, dass sich Mia so entwickelt hat und für Lena auch nicht, denn sie deckt nach und nach alle Geheimnisse auf. 

Während Lena dann auf Mia aufpasst und sich ihr zuwendet, trifft sie auch auf Leo, der attraktiv, aber gleichzeitig auch ungenießbar ist. Sie haben sich einfach auf dem falschen Fuß erwischt - das ist später allen klar. Doch ziemlich schnell verliert sich die Geschichte und Lena ist nicht nur die neue Erzieherin bzw. die Nanny für Mia, sondern auch eine Art Psychologin und Engel für die gesamte Familie. Das mag wohl sein und könnte auch von Lenas Art her zur Geschichte passen, nur hat man hier sehr schnell das Wesentliche aus den Augen verloren: eigentlich wollte man Mia auf den richtigen Pfad lenken. 

Die Autorin Susanne Rößner hat mich zu keiner Zeit in ihrer Geschichte im Regen stehen lassen. Der flüssige und auch bilderhafte Schreibstil war für mich Grund genug, das Buch nicht mehr aus den Händen zu legen - obwohl es zu Beginn doch oft zu Alkoholgelagen kam, die irgendwann nur noch ermüdend waren. Sie hat Lena und Mia sehr viel Leben und auch Liebe (sowie Probleme) eingehaucht und somit für den Leser Figuren erschaffen, die er regelrecht greifen kann. Leider hat sie jedoch gegen Ende den roten Faden aus den Augen verloren und die Geschichte zu weit ausgebreitet (auf zu viele Charaktere), Mia kam gegen Ende zu kurz und auch wenn Lena sich der Familie gewidmet hat und das Ende gepasst hat, hat es mich doch gestört. 

Was ich aber auf jeden Fall aus dem Buch mitgenommen habe, ist, dass Erzieherin kein Beruf ist, in dem immer nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, man tagein und tagaus mit den lieben kleinen Kindern spielen und mit ihnen Quatsch machen kann, sondern das man immer eine Gratwanderung macht und stets darauf achten muss, was gesagt oder getan wird. Meine Hochachtung an alle Erzieherinnen an sämtlichen Stellen - sei es in den Schulen, den Kindergärten, Kindertagesstätten oder in sozialen Einrichtungen!

Alles in einem ein schönes Buch für den Sommer mit vielen Emotionen und einer berührenden Geschichte über eine Familie, die viele Schicksalsschläge erleben musste, aber das gewisse Etwas hat mir gefehlt.