Rezension

Was geschah in Ruppertshain

Im Wald - Nele Neuhaus

Im Wald
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 5 Sternen

Als Kommissar Oliver von Bodenstein mitten in der Nacht zu einem Brand auf einem Campingplatz gerufen wird, ahnt er noch nicht, dass sein letzter Fall vor seiner selbst verordneten Auszeit wohl auch sein persönlichster wird. Der abgebrannte Wohnwagen hält auch noch eine Überraschung bereit, denn die Ermittler finden eine Leiche. Die Spuren führen ausgerechnet nach Ruppertshain, der Ort, in dem Bodenstein aufgewachsen ist. Hier kennt jeder jeden und es scheint, als gäbe es hier einige Geheimnisse. War der Brand wirklich, wie zunächst vermutet wurde, Brandstiftung? Als kurz darauf weitere Morde geschehen, wird den Ermittlern klar, dass schnellstmöglich etwas geschehen muss. Doch

Bodenstein ist zu tief in diesen Fall verwurzelt und selbst Pia Sander, Bodensteins langjährige Kollegin, hegt Zweifel, dass er hier unvoreingenommen ermitteln kann. Denn es gibt Zusammenhänge, die in die Vergangenheit führen, ins Jahr 1972, als Bodensteins bester Freund spurlos verschwand.
Meine Meinung:

Bei Im Wald handelt es sich bereits um den achten Band der Taunus-Krimi-Reihe aus der Feder von Nele Neuhaus und ich habe jeden einzelnen Fall regelrecht inhaliert. Bei jedem neuen Krimi mit Bodenstein/Sander (früher Kirchhoff) hat man das Gefühl alte Bekannte wieder zu treffen, da man einfach schon viele ihrer Ecken und Kanten kennt. Das ist hier bei diesem Buch auch recht wichtig, dass man bereits vorgekommene Person an Hand des Namens zuordnen kann, denn es prasseln hier unglaublich viele Personen auf den Leser ein, die bisher nicht bekannt waren und ich persönlich musste schon ab und zu innehalten, um zu überlegen, wer denn da gerade auftauchte. Allerdings gibt es auch

eine Personenliste gleich am Anfang des Buches, die es mir zum Glück ermöglichte, immer mal wieder nachzuschauen, in welchem Verhältnis die Personen nun zueinander stehen. Also alles sehr viele Verstrickungen und Verwicklungen, aber so glaubwürdig, dass Ruppertshain ein richtiges Gesicht bekam und ich mir auch durchaus vorstellen konnte, dass es genau so auch in diesem kleinen Ort zugehen kann. Was mich ebenso beeindrucken konnte, ist, dass Nele Neuhaus hier zu keiner Zeit ihren roten Faden verliert und das trotz des riesigen Personenaufkommens alles zusammengeführt wird. Das ist schon eine Kunst, hier nicht selbst den Überblick zu verlieren. Der Schreibstil der Autorin ist schon etwas besonderes, denn sie entwickelt einen ganz besonderen Sog, ist flüssig und verständlich. Ausserdem schafft sie es nicht nur ihre Kapitel mit kleinen, gemeinen Cliffhangern zu beenden, sondern allein ihre Abschnitte innerhalb eines Kapitels enden jedes Mal damit. Das ist für mich ja immer ein regelrechter Zwang, dann weiterzulesen, denn ich hoffe ja schnell die Antworten zu finden und so fliegen selbst über 500 Seiten nur so beim Lesen. Natürlich hält das auch den Spannungsbogen konstant hoch und bei gewissen Ereignissen wird dieser immer wieder gesteigert. Die Charaktere, bzw. die Ermittler der Taunus-Krimi-Reihe, sind für mich einfach gute alte Bekannte geworden, Bodenstein und Sander sind einfach sehr glaubwürdige Personen und sie haben ihre Ecken und  Kanten. Das hier ist allerdings Bodensteins persönlichster Fall und ich musste schon höllisch aufpassen, denn es geht hier natürlich um unendlich viele Verwandschafts- Bekanntschafts- und  Freundschaftsverhältnisse in Ruppertshain, die auch sehr ausführlich dargestellt sind. Das mag dem ein oder andere langatmig vorkommen und auch ich musste mich das ein oder andere Mal zusammenreißen, um konzentriert am Ball zu bleiben und nicht meinen eigenen roten Faden im Kopf folgen zu können. Da ich selber aber in einem eher kleineren Ort aufgewachsen bin, ist das alles schon sehr nah an der Realität

geschrieben und durchaus denkbar, dass sich das alles genau so in Ruppertshain abgespielt hat. Das Ende des Falls konnte ich mir dann ein wenig so denken, aber trotzdem habe ich beim Lesen des Buches immer mal wieder hin- und hergeschwenkt in Gedanken, was denn da nun wirklich passiert ist.
Mein Fazit:
Letzendlich hat mir auch der achte Fall der Reihe sehr gut gefallen. Die Ermittler und auch ein Teil ihrer Familien sind für mich, wie schon erwähnt, einfach gute Bekannte und ich freue mich immer wieder, von ihnen zu lesen. Auch wenn dieser Fall wieder für sich alleine steht, möchte ich allerdings abraten, diesen Krimi als ersten aus der Reihe zu lesen, denn sonst hat man einfach viel zu viel mit diesen Personenkolonnen zu kämpfen. Es ist einfach Bodensteins persönlichster Fall und genauso ist dieser auch aufgebaut. Ansonsten besticht das Buch einfach mit Neuhaus' unglaublichen Erzählstil, der mich immer wieder aufs neue in seinen Bann schlägt. Gerne empfehle ich auch diesen Krimi an alle Liebhaber der Reihe weiter.