Was macht das Leben lebenswert
Bewertet mit 5 Sternen
Tom Hazard, geboren 1581 als adeliger Spross in einem französischen Chateau, flieht nach dem Tod des Vaters während der Religionskriege mit seiner Mutter nach England. Als er 13 Jahre alt ist, hört er auf zu altern. In 10 Jahren altert er um eins. Nach dem Verlust seiner Mutter, an deren Tod er sich die Schuld gibt, kommt er nach London. Dort lernt er Rose kennen. Rose ist seine große Liebe. Doch ist es möglich diese Liebe zu leben? Im Prinzip sind sie im gleichen Alter, nur Tom sieht man sein wirkliches Alter nun mal nicht an. Das bringt viele Probleme mit sich.
Tom wird einsam. Er lebt, während die Zeit für alle anderen normal voranschreitet. Er umsegelt die Weltmeere, lebt in verschiedenen Ländern bis er im 19. Jahrhundert sich der Albatross Gesellschaft anschließt. Eine Vereinigung, in der alle Mitglieder die gleiche Anomalie des langsamen Alterns besitzen. Alle acht Jahre muss Tom einen Auftrag erfüllen und dann bekommt er von der Gesellschaft eine neue Identität. Doch ist die Gesellschaft wirklich eine Rettung aus seiner Einsamkeit? Im heutigen London unterrichtet Tom an einer Schule Geschichte. Eine Tätigkeit, die ihm Freunde bereitet. Zudem ist er dabei sich in seine Kollegin Camille zu verlieben. Laut den Regeln der Albatros Gesellschaft ein absolutes Tabu. Tom hat die Erfahrung gemacht, dass jedem Menschen, der sein Geheimnis kannte, etwas zugestoßen ist. Darum versucht er sich von Camille fernzuhalten. Ob Tom es jemals schaffen wird aus dem Kreislauf aus Schuld, Verlust und Einsamkeit auszubrechen und sein Leben endlich als Geschenk anzunehmen?
„Wie man die Zeit anhält“ ist ein fantastischer Roman, mit unendlich vielen Lebensweisheiten, die den Leser zum Nachdenken bringen. Ein Satz hat sich bei mir besonders eingeprägt:
„Das 21. Jahrhundert droht immer noch, sich zu einer schlechten Coverversion des 20. Jahrhunderts zu entwickeln“
Daneben gibt es auch etliche Dinge, die mit einem Augenzwinkern hinterfragt werden. Wie als Beispiel die Sinnhaftigkeit von Selbstbedienungskassen. Der Roman wird aus der Sicht des Ich Erzählers Tom geschildert, der unter seinem „Defekt“ leidet. Anstatt das Leben, das er voll ausschöpfen darf, anzunehmen, verbringt er seine Zeit mit Schuldgefühlen und Abschottung. Doch je mehr man über ihn erfährt, desto besser kann man ihn verstehen. Es ist ein unterhaltsames Lesevergnügen, wenn er von seinen Abenteuer berichtet, von bekannten Persönlichkeiten, die zufällig seine Wege kreuzten oder von seiner Liebe zu Rose. Als ich die letzte Seite gelesen hatte und das Buch zuschlug, war es wie ein Abschied von einem liebgewonnen Freund. Am Ende klärt sich für Tom glücklicherweise vieles, so dass man ihn guten Gewissens gehen lassen kann.
Ein empfehlenswertes Buch! Es macht deutlich, dass egal wie lange du lebst, es zählt der Moment!