Rezension

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin – unfassbar berührend, eine wahre Wortgewalt!

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung:

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin – unfassbar berührend, eine wahre Wortgewalt!

Ich habe das Buch gestern Abend zu Ende gelesen und habe die ganze Nacht über das Buch nachgedacht.  Noch nie, wirklich noch nie, habe ich ein solches Buch gelesen, dass mich auf diese Art berührt. Man hat richtige Gefühle während des Buch entwickelt und ich zwischendurch standen mir die Tränen wirklich in den Augen, denn es so tief traurig. Phoebe ist ein einzigartiger, wundervoller Mensch, die es wirklich nicht leicht hat, aber so voller Lebensenergie strotzt. Sie verehrt ihre große Schwester, aber kann nicht verstehen, warum sie weg ist. Und warum April mit dieser Ana befreundet ist, die sie krank macht. Obwohl Phoebe erst neun ist, hat sie einen unfassbaren Schreibstil, ich kann das gar nicht beschreiben, man muss es einfach lesen. Sie jongliert mit den Wörtern auf eine Art, die  ich noch nie vorher gesehen habe. Am liebsten würde ich tausend Zitate herausschreiben, aber ich beschränke mich auf eins:

„Die Worte in meinem Kopf entstehen doch nur wegen dem ganzen Leben um mich herum. Und du bist doch auch ich herum. Also kriegst du auch ein paar Worte. Ich kann bestimmt ein ganzes Buch schreiben über einen Literaturagenten, der durch Berlin rennt, mit seinem Schmetterlingsnetz, und ein Abenteuer nach dem anderen erlebt.“ Was fehlt, wenn ich verschwunden bin, Seite 187

Ihre Art sich auszudrücken, muss man einfach erleben. Und ich bewundere sie dafür, dass sie nicht aufgibt ihrer Schwester zu schreiben, obwohl diese nie zurück schreibt. Faszinierend ist auch einfach, wie sie ihre Schwester darstellt.

Denn in dem Buch geht es gar nicht so um die Krankheit Magersucht an sich, sondern viel mehr, wie Familien damit umgehen, beziehungsweise, wie man dazu kommt. Was alles im Leben passieren muss, damit man schon mit unter 10 anfängt zu hungern und davon nicht mehr loskommt.

Später lernt man dann doch auch noch April kennen und sie ist so ganz anders und doch auch irgendwie so, wie Phoebe sie geschildert hat. Sie hat eine ähnliche Art zu schreiben wie Phoebe und man merkt einfach, wie sehr sich diese beiden Schwestern lieben. Eine größere Liebe kann es nicht geben. Nach und nach versteht man mehr, warum April hungert, zu Anfang konnte ich das einfach nicht verstehen, aber man merkt, wie groß ihr Schmerz ist. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich irgendwann angefangen habe, die Eltern zu hassen, zumindest aus Aprils Sicht der Dinge. Natürlich kann ich mich überhaupt nicht in ihre Sicht hineinversetzen, aber trotzdem mochte ich sie einfach nicht. Sie waren völlig überfordert mit ihrer Tochter.

Fazit:

 Das Buch muss man gelesen haben um zu verstehen, wie ich jetzt fühle. Es ist einfach unglaublich intensiv und berührend und ich kann es nur empfehlen. Der Schreibstil der Autorin ist ungewöhnlich, vielleicht nicht für jeden etwas, aber mir hat er außerordentlich gut gefallen. Wie gesagt hat ich das Buch sehr aufgewühlt zurück gelassen und ich habe jetzt durchaus eine neue, andere Sicht auf die Krankheit Magersucht. Es ist ein sehr hartes Thema, das viel mehr ernst genommen werden sollte und ich finde es gut, dass die Autorin darüber schreibt, auch wenn ich nicht einschätzen kann, ob alles wirklich so richtig ist, denn ich selber kenne mich mit dem Thema gar nicht aus.

Ich vergebe 5 Sterne für dieses Buch!