Rezension

Was ist am See tatsächlich geschehen?

Drowning - Tödliches Element - Rachel Ward

Drowning - Tödliches Element
von Rachel Ward

Bewertet mit 4 Sternen

Nach einem Vorfall am See ist Carls Bruder Rob tot, seine Freundin Neisha möchte nicht mehr mit ihm reden und ihm selbst fehlt der größte Teil der Erinnerungen an das Ereignis. Was ist am See wirklich vorgefallen? Kann Carl rekonstruieren, was geschehen ist und herausfinden, ob Robs Tod ein Unfall war? Und warum hört er Robs Stimme immer deutlicher, als würde er neben ihm stehen? Während die Regenschauer immer stärker werden, muss Carl erkennen, dass er und Neisha sich in großer Gefahr befinden…

Das Buch beginnt mit einer Erinnerung, die Carl lange Zeit begleiten wird: Sein Bruder Rob wird in einen Leichensack gelegt und der Reißverschluss zugezogen. An viel mehr erinnert Carl sich nicht, als er einige Zeit später mit der Diagnose Amnesie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Der Tod seines Bruders belastet Carl und seine Mutter sehr, und auch das Robs Freundin Neisha die Kontaktaufnahme verweigert trägt nicht dazu bei, die Ereignisse besser zu verarbeiten. Die ganze Situation wirkte sehr bedrückend und ich fragte mich, welche Richtung die Geschichte nach diesen tragischen Ereignissen nehmen wird.

Nach einigen Kapiteln zeichnet sich ab, welche Richtung die Geschichte einschlagen wird. Immer wieder hört Carl Robs Stimme, als würde er ihm ins Ohr flüstern. Und das sind keine Schmeicheleien. Vielmehr scheint Rob wütend zu sein, sehr wütend. Was will er? Warum taucht er auf? Robs höchst mysteriöse, unheimliche Gegenwart stellt Carl und den Leser vor Fragen, bei denen man die Antwort gleichzeitig vielleicht lieber gar nicht kennen möchte.

Das Buch ist aus der Sicht Carls und in der Ich-Perspektive geschrieben. Demnach liegt der Fokus der Geschichte klar auf dem, was Carl nach dem Vorfall am See erlebt. Innere Monologe machen dabei einen großen Teil der Geschichte aus. Carl reflektiert seine Beziehung zu Rob, Neisha und seiner Mutter und lässt vergangene Ereignisse Revue passieren. Je mehr Erinnerungen wiederkehren, desto stärker zweifelt er auch an seinem eigenen Charakter. Ebenso denkt er über Robs scheinbare Gegenwärtigkeit nach und welche Konsequenzen diese für ihn hat. Seine Gedanken drehen sich allerdings oft im Kreis und es wurde an einigen Stellen zu viel schon Bekanntes wiederholt.

Neben Carl lernt der Leser vor allem seine Mutter sowie Neisha kennen. Carls Mutter war mir von Beginn an absolut unsympathisch. Mit ihrem alles abblockenden Verhalten sowie ihren starken Alkoholkonsum macht sie Carl die Situation nicht leichter. Eine große Rolle spielt auch Neisha, Robs Ex-Freundin, die als einzige beim Vorfall am See mit dabei war, doch sie verweigert die Kontaktaufnahme. Carl und Neisha verbindet allerdings ein ganz besonderes Band, und ihre komplizierte Beziehung wird von Rachel Ward gelungen herausgearbeitet. Wird Neisha Carl helfen, seine Erinnerung wiederzuerlangen? Können die beiden vor dem Hintergrund der Ereignisse zueinander finden? Und wird Carl Neisha beschützen können?

Die Situation, in der Carl sich befindet, wird mit jedem Kapitel mysteriöser. Allmählich begann ich mich zu fragen, ob Rob wirklich gefährlich werden kann. Als gestaltlose Stimme in Carls Ohr wirkt seine Anwesenheit zwar unheimlich, aber nicht wirklich bedrohlich. Zu diesem Zeitpunkt empfand ich die Geschichte noch als wenig spannend, da ich vielmehr auf Carls ersten Besuch beim Psychologen wartete. Dieser bleibt jedoch aus, und die Situation spitzt sich immer mehr zu. Schließlich wird die Bedrohung konkreter, und ab diesem Zeitpunkt steigert Rachel Ward die Spannung kontinuierlich. Hier setzt sie gekonnt das Element des Wassers ein, dessen im Buchtitel angedeutete Gefährlichkeit dem Leser nur allzu deutlich werden wird.

Nach diesem Buch werdet ihr Wasser mit anderen Augen sehen! Zumindest ein paar Tage lang. ;-) In „Drowning: Tödliches Element“ setzt Rachel Ward Carls toten Bruder und jede Menge Wasser geschickt ein, um Mystery-Elemente in die Handlung zu bringen und den Leser erschaudern zu lassen. Bald zeichnet sich für Carl eine konkrete Bedrohung ab, und die Spannung steigt. Jugendliche Leser mit Vorliebe für mysteriöse und ungewöhnliche, spannende Geschichten werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen!

Kommentare

Soffie kommentierte am 23. November 2013 um 12:48

Deine Rezension gefällt mir richtig gut! Nur das Buch hat für mich diese Tiefe leider nicht erreicht. Ich habe zwar ein wenig mitgefiebert, aber das Ende war dann doch zu offensichtlich und in meinen Augen ein wenig zu schwach, um den Titel wirklich gut zu finden. Vielleicht liegt das an meinem Alter, und für die Jugendlichen reicht es, aber der deutliche "Thrill" blieb bei mir leider aus.