Rezension

Was für eine schöne Geschichte!

So riecht Glück - David Cirici

So riecht Glück
von David Cirici

Bewertet mit 5 Sternen

In »So riecht Glück« erzählt David Cirici die Geschichte des Hundes Locke … Nein, selbstverständlich wird die Geschichte von Locke selber erzählt. Dabei gibt es nur ein kleines Problem – doch dazu später.

Locke lebt glücklich und zufrieden bei einer Familie: bei dem »Mann, der nach Tabak und Tinte roch«; der »Frau, die nach Blumen und Zitronenkuchen duftete« (S. 18) – und vor allem den Kindern Janinka und Mirek: Wenn sie aus der Schule (Janinka) bzw. dem Kindergarten (Mirek) zurückkommen, gibt es immer »ein wildes Hin und Her zwischen Küche und Esszimmer …, mit Kitzeln und Kichern und leckeren Keksen« (S. 13). Locke erwartet die Kinder an der Tür, springt an ihnen hoch, leckt ihre Gesichter ab. »Dann drückten sie ihre Lippen auf meine Nase und tränkten sie mit ihrem Geruch.« (S. 13)

Das Glück wird beendet, als es Krieg gibt und Bomben auf Lockes Zuhause fallen – Locke überlebt im zerstörten Haus, was mit der Familie geschieht, ist unklar. Der Rüde glaubt irgendwann, Janinkas Geruch wahrzunehmen, findet sie aber nicht und verliert die Witterung wieder.

Nach diesem Unglück – aus Sicht des Hundes – ist Locke ein Straßenhund. Er erzählt vom Hunger und dem Konkurrenzkampf zwischen verschiedenen Hunden, später von der Solidarität der Gruppe (des Rudels), davon, wie sie ihren Wahrnehmungen folgen. Von Menschen werden die Hunde meist unmenschlich behandelt – sie werden verfolgt, benutzt, und immer wieder stirbt ein Tier des Rudels. Irgendwann ist der Krieg zu Ende, es gibt ein neues Zuhause bei guten Menschen – aber Locke vermisst die Kinder …

Indem Locke der Erzähler ist, wird sehr deutlich und nachempfindbar, dass Hunde – was Menschen mit Hunden ohnehin wissen – Lebewesen sind wie wir: mit Angst und Freude und Schmerz und Empfindungen, eigene Persönlichkeiten mit ihrem Wert in sich, auch wenn es keine Reflexion im menschlichen Sinne gibt. Leserinnen und Leser – und hier ist primär an Kinder im Alter von 10 bis 11 Jahren gedacht – erfahren, wie Hunde ihre Umwelt, die Menschen erleben (könnten). Und der Schluss ist dann richtig was fürs Herz.

Und was ist das oben erwähnte kleine Problem? Nun, Locke kann nicht schreiben – ein Schicksal, dass er mit den Hunden dieser Welt teilt. Insofern hofft er, dass ein Mensch ihn versteht und die Geschichte für ihn niederschreibt.

Offensichtlich hat das geklappt!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 29. Oktober 2017 um 19:05

Ich mag das aber nicht, dass Krieg ist und Locke sein Zuhause verliert, BÄH! Eine zu Herzen gehende Rezension, genau wie das Buch wahrscheinlich.

So: Neue Handlung: Es war nur ein Traum zum Glück und Locke wachte auf und alles war wie zuvor! Nur der nach Tabak riechende Kerl roch jetzt nach Moschus und wusch sich auch regelmässig!

Steve Kaminski kommentierte am 29. Oktober 2017 um 19:14

Wenn's aber doch so war und Locke es so erlebt hat?

wandagreen kommentierte am 29. Oktober 2017 um 19:15

Ich wills nicht. *MitdenkleinenFüßleinstampf*.

Steve Kaminski kommentierte am 29. Oktober 2017 um 19:27

Ich hab Dir den Schluss geschrieben... :-)