Rezension

Was für ein berührendes Buch ...

Farbenblind - Trevor Noah

Farbenblind
von Trevor Noah

"Farbenblind" von Trevor Noah ist 2017 im Karl Blessing Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Trevor Noah wurde 1984 in Johannisburg geboren. Als Kind einer Xhosa und eines Schweizers dürfte es ihn eigentlich nicht geben, da seine Eltern gegen das Unsittlichkeitsgesetz des Appartheidsregimes verstießen. Dieses besagte, dass Beziehungen und vor allem auch der Geschlechtsverkehr zwischen „gemischten Rassen“ verboten war und strafrechtlich verfolgt wurde.

Noah, der heute in den USA lebt und ein international gefeierter Comedian ist, erzählt in seinem Buch achtzehn Geschichten aus seiner Kindheit und seinem Leben zwischen Appartheid und Armut auf der einen Seite und der Auflehnung seiner Eltern, die versuchten, Trennungen zwischen Ethnien und Geschlechtern zu überwinden, auf der anderen Seite. Dabei schreibt er so, wie er wahrscheinlich auch auf der Bühne spricht: Satirisch und mit einem Augenzwinkern und schafft es dadurch, dass man selbst diese ernsthaften und zu herzengehenden Themen mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtet.

„Aber je öfter wir in die Kirche gingen und je länger ich die Kirchenbank drückte, desto besser begriff ich, wie das Christentum funktioniert: Wenn ein amerikanischer Ureinwohner zu den Wölfen betet, ist er ein Wilder. Wenn ein Afrikaner zu seinen Vorfahren betet, ist er primitiv. Aber wenn Weiße zu einem Typen beten, der Wasser in Wein verwandelt, tja, dann ist das vollkommen vernünftig.“

Zwischen seinen Geschichten stehen einzelne kurze Kapitel, in denen er etwas zur Entstehung der Apartheid oder kleine Anekdoten aus seinem Leben in Südafrika erzählt.

„In Amerika gab es die Zwangsvertreibung der Indianer in Reservate und die Sklaverei, gefolgt von der Rassentrennung. Nun stelle man sich vor, dass das alles denselben Menschen zur gleichen Zeit widerfährt. Das ist Apartheid.“

Für Trevor Noah kommt erschwerend hinzu, dass er als „farbiges“ Kind nirgendwo wirklich hingehört.

„Doch anders als in Amerika, wo jeder, der auch nur einen Tropfen schwarzes Blut hat, automatisch schwarz ist, wurden Mischlinge in Südafrika als eigene separate Gruppe klassifiziert, die weder schwarz noch weiß war, sondern „farbig“, wie das damals hieß.“  und   „In Soweto waren alle Menschen schwarz, nur ich nicht. In der Schule waren alle weiß, nur ich nicht.“

Dies ist ein Buch, dass mich zutiefst berührt zurück lässt. Es lässt mich Dinge erfahren, die ich nicht wusste und die mich zutiefst erschrecken. Zum ersten Male verstehe ich, wie das Prinzip der Apartheid in Südafrika und auch die nachfolgende Gewalt dort funktioniert hat. Es rührt mich zu Tränen, bringt mich aber auch zum Lachen und bewegt mich. Und letztendlich ist dieses Buch eine wunderbare Liebeserklärung von Noah Trevor an seine Mutter.

Absolute Leseempfehlung!