Rezension

Was ist denn nun ein "Schragl"?

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß - Radek Knapp

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
von Radek Knapp

Bewertet mit 3.5 Sternen

Radek Knapp ist Walerian ist Radek Knapp.

Mit 12 Jahren wird der junge Pole Walerian von seiner unberechenbaren Mutter, die ihn bei den Großeltern aufwachsen ließ, nach Wien „entführt“.

Mit ziemlich ironischen Untertönen schildert Knapp das Heranwachsen seines Protagonisten Walerians, fernab der Heimat, zunächst ohne Sprachkenntnisse und ohne besondere Perspektive.

Eines ist Walerian bald klar, er gehört nicht in die schnöselige Handelsakademie am Karlsplatz (die übrigens auch meine Mutter einige Jahre vor Knapp besuchte), lieber steht er auf eigenen Füßen, auch wenn dies Schimmelpilz in der Wohnung und Gelegenheitsjobs vom Zeitungsbündeln über Würstelstandbetreiber bis zum Heizungsableser bedeutet. Er trifft sie alle, die Gemeindebaubewohner, die  neureichen Kapitalisten, andere zugereiste Gastarbeiter und sogar Leonard Bernstein vor dem Musikverein. Seine seltsame Erkrankung der Augenstarre – ein Emigrantenschicksal? – heilt er selbst, indem er beginnt alles zu notieren. Sein Jugendschwarm verhilft ihm zu geglückten Reparaturversuchen und anderen Höhepunkten. Auch ein verk(n)appter Selbstmörder, trägt seins dazu bei, dass Walerian sein „Boot zum Laufen bringt“.

Eigentlich kein Wunder, dass Knapp diese Buch vor seiner Mutter geheim hält. Wenn’s wahr ist.

Und was ein „Schragl“ ist, wissen nicht einmal die Wiener.