Rezension

Was ist an Lavendel und Südfrankreich so gefährlich?

Gefährlicher Lavendel - Remy Eyssen

Gefährlicher Lavendel
von Remy Eyssen

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover ist sehr auffällig. Es vermittelt eine etwas düstere, aber doch warme Sommerstimmung. Denn mehr als zwei Drittel des unteren Bereichs des Covers nimmt ein riesiges Lavendelfeld ein, das bis zum Horizont reicht. Am Ende des Feldes steht ein einzelner Baum, der sehr einsam wirkt. Der Himmel ist sehr düster. Dort steht der Titel des Buches „Gefährlicher Lavendel“ sowie der Name des Autors „Remy Eyssen“, der nicht so gut zur Geltung kommt. Ein Cover an dem man nicht vorbei sehen kann. Es fällt einem sofort ins Auge, dieses leuchtende Lavendelfeld. Ein einfacher Hingucker.

Der Prolog versetzt uns über 20 Jahre zurück ins Jahr 1995 auf ein Flüchtlingsboot, dass jederzeit kentern könnte, spielte sich eine Tragödie ab. Selbst heute ist es noch ein sehr aktuelles Thema.

Am Anfang des Krimis lernen wir den Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter kennen, der seine Karriere in Frankfurt am Main für eine Stelle in Le Lavandou, Südfrankreich, aufgegeben hat. Es war seine Rettung, seine Flucht vor den schlimmen Erinnerungen der Vergangenheit. Jetzt lebt er mit Capitaine Isabelle Morell und ihrer nicht immer so braven 15jährigen Tochter Lilou zusammen und fühlt sich wie ein echter Südfranzose.

 

Diese wunderschöne Region der Provence wird im März beschrieben. Die ersten Touristen sitzen schon in den Cafés und der Ort bereitet sich auf den großen Blumenkorso, der Ende des Monats durch den Ort ziehen, vor. Die Einheimischen wie auch Dr. Richter treffen sich beim Boule, dem Informationszentrum des Ortes, wo sie offen den Tratsch des Dorfes diskutieren. Dort ist auch das plötzliche Verschwinden des Richters Nicolas Lambert das Gesprächsthema Nummer eins. Besonderes Augenmerk wird auf seine Geliebte gerichtet. Es werden die Kleinstadtintrigen, Amouren und Abhängigkeit zur Distrikthauptstadt sichtbar. Dr. Richter wird an seinem freien Samstag zur Klinik Saint-Sulpice gerufen. Dort soll er sich die Patientin Nathalie Leclerc, die von einem Mann mit einem Messer verletzt wurde um sie zu vergewaltigen, ansehen.

Isabelle Morell, Dr. Richters Freundin, ist mit der Untersuchung des seit Tagen spurlos verschwunden Richters Lambert beschäftigt. Nach einer Woche wird die Leiche des Richters gefunden. Ohne auf die Spurensicherung zu warten, wird die Leiche in die Rechtsmedizin gebracht. Dort stellt Leon Richter, gerade als er mit der Obduktion beginn will, fest, dass der Richter Lambert noch lebt. Sofort wird Nicolas Lambert in die Notaufnahme gebracht, er wird mehrmals reanimiert, stirbt nach 48 Stunden überraschend. Bei der Obduktion der Leiche stellt Dr. Ritter massive Gewalteinwirkung fest. Der Tote wurde unter ungeheuren Qualen  gefoltert und er wurde gepfählt. In den nächsten Tagen wird nicht nur die Gendarmerie National von weiteren mysteriösen Begebenheiten und unfassbaren Taten in Atem gehalten auch Dr. Richter bekommt schrecklich zugerichtete Leichen auf seinen Obduktionstisch. Sie lassen ihn nicht zur Ruhe kommen, und so ermittelt er auf eigene Faust. Bei seinen akribischen Ermittlungen findet er Beweise, die bis ins Jahr 1995 zurückreichen, und ihn selbst in Lebensgefahr bringen.
 

Der Schreibstil ist fantastisch, fesseln und spannend bis zum Schluss. Die Charaktere und ihre Eigenarten sind sehr gut beschrieben. Die Landschaft und Handlungsorte wurden sehr bildlich dargestellt, so konnte ich in den Krimi und die Frühjahrsurlaubsstimmung, bei angenehmen Temperaturen und viel Sonne, eintauchen und der Handlung folgen als gehörte ich zum Leon-Ritter-Ermittlungs-Team. Sehr gerne würde ich weitere Bücher des Autors lesen.

Ich habe in diesem wunderbaren Krimi viel über Südfrankreich, die Landschaft, die Menschen und die französische Lebensart erfahren. Die Orte und die Landschaft mit den Weinbergen sind so wunderbar beschrieben, man bekommt richtig Lust dort seinen Urlaub zu verbringen oder, vielleicht wie Leon Ritter, für immer dort zu bleiben.