Rezension

Was für ein Theater!

Una comedia ligera
von Eduardo Mendoza

Bewertet mit 3 Sternen

Der 1943 in Barcelona geborene Eduardo Mendoza ist einer der bekannteren Schriftsteller Spaniens. Als sein größter Erfolg gilt der Roman "Die Stadt der Wunder", im Grunde ein Buch über Barcelona zwischen 1888 und 1929. Mendoza beschäftigt sich in seinem Werk vornehmlich mit der Zeit des Franco-Regimes und den Auswirkungen auf Land und Menschen.
In "Eine leichte Komödie" geht es um den alternden Frauenheld und Komödienschreiber Prullas, einen Menschen, der offensichtlich sich selbst ins Zentrum seiner Welt gesetzt hat. Reich verheiratet und somit bar aller drängenden Sorgen, lebt er vergnügt vor sich hin, nimmt es mit der ehelichen Treue nicht allzu ernst und labt sich am Erfolg seiner Bühnenstücke. Die werden traditionell von seinem Jugendfreund Gaudet inszeniert und mit immer derselben Darstellerin in der Hauptrolle aufgeführt. So vergeht die Zeit und unbemerkt von Prullas geraten seine Komödien aus der Mode und seine Freunde entwickeln andere Interessen. Als ein Theatermäzen, mit dem er sich eine Liebschaft geteilt hat, ermordet aufgefunden wird und er unter Hauptverdacht gerät, rüttelt ihn das für eine Zeit auf. Er geht sogar so weit, selbst zu ermitteln und ihm unbekannte Milieus zu erkunden.

Sprachlich ist dieser Roman überragend. Man hat den Eindruck, jede Formulierung, jeder Satz, jedes Wort ist genauestens geprüft und passend geschliffen worden. Der Einblick in die Gesellschaft Spaniens zu Anfang der Fünfziger Jahre ist überaus interessant. Mendoza lässt Prullas durch diverse Gesellschaftsschichten wandern, von der reichen Oberschicht über die Künstlerszene bis zu den Elendsvierteln. Jede Schicht hat ihren eigenen Klang, ihre eigene Art sich auszudrücken und sich zu verhalten. Besonders spannend sind dabei die Beamten der Ermittlungsbehörde, die es gewohnt sind, willkürlich und nach eigenem Ermessen zu arbeiten und dabei als Maßstab durchaus persönliche Zu- und Abneigungen ansetzen.
Ansonsten kann man bei der Lektüre erfahren, wie eine vom "machismo" geleitete Gesellschaft funktioniert. Frauen sind entweder "hübsche Käferchen", dann sind sie perfekt für den nächsten Seitensprung oder unansehnlich, dann sind sie einsetzbar als Dienstmädchen. Wenn sie in ihrer Rolle nicht wie gewünscht funktionieren, wird auch schon einmal über eine Lobotomie nachgedacht. Das ist zwar literarisch hochwertig gemacht, aber ansonsten recht wenig erbaulich.

Trotz der meisterhaften Umsetzung, der wohlgewählten Worte, der durchdachten Konstruktion, des interessanten Plots will der Funke allerdings bei mir nicht überspringen. Ich habe mich zwingen müssen, das Buch zu lesen. Das mache ich eher selten, aber in diesem Falle habe ich wirklich alles daran gesetzt, einen Einstieg zu finden. Es war ein Gefühl, als würde ich in einem Museum hinter einer Glasscheibe ausgestellte Artefakte betrachten.
Nun muss ich gestehen, dass mir spanische und lateinamerikanische Literatur häufiger nicht liegt. Ob es an der Sprachmelodie liegt, an der Umsetzung, an den Themen, ich vermag es nicht zu sagen.
Wer Sittenbilder und Gesellschaftsromane mag, und sich vielleicht sogar für Spanien in der Nachkriegszeit interessiert, der sollte zumindest einen Versuch wagen.