Rezension

Was kommt danach ...

After passion
von Anna Todd

Bewertet mit 1 Sternen

Inhalt

Endlich ist es soweit. Tessa wird studieren, sie stellt sich das Studentenleben toll vor, Vorlesungen, Bücher, Hausaufgaben, lernen. Doch an ihrem ersten Tag begegnet sie Hardin, der dunkle, unnahbare Typ, in seiner Gegenwart kann sie kaum einen klaren Gedanken fassten. Doch Hardin will nichts von ihr wissen, oder?

Meinung

Die Bücher der After-Reihe von Anna Todd haben mal wieder diesen Hype-Charakter, dem ich mich nicht entziehen kann. Ich bin ein neugieriger Mensch und muss sowas einfach lesen. Mittlerweile frage ich mich tatsächlich, ob ich die Einzige bin, die das einfach nur schrecklich findet.

Irgendwo habe ich gelesen, dass dieses Buch ein „Pageturner“ ist. Leider muss ich dem tatsächlich zustimmen. Ich konnte nicht aufhören zu lesen und das meine ich nicht im positiven Sinne. Es war eher wie ein Unfall, man kann nicht wegsehen, egal wie schlimm es ist.

Beginnend mit der Protagonistin Tessa. Wir haben es (mal wieder) mit einer jungen, unscheinbaren Dame zu tun, eine graue Maus, wenn man so will, die im Grunde ziemlich hübsch ist, eine gute Figur hat und klug (das stelle ich mal in Frage, aber ich denke Anna Todd hatte das im Sinn) ist. Natürlich ist Tessa sich dessen selbst nicht bewusst und versteckt sich hinter antiquierten Kleidungsstücken, die selbst von der 90-jährigen Uni-Bibliothekarin verschmäht werden. Nicht zu vergessen strahlt Tessa diese klischeehafte Naivität aus, die offensichtlich alle amerikanischen jungen Frauen die in einer Kleinstadt und in einem gut behüteten zu Hause aufgewachsen sind, an den Tag legen. Man könnte es für süß und niedlich halten, ich finde es nur total nervig. Was bewegt Autoren dazu, ihre Charaktere mit dieser Eigenschaft, in dieser Ausprägung, auszustatten? Ich weiß es nicht.

Weiter geht es mit dem nächsten Hauptakteur, Hardin. Er ist das genaue Gegenteil von Tessa. Er ist rebellisch, unangepasst, böse, rau, gutaussehend und weiß das auch. Und um das zu unterstreichen wird ihm ein „fieses“ aussehen verpasst. Dafür gibt es natürlich nur einen Weg und ihr kennt ihn alle. Na klar, Tattoos und Piercings in Hülle und Fülle sowie düstere, schwarze Klamotten, immer ein finsterer Gesichtsausdruck. Vom Charakterlichen her ist er so wie man ihn erwartet ein A****. Ja, ich habe den Klappentext gelesen und das Buch wirbt mit dem Good Girl und dem Bad Boy, aber mit ein bisschen Fantasie und einem Blick über den Tellerrand hinaus, kann man das auch ohne die ganzen Klischees darstellen.

Es kommt wie es kommen muss, Tessa verknallt/verliebt sich in Hardin. Absolut ok, wieso auch nicht, aber er behandelt sie wie Dreck und Abschaum, erniedrigt und beleidigt sie, vor seinen Freunden verleugnet er sie, tut als wäre Tessa peinlich und am nächsten Tag kriecht er vor ihr. Und Tessa? Ja, die lässt sich das alles schön gefallen, nach jedem Peitschenhieb (metaphorisch) wirft sie sich ihm erneut an den Hals, nur um dann wieder fortgestoßen zu werden. Tessa wirft die Frauenwelt mit ihrem Verhalten mal locker 60 Jahre zurück in die Vergangenheit, Emanzipation, Frauenrechte? Pah, wer braucht das schon, wenn man Hardin haben kann. Während dem Lesen konnte ich gar nicht aufhören mit dem Kopf zu schütteln, es war so unglaubwürdig, ich war fassungslos. Hardin ist für mich ein absolutes no-go.

Tessa und auch Hardin haben von der Autorin eine schwierige Familiensituation mitbekommen, irgendwie muss man sich die offensichtlichen psychischen Probleme ja erklären können. Hier ist wieder so ein Knackpunkt, es wirkt viel zu konstruiert. Tessa, die sich abnabeln will, von ihrer herrschsüchtigen und kontrollierenden Mutter. Hardin, der wegen vielerlei Sachen (wegen Spoileralarm gehe ich nicht näher darauf ein) sauer auf seinen Vater ist.

Für mich stellt es eine grpße Schwierigkeit dar, wenn ich mich mit Charakteren in einem Buch überhaupt nicht identifizieren kann, hier war das der Fall. Hardin wollte ich nicht als meinen Freund, selbst wenn wir beiden die letzten Menschen auf der Erde wären. Und Tessa wollte ich eigentlich nur schlagen. Ihre Handlungen sind nicht nachvollziehbar. Total unangebracht für die kluge Frau, die sie eigentlich sein sollte.

Ein Kernpunkt in diesem Buch soll auch die Erotik darstellen. Ja, es gibt einige Stellen mit sexuellen Handlungen, aber diese sind auf „Bravo“-Niveau. Ich fand diese Erotik weder prickelnd oder in irgendeiner Art anspruchsvoll. Ich empfand es eher als unbeholfenes „Gefummel“.

Ich habe schon viele Bücher gelesen und einige Filme gesehen, das Ende war einfach typisch für so eine Geschichte. Absolut nicht überraschend und sehr vorhersehbar.

Fazit

Dieses Buch bzw. die ganze Reihe polarisiert, man liebt es oder man hasst es. Ich gehöre zur zweiten Kategorie. Man darf bei After passion keine besonders neuartige Geschichte erwarten, ebenso wenig wie Tiefgründigkeit. Wer es wegen der Erotik lesen will, lasst es, da gibt es bessere Bücher. Die Charaktere triefen nur so vor Klischees und sind allesamt unsympathisch.

Leider muss ich zugeben, dass das Konzept dennoch aufgeht. Ich habe mich hinreißen lassen, das zweite Buch zu lesen.